Es war im Jahr 2013, als Mercedes auf dem Genfer Autosalon die erste Ausgabe des CLA feierte. Seinerzeit sorgte das kleinste Coupé im Portfolio der Stuttgarter für reichlich Aufsehen. War es doch im Auftrag von Design-Chef Gorden Wagener von den jungen Wilden in seiner Abteilung mit kühnem Schwung gezeichnet worden und sah so ganz anders aus als das, was man von den Schwaben bis dato kannte. Mit noch mehr Übermut schüttelte das Jungvolk ein sehr emotionales Coupé aus dem Handgelenk. Mit Sicherheit ein Grund dafür, dass beispielsweise in den USA die CLA-Käufer etwa zehn Jahre jünger sind als die, die sich sonst für einen Benz entscheiden. Auch die Verkaufszahlen sprechen für sich: Insgesamt haben sich seit der Markteinführung 750.000 Käufer weltweit für den CLA Shooting Brake oder das Coupé entschieden.
Insofern scheint es logisch, dass man sich in Stuttgart entschieden hat, die zweite Generation des CLA nicht in Detroit oder Genf zu präsentieren, sondern in Las Vegas auf der CES, der Consumer Electronic Show. Gilt doch die Messe immer noch als steter Pool der Innovationen aus allen Bereichen der Technik. Hinzu kommt, dass natürlich auch in die Automobile zunehmend Standards aus dem Bereich der Verbraucher-Elektronik Einzug halten. Nimmt man den CLA, präsentiert Daimler in Las Vegas auch sein wieder um einige Akzente erweitertes MBUX-System.
Erweitertes MBUX feiert im CLA Premiere
Vor gut einem Jahr feierte die Mercedes-Benz-User-Experience (MBUX) ebenfalls in Las Vegas ihre Weltpremiere und sorgte für ein reges Medieninteresse. Die Grundlage bildeten ein leistungsstarker Rechner, hochauflösende Bildschirme mit einer guten Grafik, individualisierbare Darstellungen, dazu ein Head-up-Display und ein Navigationssystem mit Augmented Reality (AR) sowie einer lernfähigen Software, die durch das Schlüsselwort "Hey Mercedes" aktiviert wird. In der Praxis geriet das System nicht zuletzt in die Kritik, weil schon das Wort Mercedes, egal von wem es ausgesprochen wurde, zur Aktivierung führte, das versprochene Verständnis von Mundarten dann doch nicht so groß war und auf komplexere Fragen hatte MBUX in den meisten Fällen auch keine Antwort.
Mit dem überarbeiteten System sollen diese Fehler der Vergangenheit angehören. Auf der CES fand die Sprachbedienung tatsächlich Antworten auf eine wachsende Zahl von Themengebieten. So können komplexe Fragen zu Sportergebnissen oder Börsenentwicklungen ebenso beantwortet werden wie mathematische Fragen nach der Wurzel aus 3 oder geografische nach der Größe des US-Bundesstaates Kalifornien. Auch Informationen nach dem Zuckergehalt von Rosinen wurden prompt beantwortet. Unter diesen Umständen könnte der CLA ein bevorzugter Platz für Kinder und Jugendliche zur Erledigung der Hausaufgaben werden.
Sprache und Gesten steuern MBUX
"Außerdem lässt sich der Sprachassistent jetzt nicht mehr von weiteren, sich unterhaltenden Passagieren irritieren, sondern beantwortet nur noch die Anfragen oder führt die Befehle desjenigen aus, der das System mit 'Hey Mercedes' zuletzt aktiviert hat", erklärt Saijad Khan, Leiter Digital Vehicle and Mobility. Neu ist auch, dass der "Interieur-Assistent" jetzt nicht mehr nur auf Sprachbefehle reagiert, sondern sich auch über Gesten steuern lässt. Die erkennt er nicht nur bei Tageslicht, sondern auch bei Dunkelheit.
Wie im Mercedes GLE schon in ersten Zügen demonstriert, können Bildschirminhalte jetzt hervorgehoben werden, sobald sich die Hand dem Touchscreen auf dem Dashboard oder dem Touchpad in der Mittelkonsole nähert. Darüber hinaus kann das System zwischen Benutzerwünschen von Fahrer und Beifahrer unterscheiden. So kann der Fahrer zum Beispiel nicht die Massagefunktion des Beifahrersitzes aktivieren oder umgekehrt. Neu ist auch die persönliche Favoritenfunktion. Wer hier das Victory-Zeichen mit gespreiztem Zeige- und Mittelfinger über das Touchpad in der Mittelkonsole hält, kann jeden über das MBUX steuerbaren Befehl hinterlegen und so aktivieren. Ein Beispiel wäre die Ansage: "Navigiere mich nach Hause!" Auch hier sind die Gesten von Fahrer und Beifahrer getrennt, so dass der Copilot an dieser Stelle seinen eigenen Befehl hinterlegen kann. Zum Beispiel seine favorisierte Massage oder eines der mehr als 60 Farben für die Ambientebeleuchtungen.
