Polizei beginnt mit Räumung im Hambacher Forst

  13 September 2018    Gelesen: 1155
Polizei beginnt mit Räumung im Hambacher Forst

Die Polizei rechnet mit einem tagelangen Einsatz: Im Braunkohlerevier Hambacher Forst haben die Behörden mit der Räumung der Baumhäuser begonnen. Aktivisten wollen gewaltlosen Widerstand leisten.

 

Im Braunkohlerevier Hambacher Forst haben die Behörden mit der Räumung der Baumhäuser von Aktivisten begonnen. Gegen 8.20 Uhr sind Beamte des Bauamts und Polizeibeamte in den Wald gegangen. Per Megafon seien die Aktivisten aufgefordert worden, die Baumhäuser innerhalb von 30 Minuten freiwillig zu verlassen, sagte ein Sprecher der zuständigen Stadt Kerpen. Zahlreiche Baumbesetzer haben das Ultimatum verstreichen lassen. Auch nach Ablauf der Frist saßen sie in den Bauten und kündigten Widerstand an.

Augenzeugen berichten, dass von den Umweltaktivisten errichtete Barrikaden bereits geräumt würden, um an die Baumhäuser zu gelangen. Die Polizei sei mit massiven Einsatzkräften sowie Räumpanzern und Wasserwerfern vor Ort. Eine konkrete Zahl der Einsatzkräfte nennt die Polizei zunächst nicht.

Der Aachener Polizeipräsident Dirk Weinspach sagte dem SPIEGEL: "Wir gehen von einem Einsatz aus, der mindestens mehrere Tage dauern wird und der dramatische Bilder produzieren wird. Wir haben um die 60 Baumhäuser, die geräumt werden müssen. Wir wissen nicht, wer in den Baumhäusern sitzt und ob sich die Person eventuell festgekettet hat. Diese Menschen aus den Baumhäusern zu holen, ist eine große Herausforderung."

Die Waldbesetzer haben einen gewaltlosen Widerstand angekündigt. "Für viele ist das ihr Zuhause. Es gibt Menschen, die hier seit sechs Jahren wohnen", sagte Freddy, der auf einem Baumstamm in etwa zehn Meter Höhe ausharrte. Die Baumhäuser seien ein europaweit bekanntes Symbol geworden.

Beim Verwaltungsgericht Köln ist zunächst kein Antrag der Baumbesetzer eingegangen, die Räumung noch juristisch zu stoppen. "Bis jetzt liegt kein Antrag gegen die Räumung vor", sagte eine Sprecherin des Verwaltungsgerichts in Köln am Vormittag.

 

Das nordrhein-westfälische Bauministerium hatte die zuständige Stadt Kerpen am Mittwochabend angewiesen, die Baumhäuser unverzüglich zu räumen. Ein Sprecher des Ministeriums führte dafür Brandschutzgründe an. "Bei den Baumhäusern handelt es sich um illegale bauliche Anlagen. Wegen der Brandgefahr für die Nutzenden bestand sofortiger Handlungsbedarf", sagte er. Vergleichbar sei der Fall mit der jüngsten Räumung eines Hochhauses in Dortmund, weil dort der ausreichende Brandschutz nicht mehr gewährleistet war.

Nach der Räumung sollen die Baumhäuser unbrauchbar gemacht oder beseitigt werden. In der Nähe des Waldgebietes, das zu einem Symbol des Widerstands gegen die Braunkohle geworden ist, formierte die Polizei massive Kräfte. Geplant sei einem WDR-Bericht zufolge einer der größten und längsten Polizeieinsätze in der Geschichte von Nordrhein-Westfalen.

Nach SPIEGEL-Informationen werden dabei Polizeibeamte aus dem gesamten Bundesgebiet eingesetzt, auch die Bundespolizei wird vor Ort sein. Zu den Einsatzkräften werden auch Höhen-Interventionsteams gehören, so genannte HIT-Teams. Sie haben die Aufgabe, die Umweltaktivisten mit Hilfe von Hubsteigern aus den Baumhäusern zu holen.


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