Zwölf Millionen Hektar Dschungel zerstört

  25 April 2019    Gelesen: 945
Zwölf Millionen Hektar Dschungel zerstört

Weltweit schrumpft der Tropenwald. Zwölf Millionen Hektar sind in nur einem Jahr verschwunden. Besonders in Brasilien sind die Verluste dramatisch: Ein Drittel des Regenwaldes fällt Bränden zum Opfer. Viele davon sind von Menschenhand gelegt.

Die Zerstörung des Regenwaldes hat nach Angaben von Wissenschaftlern weiterhin dramatische Ausmaße. Im vergangenen Jahr wurde insgesamt eine Fläche von der Größe Englands zerstört, wie die Experten im jährlichen Bericht des "Global Forest Watch"-Instituts der US-Universität Maryland erklärten. Das ist der drittgrößte jährliche Verlust von Tropenwaldflächen, seit im Jahr 2001 mit der Auswertung von Satellitendaten begonnen wurde. Dabei werden Abholzungen erfasst, aber auch Zerstörungen durch Waldbrände.

Die Geschwindigkeit, mit der die Welt ihre letzten Reserven an Regenwald verliert, ist dabei unverändert hoch, wie die Forscher betonten. Minütlich verschwinde Wald mit einer Fläche von etwa 30 Fußballfeldern, heißt es. Pro Jahr entspricht das einem riesigen Gebiet von zwölf Millionen Hektar - und damit in etwa so viel wie die Flächen der beiden Bundesländer Bayern und Niedersachsen zusammen. Bei fast einem Drittel der betroffenen Waldgebiete handelte es sich den Angaben zufolge um besonders schützenswerten Urwald der ältesten Generation.

Erstmals seien Eingriffe in den bislang unberührten natürlichen Regenwald dokumentiert, der aus jahrhundertealten, teils sogar jahrtausendealten Bäumen bestehe, sagte Forschungsgruppenleiterin Mikaela Weisse. Frances Seymour, führende Wissenschaftlerin am World Ressources Institute in Washington, warnte: "Die Wälder der Welt sind jetzt in der Notaufnahme. Das Wohlergehen des Planeten steht auf dem Spiel." Mit jedem verlorenen Hektar "kommen wir dem schrecklichen Szenario eines unkontrollierbaren Klimawandels näher", sagte Seymour.

In Brasilien war der Verlust am größten. Der Anteil am Gesamtverlust an Regenwald betrug in dem südamerikanischen Land mit rund 13.500 Quadratkilometern etwa ein Drittel. Es folgen die Demokratische Republik Kongo mit 4800 Quadratkilometern, Indonesien mit 3400 Quadratkilometern, Kolumbien mit 1800 Quadratkilometern und Bolivien mit 1500 Quadratkilometern. Der afrikanische Inselstaat Madagaskar büßte im vergangenen Jahr zwei Prozent seines Regenwaldes ein.

Die Hauptverursacher der Zerstörung sind Viehzucht und Landwirtschaft: in Asien und Afrika vor allem der Anbau von Palmöl, in Südamerika Getreide zur Produktion von Biotreibstoffen. Brandrodungen und Abholzungen zum Flächengewinn setzen dabei nicht nur klimaschädliches Kohlendioxid frei, sondern verringern auch die Kapazitäten der sogenannten grünen Lungen zur Aufnahme von CO2.

Weltweit absorbieren die Regenwälder rund 30 Prozent des von Menschen verursachten Ausstoßes von Treibhausgasen - mehr als elf Milliarden Tonnen pro Jahr. Auch die Ozeane sind gigantische CO2-Filter, sie nehmen rund 23 Prozent des Gases auf.

Das bislang schlimmste Jahr für die Wälder weltweit war 2016, wozu das Wetterphänomen El Niño und großflächige unkontrollierte Brände in Brasilien und Indonesien beitrugen. Für Brasilien zeigten die Daten eine deutlichen Trend hin zu von Menschen gelegten Feuern, die zudem auch vor Tabuzonen nicht haltmachten: "Mit Erschrecken sehen wir auch Eingriffe in Ureinwohnergebiete, die über Jahre immun gegen Entwaldung waren", sagte Wissenschaftlerin Weisse.

Die Autoren betonen in ihrem Bericht allerdings, dass es noch zu früh sei, um die Auswirkungen der Politik des neuen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro einschätzen zu können. Die hohen Rückgänge seien noch vor dessen Amtsantritt passiert. Bolsonaro hat allerdings deutlich gemacht, dass Umweltschutz nicht zu seinen Prioritäten zählt. Er will keine neuen Schutzgebiete im Amazonasgebiet ausweisen und weitere Rodungen im Regenwald zulassen.

Als positives Beispiel wird in der Studie Indonesien angeführt. In dem südostasiatischen Land seien die Verluste von Primärwald auf den niedrigsten Stand seit 2003 gefallen. Das deute darauf hin, dass Schutzmaßnahmen der Regierung Wirkung zeigten.

n-tv


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