Bei Erinnerungen an Erlebtes sind im Gehirn zum großen Teil dieselben Areale aktiv wie beim Abspeichern dieser Erlebnisse. Jede episodische Erinnerung ist einzigartig und an einen bestimmten Ort und Zeitpunkt gebunden. Im Erinnerungsprozess werden die Sinnesinformationen reaktiviert - also zum Beispiel Areale des Sehsinns wieder aktiv. Die Analyse ergab nun, dass dies bereits nach 100 bis 200 Millisekunden geschieht.
"Ergebnisse zeigen sehr schnelle Reaktion des Gehirns"
"Man hat gedacht, dass das Gehirn eine Weile braucht, um im Hippocampus - einer wichtigen Region für das Langzeitgedächtnis - danach zu suchen", erklärte Simon Hanslmayr von der Universität Birmingham. "Unsere Ergebnisse rütteln an dieser Vorstellung, denn sie zeigen eine sehr schnelle Reaktion des Gehirns." Erste Hinweise darauf hätten zuvor bereits andere Studien ergeben.
Gerade diese frühen Prozesse seien entscheidend für das erfolgreiche Erinnern an ein Geschehen, fanden die Forscher zudem heraus. Hemmten sie die frühe Reaktivierung mit sogenannter transkranieller Magnetstimulation (rTMS), störte das den Abruf der Erinnerungen. "Die Ergebnisse helfen uns, das episodische Gedächtnis, also die Erinnerung an Erlebnisse des Menschen, besser zu verstehen", erklärte Waldhauser. Im Unterschied dazu speichert das semantische Gedächtnis Fakten - wie zum Beispiel, dass Paris die Hauptstadt von Frankreich ist.
Nutzen für die Psychiatrie?
Einen Nutzen könne möglicherweise die Psychiatrie haben, hieß es. "Es wäre hilfreich, in den Abruf von Erinnerungen eingreifen zu können, zum Beispiel bei Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen, die von wiederkehrenden unerwünschten Erinnerungen geplagt werden", so Waldhauser. Womöglich könne man in Zukunft einmal gezielt gegen diese immer wieder auftretenden Bilder vorgehen - allerdings seien zunächst weitere Studien nötig.
Tags: