“Mein Kampf“ ab 8. Januar wieder erhältlich

  29 Dezember 2015    Gelesen: 642
“Mein Kampf“ ab 8. Januar wieder erhältlich
70 Jahre lang war die Veröffentlichung in Deutschland illegal, nun laufen die Urheberrechte aus. In der kommenden Woche erscheint die Neuauflage von Adolf Hitlers "Mein Kampf".


Nur noch ein paar Tage, dann ist Schluss. Dann darf Adolf Hitlers "Mein Kampf" wieder gedruckt werden. Das Buch, das Hitler in den 20er-Jahren in seiner Haft schrieb und das als Grundlage seiner Rassen- und Eroberungspolitik gilt, wurde bis 1945 mehr als 12 Millionen Mal verkauft. Die Urheberrechte gingen nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Freistaat Bayern über. Seither verweigerte das Land den Neudruck. Der Besitz des Buches war zwar nicht strafbar, die Veröffentlichung aber illegal. In vielen Ländern, wie zum Beispiel in den USA, gab es Neudrucke, das bayerische Urheberrecht gilt dort nicht. Weil die Rechte zum 1. Januar auslaufen, ist der Druck auch in Deutschland wieder möglich.

Am 8. Januar stellt das Münchener Institut für Zeitgeschichte die Neuauflage von "Mein Kampf" vor. Ein Forschungsprojekt hat innerhalb von drei Jahren eine kommentierte Ausgabe aufbereitet. Darin erklären Historiker den Entstehungskontext, ordnen historische Fakten ein und stellen dem Inhalt moderne Forschungsergebnisse gegenüber. Das Buch soll etwa 2000 Seiten haben und 59 Euro kosten.

Der an dem Projekt beteiligte Historiker Christian Hartmann sprach mit der Deutschen Presse Agentur über die Arbeit an der Neuauflage: "So ein irres Gebräu zu widerlegen, das ist schwierig. Man ist es in wissenschaftlichen Diskursen ja gewohnt, auf Augenhöhe zu argumentieren, in diesem Fall war es aber so, dass man sich mit völlig abstrusen Vorstellungen auseinandersetzen muss", sagte er. " Wir mussten im Grunde beweisen, dass die Erde nicht flach ist." Ob ihm die Arbeit Spaß gemacht habe? "Man kann seine Lebenszeit auch mit besserer Literatur verbringen. Ich hab jetzt von Hitler schon auch die Nase voll", sagte Hartmann.

Die Neuausgabe von "Mein Kampf" ist nicht unumstritten. Im Vorfeld der Buchvorstellung gibt es heftige Debatten über eine mögliche Volksverhetzung. Die Buchkette Thalia will das Buch nicht in Filialen auslegen, Bestellungen sollen jedoch möglich sein. Einer Umfrage von YouGov zufolge lehnt jedoch eine Mehrheit der Deutschen ein Veröffentlichungsverbot ab. 51 Prozent antworteten in der Befragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov, sie seien "ganz und gar" (22 Prozent) beziehungsweise "eher" (29 Prozent) gegen ein solches Verbot.

Bildungsministerin Johanna Wanka befürwortet die Neuerscheinung. Sie fordert sogar, das Werk im Schulunterricht einzusetzen. Die kritische Neuauflage habe das Ziel "zur politischen Bildung beizutragen und ist entsprechend allgemeinverständlich geschrieben", sagte Wanka der "Passauer Neuen Presse". Sie begrüße es, "dass einem breiten Publikum damit eine wissenschaftlich fundierte Einordnung zur Verfügung steht und die Aussagen Hitlers nicht unwidersprochen bleiben", sagte Wanka. "Schülerinnen und Schüler werden also Fragen haben - und es ist richtig, dass sie diese im Unterricht loswerden und über das Thema sprechen können."

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