Vatikan will über Ehe für Priester reden

  26 Oktober 2018    Gelesen: 929
Vatikan will über Ehe für Priester reden

Wie geht die katholische Kirche in Deutschland mit der Pflicht zur sexuellen Enthaltsamkeit für Priester um? Der Botschafter des Papstes in Deutschland deutet einen möglichen Kurswechsel an. Der Vatikan, sagt er, sei zu Gesprächen bereit.

Der akute Priestermangel und die Serie an Missbrauchsskandalen zwingen die katholische Kirche zum Umdenken: Der Vertreter des Vatikans in Deutschland fordert angesichts des bisherigen Umgangs mit Sexualität im Priesterstand eine Debatte um die umstrittene Verpflichtung zur Ehelosigkeit. "Der Zölibat ist kein Tabu", sagte Erzbischof Nikola Eterovic der Monatszeitschrift "Herder Korrespondenz". Die Worte des Kirchenvertreters haben Gewicht: Eterovic vertritt als Apostolischer Nuntius den Vatikan in Deutschland.

In der katholischen Kirche müssen Priester bislang sexuell enthaltsam leben. Heiraten oder Beziehungen führen, die über Freundschaft hinausgehen, dürfen sie nicht. Dadurch fehlen den Geistlichen Kritikern zufolge nicht nur eigene Erfahrungen in den für die Seelsorge zentralen Lebensfragen. Die von oben angeordnete Unterdrückung der eigenen Triebe halten zudem auch nicht wenige Psychologen für gefährlich. Dazu kommt, dass es Priesteramtskandidaten offenbar immer schwerer fällt, sich lebenslänglich zu Ehelosigkeit und sexueller Enthaltsamkeit zu verpflichten.

Mit dem Zölibat seien fraglos Probleme verbunden, mit dem Verheiratetsein von Priestern allerdings auch, räumte der Vatikan-Botschafter in Deutschland ein. "Es gibt keine Patentlösung in dieser Frage. Wir müssen einfach darüber diskutieren, was das Beste für die Kirche ist", sagte der gebürtige Kroate.

Die katholische Kirche ist in zahlreichen Ländern mit umfassenden Missbrauchsvorwürfen konfrontiert, die teils Jahrzehnte zurückreichen. In einer jüngst veröffentlichten Studie über sexuellen Missbrauch katholischer Kleriker an Kindern und Jugendlichen in Deutschland waren Tausende Verbrechen penibel dokumentiert worden.

Männer in Machtposition


In diesem Zusammenhang hatten unabhängige Wissenschaftler auch problematische Strukturen in der katholischen Kirche benannt, die Missbrauch nach wie vor befördern könnten. Neben dem Zölibat und einem "problematischen Umgang" mit dem Thema Sexualität gehöre dazu die ausgeprägte klerikale Macht einzelner Geistlicher.

Als Reaktion auf den Missbrauchsskandal hatte zuletzt bereits der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, eine Diskussion auch um den Zölibat gefordert. "Worte der Betroffenheit reichen nicht aus. Wir müssen handeln", hatte der Münchner Kardinal Anfang Oktober gesagt. Die Kirche müsse sich in einer ehrlichen Diskussion vielen Fragen stellen. Dazu gehörten "Machtmissbrauch und Klerikalismus, Sexualität und Sexualmoral, Zölibat und Ausbildung der Priester".

Quelle: n-tv.de


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