Apple bringt Bezahldienst nun auch auf den deutschen Markt

  11 Dezember 2018    Gelesen: 664
Apple bringt Bezahldienst nun auch auf den deutschen Markt

Berlin (Reuters) - Kurz vor Weihnachten startet Apple seinen mobilen Bezahldienst nun auch in Deutschland. Ab sofort könnten Besitzer neuerer iPhones, der Computeruhr Apple Watch und von neueren iPads Apple Pay nutzen, teilte der US-Technologieriese am Dienstag mit.

Apple-Konkurrent Alphabet hatte sein Angebot Google Pay im Sommer gestartet und die meisten Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken zogen bereits nach. Trotzdem fristet das mobile Bezahlen hierzulande ein Nischendasein. Nur sieben Prozent der Deutschen haben schon einmal mit dem Smartphone ihre Rechnungen beglichen, wie eine Untersuchung der Bundesbank ergab.

Allerdings ist fraglich, ob Apple, das in Deutschland mit seinem Betriebssystem iOS auf einen Marktanteil bei Smartphones von unter einem Fünftel kommt, dem mobilen Bezahlen aus dem Schattendasein verhilft. “Durch Apple Pay wird das mobile Bezahlen einen Schub erhalten, aber bis das Smartphone die Geldbörse komplett ersetzt, ist es noch ein weiter Weg”, sagte Bankenexperte Julian Grigo vom Branchenverband Bitkom. Allerdings werde es auch in Deutschland stetiges Wachstum erleben. Einer Bitkom-Studie zufolge geht nur noch jeder fünfte Bundesbürger davon aus, dass auch in 20 Jahren Bargeld noch das dominierende Zahlungsmittel sein wird. Der Zahlungsdienstexperte Ulrich Binnebößel vom Einzelhandelsverband HDE rechnet hingegen nicht mit einer Abnahme der Bargeldzahlungen: “Die Kunden, die nun mit Apple Pay bezahlen möchten, haben tendenziell auch vorher mit ihrer Kreditkarte bezahlt.”

DEUTSCHE HABEN ANGST VOR DATENMISSBRAUCH

Wegen der Beliebtheit von Bargeld gilt Deutschland als schwieriger Markt für Online-Bezahlanbieter. Fast drei Viertel ihrer Einkäufe begleichen Verbraucher weiterhin mit Scheinen und Münzen. “Einer der Hauptgründe für die Zurückhaltung beim mobilen Bezahlen ist, dass die Deutschen Angst vor Datenmissbrauch haben”, sagte Kirsti Dautzenberg von der Verbraucherzentrale Brandenburg. Geldtransaktionen gäben einen genauen Rückschluss auf das Zahlungsverhalten und damit auf die Person dahinter. Das bereite vielen Unbehagen. Hinzu komme, dass viele andere Alternativen zu Apple oder Google Pay existierten. Bereits heutzutage können kleinere Einkäufe bis 25 Euro kontaktlos beglichen werden. Aber auch in der gesamten Euro-Zone ist Bargeld nach wie vor das meistgenutzte Zahlungsmittel, wie eine EZB-Studie im vergangenen Jahr zeigte. Danach wurden immerhin 79 Prozent aller Einkäufe im Währungsraum bar bezahlt.

Apple Pay wurde in den USA schon vor vier Jahren gestartet und ist inzwischen in 26 Märkten verfügbar. Während der Service in anderen europäischen Ländern wie Frankreich, Italien oder Spanien schon lange genutzt werden kann, blieben deutsche Nutzer bislang außen vor. Dies hing unter anderem damit zusammen, dass sich Apple lange Zeit mit den Banken über Gebühren stritt. Nun wurde Stillschweigen über die Konditionen vereinbart. “Wir können keine konkreten Angaben zu den Kosten oder Gebühren machen”, sagte der für das operative Geschäft zuständige N26-Manager Max Schertel. Die Smartphone-Bank gehört zu den Finanzinstituten, deren Karten von Apple akzeptiert werden. Weiterhin wird unter anderem mit American Express, Deutsche Bank, HypoVereinsbank, Comdirect und dem Zahlungsanbieter Wirecard mit seiner Bezahl-App “Boon” zusammengearbeitet.

BVG, ESPRIT, ZALANDO, MYTAXI SIND DABEI

Apple hielt sich zu den Details des neuen Angebots weiter bedeckt. Wie viele Einzelhändler von Anfang an Bord sind, ist unklar. Die Rede war lediglich von “Hunderttausenden Standorten”. Fest steht, dass die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), Esprit, Tchibo, C&A, Allianz Arena sowie Apps wie der Essenslieferdienst Foodora, mytaxi oder der Online-Modehändler Zalando mit von der Partie sind. Bis die Zalando-Kunden größere Einkäufe mit Hilfe von Apple Pay abwickeln, dürfte es noch dauern. “Die Verbraucher benötigen Zeit, bis sie Apple Pay auch nutzen und bei größeren Transaktionen einsetzen”, sagte der für Zahlungssysteme zuständige Zalando-Manager Kai-Uwe Mokros.

Wer mobil an einem NFC-fähigen Kassenterminal mit seinem iPhone oder der Apple Watch bezahlen will, muss in einer App eine Debit-oder Kreditkarte hinterlegt haben. Die in Deutschland verbreiteten Girokarten (EC-Karten) werden bisher nicht berücksichtigt. Um den Bezahlvorgang zu starten, muss sich der Einkäufer auf seinem Apple-Gerät zuvor per Fingerabdruck oder Gesichtsabgleich identifizieren. “Das ist relativ sicher, auch wenn es immer ein Restrisiko gibt”, sagte Dautzenberg. “Uns sind bisher keine Betrugsfälle bekannt”, sagte Schertel von N26. Die Bank hat Apple Pay bereits in anderen Ländern eingeführt.


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