„Wir haben besorgniserregende Nachrichten. Die Situation der Juden in Europa ist die schlechteste seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Juden sind von Angst ergriffen und ein neuer Exodus aus Europa ist durchaus real“, sagte Kantor zu Putin.
Die Gründe dafür, dass Juden aus dem gestern „noch so wohlhabenden Europa“ fliehen, seien nicht nur die gegen die jüdische Gemeinschaft gerichteten Terroranschläge, sondern die Angst sich schlicht auf der Straße zu zeigen, betonte er.
„Lasst sie doch zu uns kommen! Zu Zeiten der Sowjetunion sind sie weggegangen, nun sollten sie zurückkehren“, antwortete Putin mit einem Lächeln. Er bezweifle zwar, dass es mit Europa tatsächlich so schlecht stehe, Juden seien in Russland aber jederzeit willkommen.
Kantor bedankte sich und bezeichnete dies als eine absolut neue und fundamentale Idee, die er unbedingt demnächst mit dem Kongress besprechen werde.
In einem Interview für Sputnik News kommentierte der Vorsitzende des Belgischen Koordinationskomitees der Jüdischen Gemeinden (CCOJB), Serge Rozen diese Nachricht wie folgt:
„Es ist interessant zu beobachten, dass die Lage der Juden in osteuropäischen Ländern nun sicherer ist, als in den westlichen Staaten“, betonte er.
Putins Worte mögen im scherzhaften Ton gesagt worden sein, doch einst sei die Lage tatsächlich ganz umgekehrt gewesen — wegen antisemitischem Druck seien die Juden aus dem Russischen Reich und der Sowjetunion geflüchtet.
„Offensichtlich hat sich Vieles wesentlich verändert“, betont Rozen. Man werde heutzutage in Moskau wohl kaum Soldaten neben Synagogen finden, wie dies in Paris oder Brüssel der Fall sei.
„Putins Worte sind ironisch, doch sie widerspiegeln ein Phänomen, das nun immer offensichtlicher wird. Ich denke nicht, dass wir in den kommenden Jahren einen Massenexodus der Juden nach Russland erleben werden, doch die Idee an sich ist durchaus interessant“, fügte er hinzu.
In letzter Zeit haben in Frankreich Angriffe gegen Juden durch Muslime zugenommen. Neulich wurde in Marseille ein jüdischer Lehrer von einem muslimischen Jugendlichen mit einer Machete verletzt. Nach dem Messerangriff riet der Vorsitzende des jüdischen Konsistoriums von Marseille, Zvi Ammar, in der Öffentlichkeit zunächst keine Kippa mehr zu tragen.
„Man erzählt sich beispielsweise, dass es in Russland keine Achtung gegenüber kleinen Völkern gibt… Doch in Frankreich haben die Juden Angst, die Kippa zu tragen“, sagte dazu der bekannte jüdische Schriftsteller Marek Halter. Und das, obwohl es in Russland eine ganze jüdische autonome Region mit der Hauptstadt Birobidshan gebe, so Halter.
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