Was hat Pentagon in petto gegen russische Kanonen?

  28 Dezember 2018    Gelesen: 1650
Was hat Pentagon in petto gegen russische Kanonen?

Die US-Artillerie ist – genauer betrachtet – die schwächste der Nato, schreibt das Portal „Swobodnaja pressa“. Auch US-Generäle haben die Defizite erkannt. Das Pentagon will nachbessern: In einem speziellen Waffenprogramm werden seit 2015 Geschütze entwickelt, die die Kanonen der Gegner übertreffen sollen. Ob das gelingt?

Schießt zu langsam und zu kurz – das kann man über die Panzerhaubitze M109 getrost sagen. Nur 22 Kilometer Schussentfernung schafft das Standardgeschütz der US-Armee. 30 Kilometer sind in dieser Klasse die Norm.

Auch beim Feuertempo sieht die M109 ziemlich alt aus. Der Ladevorgang läuft manuell: Die Besatzung muss das Geschoss und die Treibladung von Hand ins Schussrohr schieben. Vier Schuss pro Minute sind das Ergebnis des schweißtreibenden Verfahrens.

Das könne so nicht weitergehen, dachte sich wohl auch General John Murray. Angeblich sei die Ukraine-Krise ein „Weckruf“ für das Pentagon gewesen, sagte der für die Modernisierung amerikanischer Waffensysteme verantwortliche Offizier dem Fachblatt „Warrior Maven“ laut dem Portal.

Seit 2015 arbeitet das US-Verteidigungsministerium demnach an einer Geschützartillerie mit erhöhter Schussweite – Extended Range Cannon Artillery, kurz ERCA, heißt das Programm. Es umfasst Selbstfahrlafetten ebenso wie Feldhaubitzen.

Dabei orientieren sich die US-Entwickler laut dem Portal an den Leistungsmerkmalen der „Msta-SM2“. Das ist die jüngste Version der russischen Standardhaubitze. Mit bis zu zehn Schuss pro Minute bekämpft die mobile Kanone Ziele in 40 Kilometern Entfernung.

Die ersten einsatztauglichen Ergebnisse des Pentagon-Programms werden laut dem Portal erst Anfang der nächsten Dekade erwartet.

Der Waffenkonzern BAE Systems modernisiert die Feldhaubitze M777 Kaliber 155 mm. Die neue Version dieses Geschützes – die M777ER – soll es auf eine Schussentfernung von 35 Kilometern bringen (vorher waren es 30 Kilometer). Dafür musste aber auch das Schussrohr um zwei auf knapp sieben Meter verlängert werden.

Geplant ist auch, die M777ER für das Abfeuern der XM1113-Munition auszulegen. Das sind Geschosse mit eigenem Booster-Antrieb. Damit könnte die Feldhaubitze Ziele auch in einer Distanz von 65 bis 70 Kilometern treffen. Das wäre ein „Weltrekord“, schreibt das Fachblatt „Warrior Maven“ laut dem Portal.

Das „Spitzengeschoss“ soll nächstes Jahr in die Erprobung gehen. Die Einsatzreife dieser Munition wäre eine „Revolution in der Artillerie“: Eine gewöhnliche Feldhaubitze erreiche dann nämlich die Schussweite und die Präzision eines Artillerieraketenwerfers, sagte General Murray laut dem Portal.

An dieser Stelle sei aber erwähnt, so das Portal, dass 70 Kilometer Schussweite nur für die US-Raketenwerfer normal sind. Russische Waffensysteme hätten eine Reichweite von 100, mancher chinesischer Werfer gar von 200 Kilometern, schreibt „Swobodnaja pressa“.

Was die Selbstfahrhaubitzen angeht, so kommt deren Modernisierung laut dem Portal nur schrittweise, fast schon schleppend voran. An der besagten M109, die den Vietnam-Krieg mitvergeigt hat, werden der Schutz, die Richtanlagen, der Antrieb verbessert…

Bei der Schussweite aber sind keine Fortschritte festzustellen: 22 Kilometer waren es bei der Indienststellung 1963, 22 Kilometer sind es auch heute noch. Selbst mit Booster-Munition kommt sie auf höchstens 30 Kilometer. Und veraltet bleibt auch die Bedienung der Panzerhaubitze: Sechs Mann werden dafür nach wie vor benötigt.

Das ist ein Grund dafür, dass das Pentagon die russische Artillerie kaum wird übertreffen können. Der andere: Die neueste russische Panzerhaubitze 2S35 „Koalizija-SW“ – dieses Waffensystem erwähnt General Murray in seiner Analyse aus irgendeinem Grund nicht, schreibt das Portal.

Die Produktion dieser Waffe läuft bereits, nächstes Jahr soll sie bei den russischen Streitkräften in Dienst gehen. Das gezogene 152-mm-Rohr ist siebeneinhalb Meter lang, montiert in einem unbemannten Geschützturm. Die Ladeautomatik sorgt für ein Feuertempo von über 15 Schuss in der Minute. Die schnellsten Nato-Haubitzen schaffen maximal zehn!

Automatisiert ist auch das Feuerleitsystem der „Koalizija-SW“. Über verschlüsselte Datenkanäle erhält es von Satelliten, Flugdrohnen, Flugzeugen oder Aufklärern im Feld die Zielkoordinaten und priorisiert die Ziele automatisch. Jeder Haubitze ist mit anderen Gliedern des taktischen Verbands vernetzt und kann auch unbemannt, ferngesteuert operieren – bei jedem Wetter und zu jeder Tages- und Nachtzeit.

Auf der Basis dieser Selbstfahrlafette soll übrigens auch eine Feldhaubitze entstehen. Damit wird die M777ER von BAE Systems garantiert nicht mithalten können, schreibt das Portal. Zumal bei solcher Schussweite: Normalgeschosse verschießt die „Koalizija-SW“ 40 Kilometer weit, mit bislang geheimer GLONASS-unterstützter Booster-Munition soll die russische Haubitze 70 Kilometer schaffen.

Eine weiterverbesserte Version der neuesten russischen Haubitze steht auch schon an. Derzeit wird die „Koalizija-SW“ auf dem Fahrgestell eines T-90-Panzers aufgebaut. Laut dem Portal wird berichtet, der Geschützturm könnte künftig auf die T-14-Plattform, die des „Armata“-Panzers, umsteigen.

sputniknews


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