Volkswagen sieht bei der Ertragskraft noch viel Potenzial

  13 Juni 2019    Gelesen: 1072
Volkswagen sieht bei der Ertragskraft noch viel Potenzial

Hamburg (Reuters) - Volkswagen sieht mitten im Umbau zu einem führenden Anbieter von Elektroautos noch erhebliches Steigerungspotenzial bei der Ertragskraft.

Operativ liege der Konzern jetzt schon am oberen Rand des Rendite-Korridors, den man sich für 2025 vorgenommen habe, sagte Vorstandschef Herbert Diess am Donnerstag vor 500 Top-Managern in Wolfsburg. “Wenn sich das Marktumfeld normalisiert und wir auch nur einen kleinen Teil der Synergien und Effizienzen heben, von denen heute viele noch brachliegen - dann haben wir noch ein erhebliches Potenzial.” Diese Kraftreserven will Volkswagen möglichst rasch heben, um die hohen Investitionen in die Elektromobilität, neue Mobilitätsdienste und selbstfahrende Autos zu stemmen. Denn zugleich muss der weltgrößte Autobauer die hohen Kosten für die Aufarbeitung des selbstverschuldenden Dieselskandals verdauen.

Trotzdem schreibt Volkswagen bislang ansehnliche Gewinne. Der Betriebsgewinn sank zu Jahresbeginn zwar um acht Prozent auf 3,9 Milliarden Euro. Damit schnitten die Wolfsburger aber besser ab als manche Konkurrenten, obwohl der Konzern knapp eine Milliarde zusätzlich für eine Porsche auferlegte Geldbuße und Anwaltskosten im Zusammenhang mit der Dieselaffäre schultern musste.

Um sich die hohen Kosten bei der Entwicklung selbstfahrender Autos zu teilen, will Volkswagen mit Ford zusammenarbeiten. Die seit mehreren Monaten laufenden Gespräche zum Elektrobaukasten MEB und beim autonomen Fahren liefen gut und stünden “kurz vor dem Abschluss”, sagte Diess seinem Redemanuskript zufolge, das der Nachrichtenagentur Reuters vorlag. Volkswagen will sich an der Ford-Tochter Argo für Roboterautos beteiligen und verhandelt mit den Amerikanern zudem über eine Nutzung des von Volkswagen entwickelten Elektrobaukastens. Eine Einigung etwa über eine Lizenzierung des MEB durch Ford würde Volkswagen Größenvorteile verschaffen und so die Kosten für Elektroautos senken.

VOLKSWAGEN WILL AMERIKANISCHER WERDEN

Diess sagte, die Partnerschaft mit dem zweitgrößten US-Autobauer sei für Volkswagen auch geostrategisch von großer Bedeutung. “Ohne ein starkes Engagement in den USA - unserer noch immer schwächsten Weltregion - drohen wir in den weltweiten Handelskonflikten in eine ausweglose Situation zu geraten.” Volkswagen sei derzeit noch sehr stark ein chinesisch geprägtes Unternehmen. “Dazu brauchen wir ein Gegengewicht in den USA.” VW und Ford hatten bereits zu Jahresbeginn eine Allianz bei Transportern und Pick-ups geschlossen.

In seiner Rede betonte der Konzernchef zudem, dass Volkswagen sich operativ weiter steigern müsse, um an der Börse besser dazustehen. “Unsere Unternehmensbewertung ist deutlich zu niedrig.” Die Aktie werde nur mit dem knapp fünffachen des operativen Gewinns gehandelt. Das sei deutlich unter dem Durchschnitt im Leitindex Dax. “Das müssen wir ändern”, sagte Diess und fügte hinzu, ein hoher Börsenwert spiegele auch die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens wieder. “Er ist eine wichtige Akquisitionswährung in der bevorstehenden weiteren Konsolidierungsphase der Industrie.” Damit deutete Diess die Möglichkeit an, eigene Aktien als “virtuelle Währung” bei Partnerschaften einzusetzen. Diess bekräftigte, das Lkw-Geschäft mit den beiden Marken MAN und Scania unter dem Namen Traton noch vor der Sommerpause an die Börse zu bringen.


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