Kim rollt mit Zug und Kolonne nach Vietnam

  26 Februar 2019    Gelesen: 871
Kim rollt mit Zug und Kolonne nach Vietnam

Ab dem morgigen Mittwoch sitzen sich Nordkoreas Machthaber Kim und US-Präsident Trump wieder am Verhandlungstisch gegenüber. Doch bereits vor dem Treffen im vietnamesischen Hanoi dämpft Trump die Erwartungen. Was wird passieren? Wer weiß das schon.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ist vor dem zweiten Gipfeltreffen mit US-Präsident Donald Trump nach einer mehrtätigen Anreise in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi angekommen. Er war am Samstag in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang zu einer 4500 Kilometer langen Zugfahrt aufgebrochen. Am stark gesicherten Bahnhof von Dong Dang an der Grenze zu China wurde der Machthaber dann mit militärischen Ehren von dem einflussreichen vietnamesischen Propaganda-Chef und Politbüromitglied Von Van Thuong empfangen. Freundlich winkte Kim in die Kameras und bestieg anschließend seine verlängerte Mercedes-Limousine zur Weiterfahrt nach Hanoi.

Zwölf großgewachsene nordkoreanische Leibwächter liefen zunächst neben dem Wagen, als er anrollte, und sprangen dann in dahinter fahrende Jeeps. In Kims Begleitung waren seine einflussreiche Schwester Kim Yo Jong, die praktisch als seine Stabschefin fungiert, und sein oberster Unterhändler in den Verhandlungen mit den USA, der berüchtigte frühere Geheimdienstchef Kim Yong Chol.

Zweieinhalb Stunden nach der Ankunft in der Grenzstadt traf der Autokonvoi am Melia Hotel in der Hauptstadt ein, wo ein starkes Aufgebot von Sicherheitskräften die Straßen abriegelte. In der Hauptstadt standen zahlreiche Menschen an den Straßen, in denen Panzerfahrzeuge patrouillierten. Kim ist der erste nordkoreanische Machthaber seit 1964, der Vietnam besucht. Das Land ist wie Nordkorea ein von einer kommunistischen Partei beherrschter Einparteienstaat.

Kein konkreter Fahrplan erwartet

Trump bestieg am Montag (Ortszeit US-Ostküste) auf der Luftwaffenbasis Andrews unweit der US-Hauptstadt die Präsidentenmaschine Air Force One und wird nach einer Zwischenlandung am Dienstagabend in Vietnam erwartet. Kurz zuvor schrieb er auf Twitter, er erwarte einen "sehr produktiven" Gipfel. "Mit einer vollständigen Denuklearisierung wird Nordkorea schnell eine Wirtschaftsmacht", schrieb Trump. Ohne Denuklearisierung werde dagegen alles so bleiben wie bisher. Der US-Präsident zeigte sich zuversichtlich, dass Kim eine "weise Entscheidung" treffen werde.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres äußerte derweil die Hoffnung, dass es zur Vereinbarung "konkreter Maßnahmen für eine dauerhafte, friedliche, vollständige und überprüfbare Denuklearisierung" kommen werde. Bei ihrem ersten Gipfel im Juni vergangenen Jahres in Singapur hatten sich die beiden Staatschefs auf eine "Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel" verständigt. Nicht geklärt wurde aber, was genau darunter zu verstehen ist und wie die nukleare Abrüstung erreicht werden soll.

Die Details sind nach wie vor unklar, mit einem konkreten Fahrplan rechnen die meisten Beobachter auch bei diesem Treffen nicht. Auch in den USA wird gefordert, dass ein Abkommen über eine atomare Abrüstung Nordkoreas konkrete und überprüfbare Maßnahmen beinhalten müsse. Im Gegenzug erwartet Kim US-Zugeständnisse wie eine Aufhebung von Sanktionen und einen formellen Friedensvertrag, der den Korea-Krieg von 1950 bis 1953 offiziell beenden würde. Bislang gibt es nur einen Waffenstillstand.

Trump: Kann nicht sagen, was passieren wird

Am Mittwoch will Trump zunächst den Präsidenten und den Ministerpräsidenten des Gastgeberlandes Vietnam treffen. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, sagte, Trumps erstes Treffen mit Kim sei für Mittwochabend geplant. Zunächst sei ein kurzes Einzelgespräch Trumps und Kims zur Begrüßung vorgesehen, sagte Sanders. Dann wollten die beiden Staatsmänner zum Abendessen zusammenkommen. Trump werde dabei von Außenminister Mike Pompeo und seinem amtierenden Stabschef Mick Mulvaney begleitet.

US-Außenminister Pompeo traf schon im Vorfeld in Hanoi ein. Nach seiner Ankunft nannte er den Gipfel auf Twitter eine "wichtige Gelegenheit", um auf den Ergebnissen des ersten Treffens in Singapur aufzubauen. Pompeo sprach von verbesserten Beziehungen zwischen den beiden Staaten, von dauerhaftem Frieden und einer "vollständiger Denuklearisierung" - also der atomaren Abrüstung Nordkoreas. Aus dem Weißen Haus hatte es wenige Tage vor dem Gipfel geheißen, es gebe bislang kein gemeinsames Verständnis mit der nordkoreanischen Seite darüber, "was Denuklearisierung ist".

Vor seiner Abreise dämpfte Trump die Erwartungen an einen Durchbruch bei dem Gipfel. "Was passieren wird? Ich kann es Ihnen nicht sagen", sagte Trump am Sonntag vor US-Gouverneuren. Er gehe davon aus, dass der Gipfel "zu etwas sehr Gutem führen" werde, vielleicht werde das aber auch nicht der Fall sein. Er betonte die "sehr, sehr gute Beziehung", die er zu Kim entwickelt habe. "Wir werden sehen, was das bedeutet. Aber er hatte noch nie eine Beziehung zu irgendwem aus diesem Land, und er hatte nirgendwo viele Beziehungen."

Quelle: n-tv.de


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