CLA jetzt noch schärfer gezeichnet
Doch bei aller technischer Raffinesse, die den CLA tief im Inneren auszeichnet, bleibt das Coupé immer noch ein Auto. Und wie beim Essen ist es auch hier so, dass das Auge eine große Rolle spielt. Um hier nichts dem Zufall zu überlassen, hat Designchef Gorden Wagner wohl selbst den Stift in die Hand genommen und nach bewährter Art ein von Falzen und Kanten befreites Blechkleid gezeichnet. Außerdem hat er für das eine oder andere Auge nicht ganz stimmige Proportionen mit Blick auf den Vorgänger an der Front ausgeglichen, die Motorhaube erneut mit Powerdomes versehen und weit nach vorne gezogen, den Kühlergrill leicht gekippt, den Überhang gekürzt und so auch dem CLA die sogenannte "Sharknose" verpasst.
Die Silhouette wurde verschlankt, indem die Fahrgastzelle, das sogenannte Greenhouse, optisch nach hinten gerückt wurde und im Vergleich zum Vorgänger mit einem längeren Zug ausschwingt, ohne dabei aber in dem vergleichsweise mächtigen Bürzel zu enden. Um das Heck breiter wirken zu lassen, wurden die Leuchten verschlankt und das Kennzeichen in den Stoßfänger verlagert, was dazu führt, dass beim Blick auf das Hinterteil die Nähe zum GT nicht zu leugnen ist. Am Ende brilliert der CLA sogar noch mit einem Cw-Wert von 0,23.
Auch bei den weit ausgestellten Radhäusern hat sich der Design-Chef vom sportlichsten Daimler, dem GT, inspirieren lassen. Allerdings hat das Ganze auch noch eine fahrtechnische Komponente. Die außenbündige Position der bis zu 19 Zoll großen Räder, die ausgeformten Radläufe und die breite Spur versprechen für den CLA ein sportliches Fahrvergnügen. In Zahlen liest sich das wie folgt: Im Vergleich zum Vorgänger ist die Spur vorn um 6,3 Zentimeter, hinten um 5,5 Zentimeter gewachsen. "Zudem haben wird den Schwerpunkt tiefer gelegt, um dem CLA die sportlichsten Fahreigenschaften aller Modelle der neuen Kompaktwagen-Generation zu geben", erklärt Entwicklungschef Wolf Dieter Kurz.
In den Maßen der C-Klasse ebenbürtig
Die Jugend wird es freuen und C-Klasse-Fahrer müssen jetzt sehr stark sein, denn der CLA soll auch die Mittelklasse-Limousine fahrtechnisch übertrumpfen. In der Länge übertrifft das Coupé den Bestseller mit 4,688 Metern um 2 Millimeter. Er ist einen Zentimeter flacher und zwei Zentimeter breiter. Nur beim Radstand reicht er nicht an den großen Bruder ran. Hier fehlen bei 2,73 Metern dann doch 11 Zentimeter. Und beim Kofferraum trennen die C-Klasse Limousine und den CLA bei 460 Litern 20 Liter. Selbst die erste Generation des CLA hatte mit 470 Liter hier etwas mehr Stauraum zu bieten. Am Ende ist bei einem Coupé aber ohnehin nicht das Ladevolumen entscheidend, sondern die versprochene Fahrdynamik und über die haben wir schon gesprochen, werden das aber auch noch in der Praxis erproben und dann veröffentlichen.
Unterstützt wird der Fahrspaß mutmaßlich auch vom Vierzylinder-Benziner, der seine Kraft von 225 PS aus zwei Litern Hubraum schöpft und 350 Newtonmeter maximales Drehmoment über ein sieben Gang DCT an die Vorderachse weiterreicht. Diese Motorisierung ist natürlich nur der Opener. Wenn der CLA im Mai 2019 in Deutschland auf den Markt kommt, wird das Portfolio deutlich erweitert sein und sich von dem der A-Klasse nicht unterscheiden. Das heißt, dass es das Coupé dann auch mit Diesel, Schalt- oder Doppelkupplungsgetriebe sowie mit Allrad geben wird.
Für Schnellentschlossene gibt es - wie bei Daimler unterdessen üblich - eine "Edition 1" in limitierter Stückzahl und mit etlichen optischen Akzenten. Das neue Energizing Paket mit dem Energizing Coach ist allerdings noch nicht enthalten. Auch dieses System feiert im Zusammenspiel mit der vivoactive Smartwatch seine Weltpremiere auf der CES. Über die von der Uhr gesammelten Werte wie Stresslevel oder Schlafqualität wählt ein Algorithmus ein passendes Energizing Programm aus. Wer will, kann sich während der Fahrt auch seinen Puls auf dem Media-Display anzeigen lassen. Das Ziel ist es, dass der Fahrer, egal wie sein Zustand beim Besteigen des Fahrzeuges ist, egal wie anspruchsvoll oder wie monoton die Fahrt auch sei, er am Ende absolut entspannt am Ziel ankommt.
Quelle: n-tv.de
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