Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und die Führung der Bahn kommen Morgen erneut zu einem Spitzentreffen zusammen. Dabei geht es darum, wie die Züge des bundeseigenen Konzerns möglichst schnell pünktlicher werden und der Service verbessert wird. Der Fahrgastverband Pro Bahn warnte vor zu hohen Erwartungen. Schnelle Lösungen könnten auch bei dem Treffen nicht gefunden werden, sagte der Ehrenvorsitzende Karl-Peter Naumann. "Das meiste ist nur langfristig zu machen." Die Allianz pro Schiene warnte, bei der Neuausrichtung der Bahn den Güterverkehr zu übergehen und sich einseitig auf den Personenverkehr zu konzentrieren.
Scheuer hatte nach einem ersten Treffen am Dienstag angekündigt, für Bahnkunden solle es bis zum Sommer spürbare Verbesserungen geben. Es gehe darum, nun konkrete Maßnahmen einzuleiten. Diese soll Bahnchef Richard Lutz heute vorstellen. Wegen Staus auf dem Schienennetz, Baustellen und Mängeln bei den Fahrzeugen war 2018 im Jahresdurchschnitt jeder vierte Fernzug der Deutschen Bahn zu spät. Der Konzern verfehlte sein Ziel damit deutlich.
Personal muss erst eingearbeitet werden
Naumann von Pro Bahn sagte, relativ schnell könne die Deutsche Bahn mehr Personal einstellen, etwa für eine bessere Wartung der Züge oder um mehr Lokführer zur Verfügung zu haben. Aber selbst das werde erst nach einem halben oder Dreivierteljahr wirksam, denn die neuen Mitarbeiter müssten erst einmal eingearbeitet werden. Bei der Information der Fahrgäste bei Störungen im Zugverkehr sowie in der Organisation, etwa bei Baustellen-Fahrplänen, könne man die Abläufe rasch verbessern.
Die meisten anderen Schwierigkeiten ließen sich nur langfristig und mit mehr Geld beheben. Den schleppenden Ausbau stark belasteter Strecken könne man nicht der Bahn ankreiden. Vielmehr hätten es Bundes- und Landespolitiker jahrelang versäumt, sich um die Infrastruktur der Schiene zu kümmern. "Die Probleme sind bekannt, die Projekte müssen nur umgesetzt werden", sagte Naumann.
Der Vorstand der Bahn hatte im Dezember eine "Agenda für eine bessere Bahn" mit Dutzenden Einzelmaßnahmen vorgelegt. Darüber hinaus gibt es Überlegungen, die profitable Auslandstochter DB Arriva zu verkaufen, um Geld für Züge und Gleisnetz in Deutschland zu bekommen. Die Bahn ist hoch verschuldet und braucht weitere Milliarden, etwa zur Modernisierung ihres Netzes.
Scheuer hatte außerdem Verbesserungen bei der komplizierten Struktur des Konzerns verlangt. Der Geschäftsführer des Verkehrsbündnisses Allianz pro Schiene, Dirk Flege, sagte, ohne eine Stärkung des Schienengüterverkehrs könne die Bundesregierung ihre verkehrs- und umweltpolitischen Ziele nicht erreichen. "Ich verstehe die Klagen über schlechte Pünktlichkeitswerte im Personenverkehr. Nach meinem Eindruck aber konzentriert sich die politische Debatte zu sehr auf die Probleme der im Fernverkehr Reisenden." Nur wenn die Bundesregierung den Schienenverkehr insgesamt stärke, könne eine Trendwende gelingen.
Quelle: n-tv.de
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