Thüringen hat ein Konzert von mehreren Tausend Rechtsextremen in dem kleinen Dorf Mattstedt mit juristischen Mitteln verhindert. Nachdem das Verwaltungsgericht Weimar ein von der Kommune mit Unterstützung des Landes erlassenes Nutzungsverbot für eine Industriebrache bestätigte, zeigte sich die rot-rot-grüne Landesregierung erleichtert. Ministerpräsident Bodo Ramelow von der Linken und Landesinnenminister Georg Maier von der SPD sprachen von einem Etappensieg im Kampf gegen Rechts.
Allerdings suchte sich die rechte Szene prompt einen Ausweichort in Thüringen. Etwa 400 Menschen versammelten sich nach Polizeiangaben zu einem Neonazi-Konzert auf einem Privatgrundstück in der Gemeinde Kloster Veßra im Kreis Hildburghausen. Es wurde von einem bekannten Vertreter der rechten Szene in Thüringen kurzfristig als Versammlung auf eigenem Grundstück angemeldet. Vier Bands, die für Mattstedt angekündigt waren, spielen nun demnach in dem Südthüringer Ort. Die Polizei ist vor Ort und geht möglichen Rechtsverstößen nach.
Thüringen war bereits in den vergangenen Jahren immer wieder Schauplatz für große Konzerte der rechten Szene - in diesem Jahr unter anderem im südthüringischen Themar. "Wir haben erstmals bei der Verhinderung einer solchen Veranstaltung einen juristischen Sieg errungen", sagte Maier nach einem Gottesdienst in Mattstedt im Weimarer Land. Ramelow sagte: "Wir sind heute erst eine Etappe weitergekommen, aber sind noch lange nicht über den Berg, über den wir müssen - dass Thüringen kein Aufmarschgebiet für Hassgesänge, für Altnazis, Neonazis, Unverbesserliche und Holocaustleugner sein darf."
Zu dem Gottesdienst kamen neben Ramelow mehrere Minister, CDU-Landeschef Mike Mohring sowie Landtagsabgeordnete und Kommunalpolitiker. Bürgerbündnisse, die evangelische Kirche und Parteien hatten in Erwartung des Konzerts zu Protesten aufgerufen. Sie feierten nach dem Gottesdienst ein kleines "Fest der Demokratie".
Veranstalter dürfen Gelände nicht betreten
Die Kommune hatte die Versammlung der Rechten nicht verboten, sondern die Nutzung eines brachliegenden Industriegeländes untersagt, weil die Konzertveranstalter nicht mit allen Eigentümern - darunter einer Immobiliengesellschaft des Bundes - Verträge hatten. Die Polizei wies an Kontrollstellen anreisende Angehörige der rechten Szene zurück. Es seien eine Reihe von Platzverweisen erteilt worden, sagte eine Polizeisprecherin auf Anfrage. Eine starke Anreisewelle von Rechtsextremen in Richtung Mattstedt habe es nach der Gerichtsentscheidung aber nicht gegeben.
Das Verwaltungsgericht Weimar hatte am Freitagabend einen Eilantrag der Konzert-Veranstalter gegen das Nutzungsverbot der Industriebrache durch die Gemeinde Ilmtal-Weinstraße abgelehnt. Diese durften damit die Flächen in Mattstedt nicht betreten und dürfen ihre Technik auch erst am Montag abbauen. Die Gemeinde hatte kurzfristig das mehreren Eigentümern gehörende Gelände zum Schutz vor möglichen Beschädigungen sichergestellt und in amtliche Verwahrung genommen. Gerechnet worden war mit bis zu 3000 Rechtsextremen.
Quelle: n-tv.de
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