Der Anstieg der Ölpreise angesichts der eher angespannten Lage der Weltwirtschaft könnte die Ölunternehmen in arge Bedrängnis bringen, genau wie das 2014 der Fall war. Die Zeitung „Iswestija“ hat die Entwicklung auf dem Ölmarkt genauer unter die Lupe genommen. Mehr zu diesem Thema – im Artikel der Zeitung „Iswestija“.
Seit Jahresbeginn ist der Ölpreis um fast 30 Prozent gestiegen. Innerhalb von etwas mehr als zwei Monaten kompensierte der Brent-Preis fast völlig den Rückgang vom Winter. Bis zum Höhepunkt nach der Ölkrise 2014 sind es noch rund 10 Dollar, doch angesichts der aktuellen Trends ist diese Marke durchaus erreichbar.
Der Grund ist einfach – die Teilnehmerstaaten der Abkommen über die Drosselung der Ölförderung im Rahmen von OPEC und OPECPlus begannen, die übernommenen Verpflichtungen zu erfüllen. Mehr noch: Sie übererfüllen sie.
In der Vergangenheit, besonders in den 2000er-Jahren und in der ersten Hälfte der 2010er-Jahre, war die OPEC eher ein Synonym einer ineffektiven Organisation. Ihre Mitglieder hielten sich regelmäßig nicht an die Quoten, wobei hunderte Tausend und sogar Millionen Barrel pro Tag über die vereinbarten Mengen hinaus produziert wurden. Letzten Endes verwandelten sich die OPEC-Treffen in ein reines Ritual und hatten keine ernsthaften Vereinbarungen zur Folge. Wozu braucht man Beschlüsse, wenn sie jedes Mal nicht erfüllt werden?
Die Skepsis begleitete die Verhandlungen zwischen den OPEC-Ländern auch Ende 2016. Die Ölpreise beliefen sich damals auf weniger als 40 Dollar, und die Förderländer schnallten ihre Haushalts-Gürtel enger. Die OPEC beschloss sogar, diese Problematik mit Nicht-OPEC-Ländern zu besprechen, darunter mit Russland. Allerdings schien es damals, dass auch dieses Mal keine Vereinbarung erreicht würde, und wenn doch, dann würde kaum jemand sie erfüllen. Doch es kam anders.
Angesichts der ernsthaften Gefahr eines Preisverfalls schlossen sich die Ölproduzenten zusammen und zeigten Verantwortungsgefühl. Nach Bloomberg-Angaben erfüllten die Teilnehmerstaaten bereits zum Januar 2017 fast völlig die übernommenen Verpflichtungen, im Frühjahr wurden sie übererfüllt. Im Weiteren wurden die angenommenen Pläne sogar noch besser umgesetzt. Im Ergebnis kletterten die Preise nach oben, seit der zweiten Hälfte 2017 sank der Brent-Preis nicht mehr unter die 50-Dollar-Marke.
Im vergangenen Winter fiel der Ölpreis zwar wieder, darauf reagierten die OPEC-Länder jedoch mit einer noch stärkeren Drosselung der Fördermengen. Im Februar wurden von den OPEC-Staaten 20.000 Barrel Öl pro Tag weniger als die festgelegten Kennzahlen gefördert. Im März kam es zu einer massiven Senkung – die gesamte OPEC-Fördermenge ging um mehr als 0,5 Mio. Barrel pro Tag zurück. Die Produktionsmenge der OPEC-Staaten näherte sich der Marke von 30 Mio. Barrel pro Tag, während es vor der Vereinbarung vom November 2016 etwas weniger als 33 Mio. Barrel waren. Seit etwas mehr als zwei Jahren lag der Rückgang bei knapp 2,6 Mio. Barrel pro Tag.
Den größten Elan zeigte der größte Produzent – Saudi-Arabien. Im März 2019 wurden die übernommenen Verpflichtungen um 160 Prozent übererfüllt. In den vergangenen fünf Monaten sank die Ölproduktion fast um 1,2 Mio. auf 9,8 Mio. Barrel pro Tag. Diese Kennzahl ist fast so viel wie die gesamte Ölförderung in Großbritannien. Auf ähnliche Weise gingen auch andere Golfstaaten vor – Bahrain übererfüllte den Plan um 40 Prozent, die VAE um 14 Prozent, Kuwait um 18 Prozent. Mehr als die festgelegte Quote wird bislang nur im Irak gefördert, der Einnahmen zum Wiederaufbau nach dem Bürgerkrieg braucht.
Unter den anderen OPEC-Ländern wird das Programm von Angola und Algerien übererfüllt. Von den zehn Staaten, die sich OPECPlus anschlossen, stehen vor allem Kasachstan und Mexiko hervor. Russland förderte im März Rohöl und Gaskondensat in einer Menge von 11,6 Mio. Barrel pro Tag, während die geplante Menge um 100.000 Barrel geringer war. Im Ganzen wird in den OPECPlus-Staaten mehr produziert als versprochen, doch das wird durch die niedrigeren Kennzahlen der OPEC-Staaten ausgeglichen.
Allerdings nicht alle von ihnen drosseln die Ölförderung freiwillig. Venezuela, das die schwerste politische Krise seit 20 Jahren erlebt, verliert weiterhin Positionen. Die Ölförderung sank im März um fast 300.000 Barrel pro Tag. Auch der Export aus dem Iran erlebt nicht seine besten Zeiten – die Abnehmer des iranischen Öls können von möglichen US-Sanktionen betroffen werden.
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