Die Leibwächter des nordkoreanischen Staatschefs und seine Schwester Kim Yo-jong sind bereits nach Russland gereist. Während in Wladiwostok die letzten Vorbereitungen auf den Besuch des hohen Gastes zu Ende gehen, erinnert sich die Zeitung „Moskowski Komsomolez“ daran, womit Kim Jong-un und seine Vorfahren früher reisten.
Kim Jong-un wurde eigentlich schon 2015 in Moskau erwartet, als der 70. Jahrestag des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg gefeiert wurde. Im Rahmen der Feierlichkeiten sollte sich der Gast aus Nordkorea nicht nur die Parade auf dem Roten Platz ansehen, sondern sich auch mit der damaligen südkoreanischen Präsidentin Park Geun-hye treffen.
Der nordkoreanische Staatschef soll die Einladung angenommen haben. Als jedoch bekannt wurde, dass die südkoreanische Staatschefin beschlossen hatte, ihren Moskau-Besuch abzusagen, soll auch er einen Rückzieher gemacht haben. Stattdessen wurde der Vorsitzende des Präsidiums der Obersten Volksversammlung Nordkoreas, Kim Jong-nam, zu den Feierlichkeiten in Moskau geschickt. Im Ergebnis wurde die Idee eines kleinen Korea-Gipfels fallengelassen.
Kim Jong-un hat als Nordkoreas Staatschef bislang kaum Reisen ins Ausland absolviert. Nach Presseangaben war er viermal in China, jeweils einmal in Singapur und Vietnam (auf beiden Reisen traf er sich mit Donald Trump) und überquerte die Demarkationslinie, die die koreanische Halbinsel trennt, um sich mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in zu treffen.
Es gilt, dass die nordkoreanischen Staatschefs nur mit einem Panzerzug reisen, um den mit Flügen verbundenen Risiken aus dem Weg zu gehen.
1974 absolvierte der Gründer des sozialistischen Korea, Kim Il-sung, eine lange Reise mit dem Zug nach Osteuropa – via China und Sowjetunion bis nach Polen, in die DDR, Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien, Bulgarien und Rumänien. Die Rückfahrt führte wiederum durch die Sowjetunion.
Sein Sohn Kim Jong-il fuhr 2001 durch ganz Russland – seine Reise dauerte drei Wochen. 2011 kam er mit dem Zug nach Burjatien, wo er sich mit dem damaligen Präsidenten Medwedew traf.
Allerdings wählen nordkoreanische Staatschefs nicht immer den Zug als Verkehrsmittel.
Anscheinend nutzt Kim Jong-un bisweilen auch Flugzeuge – nicht nur für Auslandsreisen, sondern auch im Land. So zeigten die staatlichen Medien Nordkoreas 2015 eine Aufnahme, wo Kim Jong-un ein leichtes Flugzeug steuerte. Im Mai 2018 landete am Flughafen im chinesischen Dalian ein nordkoreanisches Flugzeug, in dem sich Medienangaben zufolge Kim Jong-un befand. BBC nannte dies den ersten bestätigten Auslandsflug des nordkoreanischen Staatschefs seit der Machtübernahme.
Es handelt sich um eine Il-62 mit dem Namen „Chammae-1“. Das weiß gestrichene Flugzeug ist mit der Nationalflagge und der Bezeichnung des nordkoreanischen Staates verziert. Am Flugzeugschwanz sind ein roter Stern in blauem und rotem Kreis sowie ein stilisierter Habicht abgebildet. Nach Fotos des Innenraums zu schließen, ist er modern ausgestattet. Nach der Größe bleibt es zwar hinter der Maschine des US-Präsidenten zurück, doch es ist ausreichend Platz für den Arbeitstisch Kim Jong-uns sowie Tische für Sitzungen.
Berichten zufolge brachte ein ähnliches Flugzeug (Chammae-2) eine hochrangige Delegation (mit der Schwester des nordkoreanischen Staatschefs Kim Yo-jong) aus Nordkorea zu den Olympischen Winterspielen in Pjöngjang.
Mit der Chammae-1 reiste Kim Jong-un auch zum ersten Treffen mit Donald Trump in Singapur.
Nach Vietnam reiste er zum zweiten Treffen mit Trump mit dem Zug über China. Nach der Ankunft in Vietnam stieg er allerdings in ein Auto um, mit dem er nach Hanoi kam.
Im März 2018 reiste Kim Jong-un mit einem Sonderzug nach Peking, der Beobachtern zufolge auch von seinem Vater Kim Jong-il bei Auslandsreisen genutzt wurde. Während des Aufenthalts Kim Jong-ils in Sibirien im August 2011 konnte man sehen, wie er über eine Einstiegsrampe mit einem roten Teppich in den Waggon einsteigt.
Südkoreanische Medien behaupteten bereits vor zehn Jahren, dass Kim Jong-il über fast 90 (!) Waggons verfügte.
Der Zug ist mit Konferenzräumen, Schlafzimmern, Empfangsraum, Satellitenverbindung, LED-Fernsehern, Computertechnik u.a. ausgestattet. Im mit hochqualitativen Materialien dekorierten Innenraum dominiert die weiße Farbe, so Medienangaben. Zudem tauchten Ledersofas und rosa- und korallenfarbige Sessel auf.
Laut Massenmedien besteht der Zug des nordkoreanischen Staatschefs aus 21 dunkelgrünen Waggons mit gelbem Streifen. Genau so sah er während der Vietnam-Reise durch China aus.
Die Panzerung schützt die Passagiere des Zuges, verlangsamt ihn jedoch. Die Geschwindigkeit des Sonderzuges beträgt höchstens 60 km/h.
Die Eisenbahnreise des nordkoreanischen Staatschefs verläuft gewöhnlich so: Zunächst fährt ein Zug zur Prüfung der Sicherheit der Strecke voraus, danach folgt zeitversetzt (20 bis 60 Minuten) der Zug mit Passagier Nr.1. Im dritten Zug fahren zusätzliche Wächter, Begleitpersonen und Ausstattung.
Zwischen den Städten fährt Kim Jong-un mit einem Mercedes-Benz der S-Klasse, der zusammen mit dem nordkoreanischen Staatschef an Bord seines Panzerzugs transportiert wird. Laut südkoreanischen Medien liegt der Preis des 2010 hergestellten Autos bei rund 1,8 Millionen Dollar. Der Wagen war unter anderem während der Verhandlungen an der Demarkationslinie in Panmunjeom zu sehen.
Auf Reisen fährt der nordkoreanische Staatschef mit eigener Limousine in Begleitung von Dutzend Leibwächtern. Laut der westlichen Presse dienen diese Leibwächter im so genannten „Zentralen Parteibüro Nr.6“, das etwa 200-300 Menschen zählt. Die Hälfte davon sind Leibwächter, die anderen Fahrer und technisches Personal. In die Wachmannschaft des nordkoreanischen Staatschefs werden Presseangaben zufolge Wehrpflichtsoldaten der Koreanischen Volksarmee aufgenommen, die über tadellose Biografien, Fertigkeiten und Aussehen verfügen. Sie werden zusätzlich ausgebildet, ähnlich wie die Kräfte für Sonderoperationen der nordkoreanischen Streitkräfte.
Die Leibwächter bilden einen Ring um Kim Jong-un, wobei sie die Möglichkeit haben, ihn von allen Seiten zu schützen und eine 360-Grad-Rundsicht haben.
sputniknews
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