Frau stirbt bei "terroristischem Vorfall"

  19 April 2019    Gelesen: 454
Frau stirbt bei "terroristischem Vorfall"

Lange war es friedlich in Nordirland, doch in den vergangenen Monaten kochen alte Konflikte wieder hoch. Zum Osterwochenende kommt es zu gewaltsamen Ausschreitungen.

Bei gewaltsamen Ausschreitungen am Rande der nordirischen Stadt Londonderry ist eine 29 Jahre alte Frau erschossen worden. Der Tod der Frau in der Wohnsiedlung Creggan werde als "terroristischer Vorfall" behandelt, teilte die örtliche Polizei mit. Es wurden Mordermittlungen eingeleitet. Zuvor hatte die Polizei darüber informiert, dass in Creggan Brandsätze geschleudert und mehrere Schüsse abgefeuert worden seien. Auf Bildern vom Ort des Geschehens waren brennende Autos und verkohlte Fahrzeugwracks zu sehen. Zu den Hintergründen gaben die Behörden zunächst keine Details preis.

Londonderry hat rund 85.000 Einwohner und liegt im äußersten Nordwesten der nordirischen Provinz an der Grenze zur Republik Irland. Dort wohnen vor allem Katholiken, die ihre Stadt schlicht Derry nennen.

Im Nordwesten Nordirlands treiben paramilitärische Gruppierungen ihr Unwesen. Seit Jahresbeginn sind wiederholt Sprengsätze in Londonderry explodiert, ohne dass es dabei Verletzte gegeben hätte. Einer davon detonierte im Januar vor einem Gericht mitten in der Stadt, nachdem kurz zuvor eine Warnung bei den Behörden eingegangen war. Unklar war zunächst, ob die neuerlichen Unruhen im Zusammenhang mit dem Osterwochenende stehen, das traditionell für politische Kundgebungen genutzt wird. Zu diesem Zeitpunkt erinnern irisch-katholische Nationalisten jährlich an den Aufstand gegen die Briten im Jahr 1916.

Die Vorsitzende der nordirischen Democratic Unionist Party (DUP), Arlene Foster, verurteilte "sinnlose" Gewalt. "Diejenigen, die in den 70er, 80er und 90er Jahren Schusswaffen in unsere Straßen gebracht haben, lagen falsch. 2019 ist es genauso falsch."Auch die Vize-Vorsitzende der nationalistischen Sinn Fein, Michelle O'Neill, verurteilte den Tod der jungen Frau. "Das war ein Angriff auf die Gemeinschaft, ein Angriff auf den Friedensprozess und auf das Karteifreitagsabkommen."

Das Karfreitagsabkommen von 1998 hatte den Nordirland-Konflikt beendet. In der britischen Provinz hatten sich jahrzehntelang irisch-katholische Nationalisten und protestantische Loyalisten bekämpft. Seit den 60er Jahren starben dabei 3500 Menschen, viele wurden von der irisch-republikanischen Untergrundorganisation IRA getötet.

Zuletzt waren im Zuge der Brexit-Verhandlungen die Sorgen gewachsen, dass die drohende Einführung von Grenzkontrollen zwischen dem britischen Nordirland und der auch künftig zur EU gehörenden Republik Irland die Gewaltspirale in der Ex-Bürgerkriegsregion wieder in Gang setzen könnte. In dem über Jahrzehnte währenden Konflikt standen katholische Nationalisten, die eine Vereinigung mit Irland anstreben, protestantischen Unionisten gegenüber, die weiterhin zu Großbritannien gehören wollen.

n-tv


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