Trump nimmt Hunderttausende als Geiseln

  12 Januar 2019    Gelesen: 558
 Trump nimmt Hunderttausende als Geiseln

Donald Trump feilscht weiter um Milliarden für seine Grenzmauer. Der Machtkampf entwickelt für Hunderttausende in Washington dramatische Folgen.

Auf den ersten Blick wirkt alles harmlos: Washingtons Straßen und U-Bahnen sind leerer, die Schlangen mittags vor den Restaurants im Zentrum verschwunden. Es wirkt, als ob die Weihnachtsferien in Washington nie aufgehört hätten.

Gestern im Weißen Haus musste ich gleich dreimal in den eigentlich stets vollen Büros von Donald Trumps Presseleuten vorbeischauen, bis ich endlich eine einzige Mitarbeiterin antraf. "Zwangsurlaub", zischte sie und nickte in Richtung der leeren Stühle.

In Wahrheit wird es gerade dramatisch, weil Washington so sehr am Tropf der Bundesverwaltung hängt. Jetzt, wo wir kurz vor der längsten Haushaltssperre in der Geschichte der USA stehen, werden die Folgen herber: Allein in der Hauptstadt sind 150.000 Beamte im unbezahlten Zwangsurlaub – und während diese darauf hoffen können, irgendwann ihr Gehalt doch noch ausgezahlt zu bekommen, werden die zahlreichen Dienstleister für die Behörden vom Putzpersonal bis zu IT-Kräften keinen Dollar sehen für die Wochen der Haushaltssperre. Für viele Amerikaner, die lieber knapp auf Kredit als ausgeruht auf Sparguthaben leben, ist das eine Katastrophe. So sieht es aus, wenn die Politik Bürger als Geisel nimmt.

Atemberaubend sind die Sicherheitsrisiken, die an allen Ecken und Enden drohen: Fluglosten bekommen im Notdienst kein Geld, die Food and Drug Administration musste Lebensmittelkontrollen aussetzen, FBI-Beamte fürchten, dass sie in Zahlungsverzug geraten und damit ihre Sicherheitsfreigaben verlieren könnten. Die Küstenwache riet ihren Zwangsurlaubern schon, die Haushaltskasse doch aufzubessern, indem sie einen Flohmarkt organisieren.

t-online


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