Fast überall nehme die soziale Ungleichheit dramatisch zu, beklagte Oxfam in einer nun veröffentlichten Untersuchung. Zu den Ursachen gehören nach Ansicht der Autoren eine völlig unzureichende Besteuerung großer Vermögen und Kapitalgewinne sowie die anhaltende Verschiebung von Profiten in Steueroasen.
Vermögen der Superreichen wächst rapide
"Das oberste Prozent der Weltbevölkerung verfügt über mehr Vermögen als der Rest der Welt zusammen", heißt es unter Bezug auf Analysen des "Wealth Reports 2015" der Schweizer Großbank Credit Suisse. Mit anderen Worten: Die rund 70 Millionen reichsten Menschen auf der Welt besitzen demnach mehr als die übrigen rund sieben Milliarden Menschen auf der Erde.
Das Vermögen der 62 Reichsten - unter ihnen 53 Männer - sei allein in den vergangenen fünf Jahren um 44 Prozent auf 1,76 Billionen US-Dollar gewachsen. Zugleich habe sich das Gesamtvermögen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung um rund eine Billion Dollar verringert. Das ist ein Rückgang um 41 Prozent - obwohl im selben Zeitraum die Weltbevölkerung um 400 Millionen Menschen gewachsen sei.
Start des Weltwirtschaftsforums in Davos
Oxfam legt seinen Bericht zur sozialen Entwicklung stets zum Start der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums vor. Dazu kommen vom 20. bis zum 23. Januar im Schweizer Alpenkurort Davos wieder rund 2500 Spitzenpolitiker, Konzernchefs und Wissenschaftler zusammen. Deutschland wird durch Bundespräsident Joachim Gauck sowie Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und weitere Kabinettsmitglieder vertreten sein.
Steueroasen abschaffen, Reiche mehr besteuern
Oxfam appellierte mit der Studie "An Economy for the 1%" an die in Davos erwarteten Regierungsvertreter und Topmanager aus mehr als 100 Ländern, ihren Einfluss dafür zu nutzen, dass die Schere zwischen Arm und Reich kleiner und nicht immer größer werde. "Wir leben in einer Welt, deren Regeln für die Superreichen gemacht sind", sagte Tobias Hauschild, der bei Oxfam Deutschland für die Finanzierung von Entwicklungsprojekten zuständig ist. Der Kampf gegen Armut und Krankheiten werde dadurch erschwert. "Nötig ist ein Wirtschafts- und Finanzsystem, vom dem alle profitieren."
Dazu gehört laut der Oxfam-Studie, dass "Konzerne sich nicht länger aus ihrer Verantwortung stehlen". Neun von zehn Großkonzernen hätten Niederlassungen in mindestens einer Steueroase. Gewinne sollten allein dort versteuert werden, wo sie erwirtschaftet werden, fordert Oxfam. Zudem müssten Staaten einen "ruinösen Wettlauf um die niedrigsten Steuersätze" beenden und sämtliche Steueranreize transparent machen.
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