Ein indisches Gericht hat im Zusammenhang mit den gewalttätigen Ausschreitungen gegen die religiöse Minderheit der Sikhs vor mehr als 30 Jahren einen führenden Politiker der Kongresspartei zu lebenslanger Haft verurteilt. Der High Court in Neu Delhi befand Sajjan Kumar wegen der Tötung von fünf Mitgliedern einer Sikh-Familie, der Anstiftung zur Gewalt und der Förderung von Feindschaft für schuldig.
Die Unruhen waren wenige Stunden nach dem Mord an der Premierministerin und Kongresspolitikerin Indira Gandhi durch zwei ihrer Sikh-Leibwächter im Oktober 1984 ausgebrochen. Drei Tage lang wurden Sikhs gejagt, vergewaltigt und getötet, ihre Häuser und Geschäfte angezündet. Im ganzen Land, insbesondere aber in Neu Delhi, wurden Menschen aus ihren Häusern gezerrt und bei lebendigem Leib verbrannt. Amtlichen Angaben zufolge starben fast 3000 Menschen.
Gandhi hatte zuvor indische Truppen angewiesen, den Goldenen Tempel in Amritsar, das größte Heiligtum der Sikhs, zu stürmen. Dort hatten sich militante Anhänger der Religionsgemeinschaft verschanzt.
Bislang nur wenige Täter verurteilt
Kumar war damals Kongressabgeordneter im Parlament. 2013 wurde er freigesprochen, 2014 wurde er erneut zum Abgeordneten gewählt. Im Berufungsverfahren erfolgte nun das Urteil. Der 73-Jährige beteuerte auch jetzt seine Unschuld.
Bisher wurden nur wenige Täter wegen der Massaker belangt. Vergangene Woche nominierte die Kongresspartei den mehrfachen ehemaligen Minister Kamal Nath trotz seiner mutmaßlichen Verwicklung in die Pogrome gegen die Sikhs zum Chiefminister des Bundesstaates Madhya Pradesh.
Im November wurde Yashpal Singh wegen der Tötung zweier Männer in Neu Delhi während der Unruhen zum Tode verurteilt. Ein weiterer Verurteilter bekam für seine Beteiligung an der Tat eine lebenslängliche Haftstrafe. Die letzte Todesstrafe in diesem Zusammenhang war 1996 verhängt worden.
Der religiösen Minderheit der Sikh gehören in Indien etwa 20 Millionen Menschen an. Weltweit gibt es rund 27 Millionen Sikh.
Quelle: n-tv.de
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