Syrien 2013: Christen verteidige​n Moschee, Muslime beten in Kirche

  30 September 2015    Gelesen: 1517
Syrien 2013: Christen verteidige​n Moschee, Muslime beten in Kirche
Im Jahr 2013 berichteten die DTN über die drohende Tragödie für Muslime und Christen in Syrien. Die Religionsgruppen in Syrien haben über die Jahrhunderte hinweg zahlreiche Symbiosen gebildet. Das Phänomen, dass Christen Moscheen gegen IS-Extremisten verteidigen und Muslime in Kirchen beten, gibt es nur in Syrien. Doch dieser einzigartigen Kultur des Zusammenlebens droht der Untergang.


Syrische Christen und Muslime sind offenbar enger verflochten, als es der europäischen Öffentlichkeit bisher vermittelt wurde. Die Berichterstattung über den Syrien-Konflikt liefert nur ein sehr lückenhaftes Bild von der alltäglichen Realität der Syrer. Die russische Reporterin Anastasia der Online-Zeitung Vesti.ru hat im Jahr 2012 eine Dokumentation über den Syrien-Konflikt erstellt („Die Syrien-Tagebücher“). Es zeigt ein Volk im Befreiungskampf gegen ausländische radikale Islamisten und bewaffneten Rebellen, die damit beschäftigt sind Angst und Terror unter den Syrern zu verbreiten. Doch syrische Christen und Muslime (Sunniten und Alawiten) sind in gleichem Maße von der Gewalt durch Al-Qaida Kämpfer aus dem Ausland und syrischen Rebellen betroffen. Die syrischen Bürger befinden sich im Schockzustand, weil sie eine derartige Gewalt zuvor nicht erlebt haben. Insbesondere Alawiten fürchten die Gewalt radikal-islamistischer Gruppen (mehr – hier). „Wir sind Syrer. Wir lieben das Leben und haben jahrhundertelang zusammen gelebt. Doch diese Menschen lieben den Tod. Egal, wo diese Rebellen eindringen. Das Erste, was sie tun sind öffentliche Hinrichtungen vorzunehmen. Dabei ist die Religion nicht entscheidend. Sie versuchen Angst unter den Zivilisten zu verbreiten“, so ein syrischer Soldat.

Im Zuge der Dokumentation wird erwähnt, dass es in Syrien nur einen gängigen Begriff für Moscheen und Kirchen gebe. Sie werden alle schlichtweg „Tempel“ genannt. Deshalb verwundert es auch nicht, dass man muslimische Soldaten der syrischen Armee sieht, die in der Kirche beten und Marienbilder küssen. Eine christliche Mutter erzählt von dem Schicksal ihres Sohnes, der in der syrischen Armee diente. Ihr Sohn sei an der Verteidigung der Hauptmoschee von Aleppo gewesen, die von syrischen Rebellen angegriffen wurde. Er habe seiner Mutter gesagt, dass die Moschee ein heiliger Ort der syrischen Nation sei und er sie gegen die Rebellen verteidigen werde. Doch die Rebellen erstürmten die Moschee und ihr Sohn wurde bei den Gefechten getötet.

Auch der Großmufti von Syrien, Ahmad Badr al-Din Hassun, kommt zu Wort und sagt, dass all diese Ereignisse in Syrien nur dem Zweck dienen, das Land entlang konfessioneller Grenzen zu zerteilen. Die Opposition sei nicht einig. Einige wollen einen säkularen Staat und andere wiederum wollen einen Religionsstaat. Sie sind untereinander zerstritten und haben keine faktischen Vorschläge zu bieten. Er habe sie alle eingeladen, um Gespräche zu führen. Doch niemand sei seiner Einladung gefolgt. Die bewaffneten unter ihnen seien ohnehin vom Ausland gesteuert und sollen in Syrien nur Verwirrung und Chaos stiften (mehr – hier). Auf die Forderung der Opposition, dass es erst zu Gesprächen kommen könne, wenn das Assad-Regime falle, antwortet der Großmufti: „Ok. Aber die Frage ist nur, mit wem sie dann noch reden wollen?“, so al-Din Hassun.

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