Der Zollstreit mit den USA und das langsamere Wirtschaftswachstum haben den chinesischen Außenhandel zum Jahresende stark belastet. Die Ausfuhren schrumpften im Dezember um 4,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat und damit so stark wie seit zwei Jahren nicht mehr, wie die Zollbehörde in Peking mitteilte. Die Importe fielen sogar um 7,6 Prozent niedriger aus.
Experten hatten zwar mit einem schwachen Ergebnis gerechnet, dabei aber sowohl bei den Aus- als auch den Einfuhren noch ein Plus erwartet. Die Daten deuten darauf hin, dass die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt am Jahresende mehr an Schwung verloren haben könnte als bislang angenommen. Die Regierung versucht mit einer Reihe von Maßnahmen gegenzusteuern - von höheren Infrastrukturausgaben bis zu Steuersenkungen.
Immerhin: Aufs Gesamtjahr 2018 betrachtet ist China seinem Ruf als Exportweltmeister gerecht geworden und hat seine Ausfuhren so kräftig gesteigert wie seit 2011 nicht mehr. Sie wuchsen laut Zollbehörde um 9,9 Prozent im Vergleich zu 2017. Die Importe legten mit 15,8 Prozent deutlich stärker zu.
Überschuss im Handel mit den USA legt weiter zu
Der Handelsüberschuss schrumpfte dadurch im vergangenen Jahr um 16,2 Prozent auf rund 352 Milliarden Dollar. Das ist der niedrigste Wert seit 2013. Betrachtet man allerdings den Handel mit den USA, so hat der Überschuss Chinas hier deutlich zugelegt - um 17,2 Prozent auf 323,3 Milliarden Dollar. Die Exporte in die USA stiegen den offiziellen chinesischen Zahlen zufolge 2018 um 11,3 Prozent. Chinas Importe aus den USA legten lediglich um 0,7 Prozent zu.
Das könnte weiteres Konfliktpotenzial bergen. Der chinesische Handelsüberschuss ist US-Präsident Donald Trump schon lange ein Dorn im Auge. Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt stecken deswegen seit Monaten in einem Handelskonflikt und überzogen sich seitdem gegenseitig mit einer Reihe von Strafzöllen. Trump wirft China unfaire Handelspraktiken und Diebstahl geistigen Eigentums vor.
China will Wachstumsziele runterschrauben
Angesichts des Zollstreits und der Abkühlung der Weltkonjunktur will sich China 2019 ein weniger ehrgeiziges Wachstumsziel setzen. Die Führung werde voraussichtlich nur noch einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 6 bis 6,5 Prozent anpeilen, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters aus Politikkreisen. Für 2018 hatte die Regierung noch ein Plus von "rund 6,5 Prozent" als Ziel ausgegeben.
Der Handelsstreit mit den USA hat sich 2018 einer Studie zufolge auch auf Chinas Investitionen in Europa und Nordamerika ausgewirkt. Die Volksrepublik hat demnach ihre Geldanlagen im vergangenen Jahr um fast drei Viertel zurückgefahren. Die Direktinvestitionen summierten sich nur noch auf 30 Milliarden Dollar, nachdem es 2017 noch 111 Milliarden Dollar gewesen seien, lautet das Fazit einer Untersuchung der Anwaltskanzlei Baker & McKenzie mit dem Institut Rhodium Group.
Allein in den USA sei es zu einem Einbruch um 83 Prozent gekommen, der auf den Handelskonflikt und politischen Spannungen zwischen den beiden weltgrößten Volkswirtschaft zurückzuführen sei. Auch in Europa gab es demnach einen deutlichen Rückgang. Allerdings konnten Deutschland, Frankreich und Spanien gegen den Trend mehr chinesische Investitionen anlocken.
Dagegen seien in Nordamerika wegen verschärfter regulatorischer Vorschriften mehr als 14 chinesische Investitionen mit einem Gesamtvolumen von vier Milliarden Dollar abgeblasen worden. In Europa seien es sieben im Wert von 1,5 Milliarden Dollar gewesen. Auch strengere Investitionskontrollen in der Volksrepublik hätten zu dem Rückgang beigetragen.
Peking lockert Regeln für Investitionen in seinem Finanzsektor
Zugleich will China seinen Finanzsektor modernisieren. So hat die Führung in Peking die Vorgaben für Investitionen ausländischer Konzerne in den billionenschweren Finanzsektor weiter gelockert. Ausländische Investoren dürften jetzt insgesamt bis zu 300 Milliarden Dollar (261 Milliarden Euro) investieren, teilte die chinesische Regierung mit. Damit wurde die bisherige Grenze verdoppelt. Zuletzt hatte China das Limit im Jahr 2013 von 80 auf 150 Milliarden Dollar angehoben. Nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Bloomberg hatten sich die Direktinvestitionen ausländischer Finanzkonzerne an chinesischen Unternehmen des Sektors auf etwas mehr als 100 Milliarden Dollar belaufen.
Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt hatte erst im vergangenen Sommer die Beschränkungen für die Beteiligungen von Finanzkonzernen aus dem Ausland an heimischen Banken und Vermögensverwaltern aufgehoben. Vorher durften sich ausländische Banken einzeln mit maximal 20 Prozent an einem chinesischen Institut beteiligen - die Grenze für Konsortien lag bei 25 Prozent.
spiegel
Tags: