Kritik an Sean Penn für “El Chapo“-Interview
Scharfe Kritik kam auch von dem republikanischen Präsidentschaftsbewerber Marco Rubio. Ein Schauspieler, der den Vereinigten Staaten seine Karriere verdankt, habe natürlich das "verfassungsmäßige Recht, sich bei einem Verbrecher und Drogenhändler einzuschleimen", sagte der Senator. "Ich finde das aber grotesk."
Auch in Mexiko sieht man das Interview skeptisch. Penn und die mexikanische Schauspielerin Kate del Castillo, die das Treffen initiiert haben soll, sollten vernommen werden, hieß es aus Ermittlungskreisen. Nach Angaben eines mexikanischen Regierungsvertreters ist noch unklar, ob die Schauspieler mit dem Interview gegen Gesetze verstoßen haben. Zwar könne ein Reporter einen mutmaßlichen Drogenhändler interviewen. Penn und del Castillo seien aber keine Journalisten, sagte der Regierungsvertreter.
Drei Monate, bevor der meistgesuchte Verbrecher Amerikas am Freitag vom mexikanischen Militär geschnappt wurde, hatte er den US-Schauspieler Penn im Dschungel empfangen. Im US-Magazin Rolling Stone berichtet der Darsteller in allen Einzelheiten über die Begegnung, der monatelange Geheimverhandlungen vorausgegangen waren.
Mexikos Generalstaatsanwältin Arely Gómez sagte, die Behörden seien über Treffen Guzmáns mit Regisseuren und Schauspielern im Bilde gewesen, und diese hätten bei seiner Ortung geholfen. Der Drogenboss habe offenbar gehofft, es werde ein Film über ihn gedreht. Ein mexikanischer Regierungsmitarbeiter präzisierte am Samstag: "Wir wussten von diesem Treffen." Allerdings wurde der Drogenboss erst rund drei Monate nach seinem Treffen mit Penn verhaftet.
Penn schrieb im Rolling Stone, er habe sich am 2. Oktober sieben Stunden lang mit Guzmán auf einer Dschungellichtung getroffen. Das Magazin druckte ein Foto, auf dem Penn Guzmán die Hand gibt. Bei einem Tequila habe "El Chapo" dann mit seinen Verbrechen geprahlt: "Ich liefere mehr Heroin, Methamphetamin, Kokain und Marihuana als irgend jemand sonst in der Welt", gab ihn Penn wieder. "Ich habe eine Flotte aus U-Booten, Flugzeugen, Lastwagen und Schiffen."