Lange herrschte bei den Gaspreisen für die Verbraucher Ruhe — über mehrere Jahre gingen sie sogar leicht zurück. Nun dreht sich der Wind. Rund 1,8 Millionen Haushalte in Deutschland werden im nächsten Jahr eine höhere Gasrechnung erhalten, berichtet die Deutsche Presseagentur. Bislang haben 244 Gasversorger ihren Preis erhöht oder das spätestens zum Jahreswechsel angekündigt, wie das Internet-Portal Check24 mitteilt.
Im Durchschnitt belaufen sich die Erhöhungen auf 8,4 Prozent. Für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 20 000 Kilowattstunden bedeutete das Mehrkosten von 111 Euro im Jahr. „Gas wird im Jahr 2019 spürbar teurer», sagte Check24-Geschäftsführer Oliver Bohr der dpa.
Zur gleichen Tendenz kommt das Vergleichsportal Verivox. Es hat 224 von insgesamt 710 Grundversorgern gefunden, die ihre Preise im Dezember und Januar um durchschnittlich 7,7 Prozent anheben. Am höchsten fallen demnach die Preissteigerungen mit 13 Prozent in Rheinland-Pfalz aus, aber auch in Brandenburg (11,5 Prozent) und Niedersachsen (10,1 Prozent) sei ein zweistelliges Plus zu verzeichnen. Stabil seien die Preise dagegen in den Stadtstaaten.
Handelspreise für Gas stark gestiegen
„Die Einkaufspreise für Erdgas sind zuletzt stark gestiegen», sagte Verivox-Energieexperte Mathias Köster-Niechziol der dpa. Die Einfuhrpreise für Erdgas seien in den vergangenen beiden Jahren um rund 40 Prozent nach oben gegangen. Speziell in diesem Jahr sind die Preise demnach noch mal deutlich gestiegen.
Ähnlich sehe es bei den Börsenpreisen für Erdgas aus, die das Statistische Bundesamt erhebt. Auch hier hätten die Preise zwischen September 2016 und September 2018 um rund 38 Prozent zugelegt. Allein zwischen März und Oktober dieses Jahres lag der Anstieg bei rund 50 Prozent.
Russland sorgt für Stabilität
Dass nicht noch viel mehr Versorgungsunternehmen ihre Preise erhöhen, ist laut Verivox auf langfristige Lieferverträge vor allem mit Russland zurückzuführen. So habe laut Medienberichten Gazprom bei Lieferverträgen über mehrere Jahre Fixpreise vereinbart. Dadurch hätten der Energiekonzern und die Versorger Planungssicherheit.
Ob die Preisstabilität bleibt, wenn sich das hohe Preisniveau für Importgas verfestige, bezweifeln die Verifox-Experten.
Sommer ist schuld am steigenden Gaspreis
Auch die steigenden Ölpreise im Jahresverlauf könnten Einfluss haben, auch wenn es eine unmittelbare Kopplung beider Preise nicht mehr gibt. „Öl spielt immer eine Rolle und ist ein Trendsetter für die Energiemärkte“, sagte Rainer Wiek vom Energie-Informationsdienst EID der dpa.
Zudem soll auch die Trockenheit im Sommer zum Preisanstieg beigetragen haben, weil nicht mehr so viel Kohle über die Flüsse transportiert werden konnte und deshalb zum Teil mehr Energie aus Gas gewonnen wurde sowie leere Speicher aufgefüllt werden mussten. Das habe die Nachfrage angeheizt. Auch hat Russland verstärkt den attraktiven asiatischen Markt beliefert, was Gas in Europa etwas knapper werden ließ.
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