Brexit und Handelsstreit treiben Exportversicherungen auf Rekordhoch

  06 Dezember 2018    Gelesen: 1018
Brexit und Handelsstreit treiben Exportversicherungen auf Rekordhoch

Frankfurt (Reuters) - Angesichts wachsender wirtschaftlicher und politischer Risiken steigt in der deutschen Wirtschaft die Nachfrage nach Kreditversicherungen.

2018 dürften nach Hochrechnungen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) Lieferungen im Wert von 424 Milliarden Euro versichert werden, fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Rund 210 Milliarden Euro davon entfielen auf die Absicherungen von Exporten - so viel wie noch nie. “Die Unruhe deutscher Exporteure ist in letzter Zeit gewachsen”, sagte der Vorsitzende der Kommission Kreditversicherung im GDV, Thomas Langen, am Donnerstag. Er verwies insbesondere auf die Risiken durch den Brexit, den Handelsstreit zwischen den USA und China und die Währungskrise in der Türkei. Zudem hätten viele Unternehmen in der Niedrigzinsphase hohe Schulden aufgehäuft.

Der amerikanisch-chinesische Handelsstreit sorge bereits für eine Abkühlung der Konjunktur in China. “Angesichts globaler Liefer- und Produktionsketten wirken sich nationale Wirtschafts- und Währungskrisen ebenso wie bilaterale Handelsstreitigkeiten sehr schnell auf weitere Staaten aus – und treffen Deutschland als Exportnation eher früher als später”, sagte Langen. In Großbritannien - dem viertgrößten Handelspartner Deutschlands - werde die Zahl der Insolvenzen in diesem Jahr voraussichtlich um fünf Prozent steigen, darunter auch große Fälle wie die Pleite des Baukonzerns Carillion Anfang des Jahres.

In Deutschland ging die Zahl der Insolvenzen 2018 zwar erneut zurück, doch werden sie immer teurer. Im Schnitt verursachte jede Unternehmenspleite bei Lieferanten und Kunden 2017 einen Schaden von 1,5 Millionen Euro, zwei Jahre vorher waren es mit 700.000 Euro noch weniger als die Hälfte. 2019 werde die Zahl der Insolvenzen auf dem Niveau von 19.300 stagnieren oder leicht ansteigen, sagte Langen. Es wäre das erste Mal seit zehn Jahren, dass die Zahl der Unternehmenspleiten in Deutschland nicht sinkt. “Gerade in der Papier-, Transport- und Energiebranche könnte das billige Geld von heute das Problem von morgen sein”, sagte Langen. Sorgen bereiteten ihm unter anderem auch der Textilbereich, der stationäre Handel und bestimmte Bereiche der Automobilindustrie.


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