Wenn sich zwei streiten, freut sich der dritte - oder auch nicht. Der aktuelle harte Handelskonflikt zwischen den USA und China schadet Unternehmen aus der EU jedenfalls mehr, als er ihnen nutzt. Das geht aus einer nun veröffentlichten Mitgliederbefragung der EU-Handelskammer in Peking hervor.
Demnach bekommen auch Firmen aus Europa die immer höher werdenden Strafzölle zu spüren, mit denen die USA und China einander überziehen. Laut der Umfrage wird mehr als jedes dritte EU-Unternehmen, das in China tätig ist, negativ beeinflusst. Weniger als fünf Prozent der befragten EU-Firmen sahen demnach positive Auswirkungen auf ihr Geschäft.
Das Ergebnis der Umfrage "widerspricht Erwartungen, dass europäische Unternehmen von den Zöllen profitieren würden", heißt es in dem Papier. Die Hoffnung, dass Chinesen statt bei US-Firmen einfach mehr bei europäischen Konkurrenten bestellen, scheint sich bislang nicht zu bewahrheiten.
Vielmehr sorge der andauernde Konflikt für eine insgesamt schlechtere Stimmung in der Wirtschaft. Geschäftsentscheidungen würden erschwert, was negative Auswirkungen auf das Wachstum habe, teilte die Kammer mit. Die Umfrage, an der sich 585 Unternehmen beteiligten, wurde im Januar und Februar durchgeführt, also noch vor der jüngsten Zuspitzung des Handelsstreits der beiden größten Volkswirtschaften.
Vor zwei Wochen hatten sich beide Seiten mit einer neuen Runde von Strafzöllen überzogen. Nachdem die USA Zölle auf Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar von 10 auf 25 Prozent erhöhten, hob Peking seinerseits seine Sonderabgaben auf US-Produkte im Wert von 60 Milliarden US-Dollar an.
Aus ihrer Sicht seien die von den USA verhängten Strafzölle zwar eindeutig der falsche Weg, teilte die EU-Handelskammer mit. Die zugrunde liegende Kritik der US-Regierung werde aber in vielerlei Hinsicht geteilt. So würden EU-Firmen in China trotz großer Reformversprechen noch immer benachteiligt. "Wir brauchen ein vorhersehbares, faires Geschäftsumfeld", sagte Vizekammerpräsidentin Charlotte Roule.
Der Handelsstreit ist jedoch nicht das einzige Problem, das die EU-Firmen in China beschäftigt: 56 Prozent der befragten Unternehmen schätzten ein, dass chinesische Firmen in Europa einen besseren Marktzugang genießen als umgekehrt EU-Firmen in China. 45 Prozent beklagten, dass sie in China im Vergleich zu lokalen chinesischen Firmen ungerecht behandelt würden.
20 Prozent der EU-Unternehmen gaben zudem an, dass sie sich genötigt fühlten, chinesischen Partnern Technologie zu überlassen - vor zwei Jahren waren es lediglich zehn Prozent gewesen. "Es ist nicht hinnehmbar, dass diese Praxis in einem so ausgereiften und innovativen Markt wie China fortgesetzt wird", sagte Roule.
Erzwungene Technologietransfers sind auch eine der Gefahren, vor denen die US-Sicherheitsdienste laut einem Bericht der "Financial Times" amerikanische Konzerne und Forschungseinrichtungen warnen. Dem Bericht zufolge sei den Managern bei entsprechenden Briefings auch als geheim eingestuftes Material gezeigt worden - etwa Fallbeispiele, in denen geistiges Eigentum der US-Konzerne von ihren chinesischen Partnerfirmen gestohlen worden sei.
Dem Bericht zufolge sind die Briefings von US-Senatoren sowohl der Demokraten als auch der Republikaner begleitet und initiiert worden - ein Zeichen dafür, dass Präsident Donald Trump mit seiner harten Haltung im Handelsstreit mit China in der US-Politik durchaus breite Unterstützung erhält.
spiegel
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