Diese Bemerkung ist interessant, weil die Kanzlerin damit erstmals durchklingen lässt, dass es einen Plan B in der Flüchtlingskrise geben könnte. Tatsächlich ist der Schutz der Außengrenzen trotz aller Beteuerungen der betroffenen Ländern immer noch mehr theoretischer Natur. Dies will die EU mit einer eigenen Grenzschutztruppe ändern, die allerdings sicher nicht vor 2017 einsatzfähig wäre. Ob dieser Zeitplan reicht, um die Bedenken vor allem in Osteuropa zu zerstreuen, ist fraglich: Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico hat wegen der sexuellen Übergriffe zu Silvester in Köln die Einberufung eines EU-Gipfels gefordert. „Es wird notwendig sein, einen Sondergipfel einzuberufen“, sagte Fico am Freitag bei einer Pressekonferenz in Bratislava. „Wir müssen den kürzlich angenommenen Terminkalender ändern, weil wir angesichts der Ereignisse (in Köln) nicht bis Herbst warten können.“
Merkel forderte nicht nur eine deutliche Reduzierung der Flüchtlingszahlen, sondern auch eine bessere Kontrolle. „Wir sind verwundbar, … weil wir die Ordnung, die Steuerung noch nicht so haben, wie wir sie uns wünschen.“ Sie warnte auch vor einer Abschottung der gesamten EU. Die Türkei, der Libanon und Jordanien leisteten einen größeren Beitrag für syrische Bürgerkriegsflüchtlinge als die Europäische Union mit ihren 500 Millionen Menschen, die ebenfalls nicht weit von Syrien entfernt sei. Wenn die EU dieser Herausforderung nicht gerecht werde, seien die Reden über Demokratie und Menschenwürde nur „Schall und Rauch“.
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