Am frühen Mittwochabend hat Friedrich Merz erneut eine Gelegenheit ausgelassen, für Klarheit zu sorgen. Nicht einmal eine Andeutung wollte Merz bei seinem Auftritt in der Berliner Zentrale der Konrad-Adenauer-Stiftung dazu machen, welche Rolle er für sich künftig in der CDU sieht. Zu der Veranstaltung, bei der Merz zum Thema "Die neue Rolle der USA - Wirtschaftspolitische Antworten in Deutschland und Europa" sprach, hätte das inhaltlich freilich auch überhaupt nicht gepasst.
Aber der eigentliche Grund, warum er sich auch am Rande des Termins nicht äußern wollte, dürfte ein anderer sein: Merz weiß es schlicht noch nicht.
Und das hängt wiederum damit zusammen, dass er Annegret Kramp-Karrenbauer in der Stichwahl um den CDU-Vorsitz unterlegen ist. Merz ist in Wahrheit gar nicht in der Position, Ansprüche oder gar Forderungen zu stellen. Erst recht nicht in der Öffentlichkeit. Es sei denn, er wollte die Gräben vertiefen, die sich nach dem Hamburger Parteitag innerhalb der CDU aufgetan haben.
Dafür allerdings gibt es bislang keinerlei Hinweise. Merz hatte sich unmittelbar nach der denkbar knappen Niederlage am späten Freitagnachmittag auf dem Hamburger Bundesparteitag als souveräner Verlierer gezeigt und am Rednerpult auch seine Fans darum gebeten, Kramp-Karrenbauer mit aller Kraft zu unterstützen. Für ein anderes Parteiamt wollte er im Anschluss nicht antreten, anders als der schon im ersten Wahlgang ausgeschiedene Jens Spahn, der dann erneut ins CDU-Präsidium gewählt wurde.
Seine weitere politische Zukunft ließ Merz in Hamburg offen. Und weil er sich in Sachen CDU seitdem gar nicht mehr geäußert hat, wird nun von anderen umso mehr spekuliert, gefordert, appelliert.
Fest steht, dass sich die neue Vorsitzende und Merz demnächst treffen wollen, um über seine künftige Rolle zu sprechen. Kramp-Karrenbauer hat erst recht ein Interesse daran, die Partei zusammenzuhalten; anders als Kanzlerin Angela Merkeldürfte sie auch persönlich keine Probleme mit Merz haben. Im Zuge der Regionalkonferenzen, so ist zu hören, sind sich die drei Kandidaten trotz der Rivalität menschlich nähergekommen.
spiegel
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