Nun aber droht die Flüchtlingskrise die Chancen der 43-Jährigen zu schmälern. Lag sie vergangenes Jahr in den Umfragen noch bei 41 Prozent, so sind es derzeit nur noch 37, während die AfD zulegt. Wie blank die Nerven bei den etablierten Parteien liegen, zeigt sich in der Weigerung von Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), mit dem AfD-Kandidaten in einem TV-Duell aufzutreten – obwohl die Rechtspopulisten derzeit mit acht Prozent in den Landtag einziehen würden. Der Südwestrundfunk lud die AfD aus, gegen den Willen der CDU.
So ist auch ihr Vorstoß vom Wochenende zu verstehen: Die CDU-Spitzenkandidatin für die Landtagswahlen am 13. März hatte in ihrem sogenannten Plan A2 unter anderem gefordert, Flüchtlinge verstärkt bereits an der Grenze abzuweisen und deren Zuzug durch pro Tag flexibel festgesetzte Höchstwerte zu beschränken. Der unionsintern umstrittene Begriff „Obergrenzen“ wird vermieden, das Konzept läuft de facto aber auf Grenzwerte hinaus.
Laut Klöckner soll sich die Aufnahme von Flüchtlingen nicht mehr nach deren Andrang an den Grenzübergängen richten, sondern ausschließlich „nach den vorhandenen Kapazitäten der Länder und Kommunen". Die Bleibeberechtigung von Flüchtlingen will Klöckner direkt in „Grenzzentren" prüfen lassen, bei negativem Ergebnis soll eine „schnelle Rückführung" erfolgen.
Mit dem Vorschlag hat sich Klöckner ins Rampenlicht gebracht: Die SPD geißelt den Plan als „Anti-Merkel-Vorstoß“, Applaus kommt dagegen aus der eigenen Partei und der Schwesterpartei CSU.
Bislang verlief die politische Karriere der studierten Religionslehrerin Klöckner nahezu makellos. 2002 war sie in den Bundestag eingezogen; nur eine Legislaturperiode später stieg sie zur Staatssekretärin im Bundesverbraucherministerium auf, wo sie sich als junge, internetaffine Politikerin mit Bodenhaftung – sie war einst Weinkönigin – in Szene setzte.
Mit diesem Image übernahm sie 2009 die Macht in der zerstrittenen und durch Skandale aufgewühlten Landes-CDU, einte sie und griff den dienstältesten Ministerpräsidenten der Republik an: Kurt Beck (SPD). Bei der Wahl 2011 hielt der sich zwar noch an der Macht. Die Blessuren waren aber schmerzlich. Und Klöckner wechselte komplett in die Landespolitik.
Im Parlament stellte sie einen Misstrauensantrag gegen Beck wegen der Millionenpleite am Nürburgring. Das Instrument nutzte einst auch der Pfälzer Helmut Kohl, um an die Macht zu gelangen. Klöckner, die ein enges Verhältnis zum Altkanzler pflegt, hatte damit zwar keinen Erfolg. Kurz darauf aber zog sich Beck aus der Politik zurück, Dreyer übernahm.
Tags: