Münchner Schwimmbäder: Verhaltensregeln für Flüchtlinge

  18 Januar 2016    Gelesen: 897
Münchner Schwimmbäder: Verhaltensregeln für Flüchtlinge
Die Münchner Schwimmbäder weisen Flüchtlinge mit einem Comic auf das richtige Verhalten in Schwimmbädern hin. Schon vor Jahren hatten sich unangenehme Vorkommnisse in den Bädern gehäuft. Nun wollen andere Städte nachziehen und Aufklärungsarbeit leisten.
Viele Flüchtlinge betreten in Deutschland zum ersten Mal ein Hallenbad – mit einer Aufklärungskampagne in verschiedenen Sprachen machen viele Schwimmbäder gerade gute Erfahrungen. Die Bäder in München nutzen Comicbilder und sehen sich als Vorreiter. Zahlreiche Bäder in Deutschland hätten die Vorlage inzwischen übernommen, sagte ein Sprecher der Stadtwerke München am Dienstag.

Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen in Essen hat inzwischen Sicherheitshinweise für Flüchtlinge in acht Sprachen veröffentlicht – darunter Arabisch, Albanisch und Urdu. Badbetreiber könnten die Hinweise als Handzettel oder Plakate nutzen, sagte Verbandssprecher Joachim Heuser. «Sie werden von den Flüchtlingen mit Interesse gelesen.»

Der Inhalt von Flyern und Plakaten aus München und Essen ist weitgehend gleich. Sie klären unter anderem über scheinbare Selbstverständlichkeiten auf, zum Beispiel, dass Wasser für Nichtschwimmer gefährlich sein kann. Es geht aber auch darum, dass den Anweisungen des Badepersonals – egal ob Mann oder Frau – Folge zu leisten ist.

Die Münchner Comics gehen noch stärker auf Verhaltensregeln ein. So wird klargestellt, dass Frauen weder verbal noch körperlich sexuell belästigt werden dürfen. Die Abbildung dazu zeigt eine Frau im Bikini, daneben eine durchgestrichene Hand. Die Flyer, die neben Deutsch, Englisch und Französisch in Arabisch, Somali sowie in den etwa in Afghanistan genutzten Sprachen Pashtu und Dari gedruckt wurden, helfen dem Personal bei der Präventionsarbeit, wie der Sprecher der Stadtwerke sagt.

Die Idee sei 2013 gekommen, weil sich die Probleme in den 18 Hallen- und Freibädern Münchens häuften. Vor allem seien immer wieder Migranten ins Wasser gesprungen, die nicht hätten schwimmen können. Darüber hinaus habe es weitere vorwiegend interkulturelle Probleme gegeben, sagte der Sprecher: «Der Grundsatz der Akzeptanz von Frauen – egal in welcher Kleidung – wird leider nicht von allen Badegästen respektiert, deshalb der explizite Hinweis darauf.» Damals seien die Münchner das erste Bäderunternehmen in Deutschland mit einer solchen Kampagne gewesen.

Die Stadt Bornheim hat derartige Maßnahmen noch nicht ergriffen und das städtische Schwimmbad für Füchtlinge gesperrt. Ein Sprecher teilte mit, die Flüchtlinge hätten Ausweise, mit denen sie bisher preiswerter ins Schwimmbad gekommen seien. Anhand dieser Ausweise könne man sie erkennen und ihnen den Zutritt verweigern. «Es ist einfach auch wichtig, dass sich Frauen nicht irgendwelche obszönen Äußerungen anhören müssen», sagte er.

Die Stadt hatte Flüchtlingsmännern über 18 Jahren den Zugang zu dem Hallenbad verboten, weil sich immer mehr Besucherinnen und Angestellte über sexuelle Belästigungen durch Männer aus einer nahen Asylbewerberunterkunft beschwert hatten. Dabei habe es sich nicht um Straftaten gehandelt, sagte Bornheims Sozialdezernent Markus Schnapka.

Das Verbot sei bei den Bewohnern der Unterkunft auf Verständnis gestoßen, betonte Schnapka und kündigte an: «Sobald wir von den Sozialdiensten die Mitteilung bekommen, dass die Botschaft angekommen ist, beenden wir diese Maßnahme wieder.» Die deutsche Bädergesellschaft will neue Aushänge für die Schwimmbäder drucken, in denen in mehreren Sprachen erklärt wird, dass Berührungen und mündliche Anspielungen unzulässig sind.

Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen ist gegen ein generelles Schwimmbadverbot für männliche Flüchtlinge, wie es die Stadt Bornheim bei Bonn praktiziert. Es sei fraglich, ob dieses Verbot praktisch durchsetzbar und juristisch haltbar sei, sagte ein Sprecher der Gesellschaft am Freitag.

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