Menschen sollten nicht wegen ihrer Rasse oder ihres Geschlechts benachteiligt werden. Dazu gibt es in vielen Ländern Gesetze, darunter in Deutschland das Diskriminierungsverbot und in den USA das Anti-discrimination law. Aber wie wird dafür Sorge getragen, dass Bewerber für eine Arbeit oder einen Studienplatz nicht doch von Vorurteilen betroffen sind?
Die US-amerikanischen Hochschulen gehen diese Frage an. Das erklärte Ziel vieler Universitäten der Vereinigten Staaten ist Diversität auf dem Campus und im Lehrkörper. Diversität heißt: Menschen aller Rassen, aller sozialen Klassen, aller Geschlechter und aller Geschlechtsidentitäten in einer Institution vereint. Aber die Antwort, die die US-Hochschulen auf diese Frage finden, trägt wahnhafte Züge, findet Buchautorin Heather Mac Donald, und die Antwort führt für sie zur Diskriminierung weißer männlicher Studenten und Lehrkräfte.
Ist die Uni nicht bunt, ist das das Ergebnis von Rassismus
„Der Diversitätswahn ist die Idee, dass die wichtigsten Dinge an einer Person ihre Rasse und Gender sind“, teilt Mac Donald gegenüber Sputnik mit. Jeder Unterschied in der Repräsentation von verschiedenen Rassen/Ethnien und Geschlechtsidentitäten an einer Universität werde von dieser Warte als Ergebnis vorangegangener Diskriminierung gewertet. „Die Grundannahme, auf der das fußt, ist die, dass Amerika ein von Grund auf rassistisches und sexistisches Land bleibt – auch innerhalb der Akademie“, so die Autorin.
Der Rassismus steckt im Unbewussten
Dabei gibt es aus Sicht der Autorin längst keinen wirklichen Rassismus und Sexismus in den Universitäten. Die Lehrkräfte seien nach einigen Generationen politisch korrekter Erziehung „die liberalsten und tolerantesten Individuen“ geworden. Nur mache hier die „Diversitätsbürokratie“ nicht halt. Der Verwaltungsapparat an den Universitäten, der Diversität herstellen soll, suche deswegen nach Rassismus jenseits klar rassistischer Äußerungen, in an sich harmlosen Alltagssätzen, und verorte ihn dabei am Ende im Unbewussten des Sprechers.
Der Begriff für solche Formen des Rassismus nennt sich „unconscious bias“, auf Deutsch: unbewusste Vorurteile. Sie fußen auf dem wackligen theoretischen Gerüst des IAT (implicit association test), bei dem zum Beispiel weißen und schwarzen Gesichtern positive Worte zugeordnet werden sollen. Dabei zeigte sich, dass positive Worte weißen Gesichtern im Schnitt etwas schneller zugeordnet werden. Das verkündeten die Forscher, die den Test durchführten, als Beweis, wie weit solche diskriminierenden Vorurteile verbreitet seien.
Das Problem bei dem Test: Er ist weder gültig noch verlässlich, teilt die Autorin mit. Zu verschiedenen Zeiten liefert er beim selben Menschen unterschiedliche Ergebnisse. Und vor allem: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen den Assoziationen, die der Test prüft, und tatsächlich diskriminierendem Verhalten. In anderen Worten: Er misst zwar irgendetwas, aber nicht das, was er zu messen vorgibt.
„Trotzdem wird jedes Anstellungskomitee diesem Test unterzogen, damit die eigenen unbewussten Vorurteile aufgedeckt werden, bevor es Bewerber einstellt“, so die Autorin. „Die Annahme ist auch hier, dass jede Fakultätssuche, die einen weißen oder männlichen Kandidaten als die beste Wahl ergibt, das Ergebnis von Rassismus und Sexismus sei.“
Mikroaggressionen: Manche sind ständig Opfer
Der Begriff der Mikroaggression fügt sich in dieses System ein: Es handelt sich um Aggressionen, die in alltäglichen Sätzen verortet werden und von denen die Angreifer nichts wissen müssen, die aber bei den Opfern negative Empfindungen auslösen, denen sie sich im Uni-Alltag nicht aussetzen wollen. Wie weit das geht, zeigt vielleicht das Beispiel eines speziellen Kurses zum Thema Mikroaggressionen. Es handelt sich um den Satz: „Wo kommst du her?“
Solche Sätze seien Mikroaggressionen. Es solle auf sie verzichtet werden, ist die Botschaft. So entsteht ein immer weiter anwachsendes Opfertum, findet Mac Donald, und die Menschen würden immer zerbrechlicher und würden auf alles, nur nicht auf die Realität vorbereitet. Außerdem werde so in die Freiheit des anderen eingeschnitten, was vor allem bei alltäglichen Äußerungen ohne erkennbare böse Absicht mehr als fragwürdig sei.
Die Uni wimmelt vor Vergewaltigern
Auf dem Campus ist es gängig, dass Studenten sich bis zur Besinnungslosigkeit betrinken und danach miteinander im Bett landen. Aber zuweilen enden solche Geschichten dann mit dem Ausschluss männlicher Studenten von der Universität, weil die Partnerin den Vorfall im Nachhinein als Vergewaltigung wertet, berichtet Mac Donald. Dabei gebe es aktive Schützenhilfe von der Administration der Universität.
Das gehe so weit, dass ein Student von der Universität fliegt, zu dem eine Kommilitonin zum Sex ins Zimmer kam. Sie prahlt zunächst per Whatsapp & Co. über den Geschlechtsverkehr und trifft sich wiederholt mit ihrem „Vergewaltiger“. Nur als sie ihn plötzlich mit einer anderen sieht und dann noch erfährt, dass er für ein Auslandssemester wegfahren will, verwandeln sich ihre Erinnerungen in eine Vergewaltigung. Das ist eine der Geschichten, die Mac Donald hierzu anführt.
Ist Opfern von Vergewaltigungen wegen solchen Fällen Gerechtigkeit zu verwehren? Keineswegs, findet die Autorin. Doch an den Hochschulen sei es so weit gekommen, dass sich die Universität vorbehaltlos auf die Seite der Klägerinnen stelle. „Das zerstört eine der wichtigsten Errungenschaften des Westens, nämlich das Recht und hier die Unschuldsvermutung“, betont Mac Donald. Stattdessen werde den Opfern geglaubt und jede Infragestellung zur Überprüfung des Falls als sexistisch abgestuft.
Auch die Statistiken, dass mindestens jede fünfte Frau am Campus Opfer einer Vergewaltigung wird, findet Mac Donald problematisch. Das Problem sei hier die Bewertung dessen, was Vergewaltigung ist – und wer diese Bewertung vornimmt. Denn die Verwaltungsbürokratie überlasse das bei ihren Befragungen nicht den Frauen selbst, sondern vermeide die direkte Frage und kategorisiere dann die Antworten einfach als Vergewaltigungen. Zur Veranschaulichung: Wenn eine Frau die Frage, ob sie eine Berührung als unangenehm empfunden hat, bejaht, fällt der Vorfall unter Vergewaltigung. Dabei würden viele auf die direkte Frage, ob das schlimm für sie gewesen sei oder ob sie den Vorfall gar als Vergewaltigung werten würden, mit nein antworten. Die Interpretation der eigentlichen Opfer werde hier für statistische Zwecke unterschlagen.
Diese Dogmen an den Hochschulen überlagern aus Mac Donalds Sicht die eigentliche Ursache für den Kampf an den Universitäten: nicht ausreichend vorbereitete Studenten und eine Kultur, in der das Wissen untergeordnet ist. Lesen Sie dazu mehr im zweiten Teil.
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