In Syrien laufen Vorbereitungen für eine möglicherweise entscheidende Schlacht, die nach Einschätzung von Beobachtern neue Fluchtbewegungen in größeren Ausmaßen auslösen könnte: Die syrische Armee bereitet eine stufenweise Offensive gegen die Region Idlib im Norden des Landes vor.
Die Angriffe würden sich zunächst auf südliche und westliche Teile des letzten großen von Rebellen kontrollierten Gebietes konzentrieren, sagte ein Vertreter einer regionalen Allianz, die auf Seiten der Truppen von Syriens Präsidenten Baschar al-Assad kämpft. Die Stadt Idlib selbst solle zunächst nicht angegriffen werden, hieß es.
Zuvor hatte auch Russland, Assads wichtigster Verbündeter, seine Drohungen gegen die verbliebenen Regimegegner verschärft. Parallel zu der massiven Verstärkung der russischen Seestreitmacht im östlichen Mittelmeer hatte Russlands Außenminister Sergej Lawrow die letzte verbliebene Rebellenenklave zuletzt als "eiterndes Geschwür" bezeichnet, das "liquidiert" werden müsse. Idlib sei die "letzte Brutstätte des Terrors" in Syrien. Die Extremisten dort missbrauchten die Zivilbevölkerung als menschliche Schutzschilde und hinderten die verhandlungswilligen Rebellengruppen am Dialog mit der Regierung, sagte Lawrow.
Seit Wochen gibt es Anzeichen, dass die syrische Armee mit russischer Hilfe gegen Idlib vorgehen will. Die dort verbliebenen Rebellengruppierungen werden tatsächlich von radikalen Islamisten dominiert. Die syrischen Streitkräfte hatten allerdings bei der Eroberung anderer Regionen des Landes auch Zehntausende gemäßigte Rebellen samt ihrer Familien und leichter Bewaffnung nach Idlib abziehen lassen. Das Nachbarland Türkei ist in der Region ebenfalls mit mehreren stark befestigten Außenposten stationiert.
UN befürchtet neue Flüchtlingswelle
Die Vereinten Nationen befürchten, dass eine Offensive eine neue Fluchtwelle auslösen könnte. Etwa 2,5 Millionen Menschen könnten sich dann in Richtung türkische Grenze bewegen, heißt es. UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich zutiefst besorgt angesichts des "wachsenden Risikos einer humanitären Katastrophe" im Fall einer militärischen Offensive gegen Idlib. Jeglicher Einsatz chemischer Waffen sei komplett inakzeptabel, warnte Guterres zudem. Die Regierung Syriens und alle Beteiligten rief der UN-Chef zur Zurückhaltung auf.
Einem Bericht der russischen Zeitung Iswestija zufolge zog Russland in den vergangenen Wochen die größte Militärpräsenz seit Beginn der russischen Intervention zugunsten Assads in den Syrien-Krieg 2015 im Mittelmeer zusammen. In den vergangenen Wochen hatten sich die Hinweise auf einen möglicherweise bevorstehenden Angriff syrischer Regierungstruppen auf die von Rebellen gehaltene Region verstärkt.
Quelle: n-tv.de
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