Die Hoffnung der Retter schwindet

  16 Auqust 2018    Gelesen: 966
Die Hoffnung der Retter schwindet

Noch immer werden Menschen in den Trümmern der Morandi-Brücke in Genua vermutet. In der Küstenstadt gilt ein von der Regierung verhängter Ausnahmezustand. Dass die Verschütteten lebend geborgen werden, wird allerdings immer unwahrscheinlicher.

Im norditalienischen Genua haben Rettungskräfte die zweite Nacht in Folge mit Hochdruck nach Überlebenden des katastrophalen Brückeneinsturzes gesucht. Im Flutlicht riesiger Scheinwerfer und mit Hilfe von Spürhunden suchten die Rettungsmannschaften auch in der Nacht auf Donnerstag noch ohne Unterlass unter den schweren Betonblöcken und Stahlteilen der eingestürzten Autobahnbrücke nach Verschütteten.

"Die Helfer haben natürlich noch die Hoffnung, einige Überlebende zu finden, aber je mehr Zeit vergeht, desto schwieriger ist das", sagte der örtliche Polizeikommandeur Riccardo Sciuto. Italiens Innenminister Matteo Salvini sagte dem Fernsehsender La7: "Leider ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich unter den Trümmern weitere Opfer befinden, sehr hoch."

Bis Mittwochabend wurde die Zahl der Toten offiziell mit 39 angegeben. 16 Menschen wurden verletzt, neun davon schweben in Lebensgefahr. Es gibt noch mehrere Vermisste. Unter den Toten sind drei Kinder im Alter zwischen acht und 13 Jahren sowie vier junge Franzosen, drei Chilenen und ein Kolumbianer. Für die Toten soll es am Samstag ein Begräbnis geben, erklärte Regierungschef Giuseppe Conte. Für diesen Tag soll auch eine Staatstrauer gelten.

Der mehr als 40 Meter hohe Polcevera-Viadukt, der nach seinem Erbauer auch Morandi-Brücke genannt wird, spannte sich unter anderem über Wohnhäuser, Gleisanlagen und Fabriken. Am Dienstagmittag war er während eines heftigen Unwetters auf einem rund 100 Meter langen Stück eingestürzt und hatte zahlreiche Fahrzeuge mit in die Tiefe gerissen. Die Brücke ist Teil der Autobahn A10 und verbindet nicht nur den Osten mit dem Westen der Stadt. Sie ist auch als Urlaubsverbindung "Autostrada dei Fiori" bekannt und eine wichtige Verbindungsstraße nach Südfrankreich, in den Piemont und die Lombardei.

Hunderte Menschen sind obdachlos


Die Morandi-Brücke ist allerdings seit langem umstritten. Das Bauwerk musste bereits mehrfach saniert werden. Die Kosten dafür stiegen zuletzt weiter an. Nach dem Einsturz machten Regierungsmitglieder den privaten Betreiber der Autobahn für die Katastrophe verantwortlich und wollten ihm die Lizenz entziehen. Conte erklärte, es sei die Justiz, die die Verantwortlichkeiten klären müsse. "Aber unsere Regierung kann nicht weiter warten." Deswegen seien diese Schritte eingeleitet worden.

Die italienische Regierung verhängte am Mittwoch einen zwölfmonatigen Ausnahmezustand in der Hafenstadt und stellte fünf Millionen Euro Nothilfe bereit. Das Dekret soll ermöglichen, "erste wichtige Maßnahmen zu treffen, um dem Ausnahmezustand zu begegnen", erklärte Conte. Dazu gehöre, schnellstmöglich die Sicherheit in der betroffenen Region der Stadt zu garantieren und Betroffenen zu helfen. In diesem Zuge soll auch ein Sonderbeauftragter für den Wiederaufbau benannt werden.

Vieles deutet darauf hin, dass die Brücke abgerissen und eine neue errichtet werden soll. Die Tragödie hat Hunderte Menschen obdachlos gemacht: Sie mussten ihre Häuser nahe der Brücke aus Sicherheitsgründen verlassen - und das möglicherweise für immer. "Bis Ende dieses Jahres werden wir all diesen 634 in Sicherheit gebrachten Genuesen ein neues Zuhause geben", versprach Salvini.

Quelle: n-tv.de


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