Pflege-Oma wegen Totschlags vor Gericht

  27 November 2018    Gelesen: 875
Pflege-Oma wegen Totschlags vor Gericht

Sieben Monate nach dem gewaltsamen Tod eines Siebenjährigen aus Baden-Württemberg steht seine Betreuerin in Heilbronn vor Gericht. Noch immer ist unklar, was in der Todesnacht im Haus der Seniorin passierte.

Elisabeth S. war wie eine Großmutter für den siebenjährigen Ole. Jetzt steht die 70-Jährige wegen Totschlags vor dem Heilbronner Landgericht. Der Witwe aus dem baden-württembergischen Künzelsau wird vorgeworfen, den Jungen erwürgt zu haben.

Am 27. April 2018 hatte Elisabeth S. auf den Jungen aufgepasst. Das tat sie seit fünf Jahren häufiger. Immer wieder übernachtete Ole bei ihr, er fühlte sich bei der Seniorin wohl. Das Verhältnis der Familie zur Betreuerin sei herzlich und vertrauensvoll gewesen, heißt es. Die Pflege-Oma soll den Jungen "innig geliebt" haben, berichtete seinerzeit der "Stern" und zitierte damit eine Freundin der Frau. Er sei wie ein Enkel für sie gewesen. Die Eltern wähnten Ole also in guter Obhut.

Als sie ihren Sohn aber am nächsten Morgen bei der Bekannten abholen wollen, öffnet Elisabeth S. nicht. Ein Nachbar schließt die Tür mit einem Ersatzschlüssel auf, dann findet der Vater seinen Sohn leblos in der mit Wasser gefüllten Badewanne. Von der Witwe selbst fehlt jede Spur. Erst nach einem Hinweis aus der Bevölkerung des Ortes kann sie am späten Abend festgenommen werden. Seitdem sitzt sie in Untersuchungshaft. 

Motiv weiterhin rätselhaft


Über die Gründe der Tat rätseln die Ermittler und vor allem die Eltern wohl bis heute. Fest steht: Der Junge war bereits tot, als er in die Badewanne gelegt wurde. Er soll Würgemale am Hals gehabt haben, hieß es damals. Tatsächlich gab der Gerichtsmediziner "Gewalteinwirkung gegen den Hals" als Todesursache an. Ertrunken sei Ole nicht. Nach der Obduktion seiner Leiche wurde gegen die damals 69-Jährige Haftbefehl wegen Totschlags erlassen. Sie soll zunächst ihre Unschuld beteuert, in der Untersuchungshaft dann aber zu den Vorwürfen geschwiegen haben.

Die Tat hatte großes Entsetzen innerhalb der Bevölkerung von Künzelsau ausgelöst. Bürgermeister Stefan Neumann sagte: "Über den Tod des siebenjährigen Jungen aus Künzelsau sind wir zutiefst bestürzt. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie."

33 Zeugen und 3 Sachverständige sind geladen, neun Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil in diesem Prozess wird erst im kommenden Jahr erwartet. Die Eltern von Ole dürften aber vor allem darauf hoffen, endlich zu erfahren, was in der Nacht vom 27. auf den 28. April im Haus von Elisabeth S. wirklich geschah.

Quelle: n-tv.de 


Tags:


Newsticker