Arbeitslosigkeit kaum gesunken - Flaute hinterlässt ihre Spuren

  01 Juli 2019    Gelesen: 618
  Arbeitslosigkeit kaum gesunken - Flaute hinterlässt ihre Spuren

Nürnberg/Berlin (Reuters) - Die Wirtschaftsflaute in Deutschland schlägt allmählich auf den Jobmarkt durch.

“Die Arbeitslosigkeit ist im Juni nur wenig gesunken. Die konjunkturelle Abschwächung ist sichtbar”, erklärte der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele, am Montag in Nürnberg. Die Zahl der gemeldeten Stellen gehe auf hohem Niveau zurück und das Beschäftigungswachstum verliere an Dynamik.

Die Arbeitslosenzahl fiel zwar zum Vormonat um 20.000 auf 2,216 Millionen, nachdem sie im Mai überraschend gestiegen war. Klammert man jedoch jahreszeitliche Schwankungen aus, blieb sie laut Scheele im Juni “nahezu unverändert”. Die Arbeitslosenquote verharrte bei 4,9 Prozent. Die BA bereitet sich angesichts der mauen Konjunktur bereits auf einen Anstieg der Kurzarbeit in verschiedenen Industriebranchen vor.

Scheele sagte dazu, die BA sei darauf gefasst, “relativ kurzfristig” reagieren zu müssen. Die Beratungsgespräche in Regionen mit starker Präsenz des Verarbeitenden Gewerbes etwa in Bayern, Baden-Württemberg oder der Region um den VW-Standort Wolfsburg nähmen zu. Dazu passt, dass sich die Stimmung der deutschen Verbraucher zuletzt eintrübte, wobei laut den Nürnberger Marktforschern der GfK auch die Furcht vor Jobverlust eine Rolle gespielt haben dürfte - etwa bei Beschäftigten in der Autoindustrie und deren Zulieferern.

“KEINE EKLATANTE KRISE”

Die aktuell schwächere Entwicklung am Jobmarkt resultiert nach Einschätzung des BA-Chefs daraus, dass die konjunkturelle Eintrübung ihre Spuren in der Arbeitslosenversicherung hinterlässt. “Der Rückgang der Arbeitslosigkeit war dort deutlich schwächer als in den letzten Jahren. Saisonbereinigt verzeichnen wir daher einen Anstieg um 8000”, erläuterte Scheele. In der Grundsicherung sei hingegen die Arbeitslosigkeit saisonbereinigt wieder gesunken.

Der BA-Vorstandschef geht jedoch nicht davon aus, dass Deutschland wirtschaftlich eine “eklatante Krise” ins Haus steht. Vielmehr sei nach einer Durststrecke von einigen Quartalen wieder mit einem Anziehen der Konjunktur zu rechnen. Für Ökonom Martin Müller von der staatlichen Förderbank KfW ist dies jedoch noch nicht ausgemachte Sache: “Die USA und China haben im Handelskrieg immer schwerere Geschütze aufgefahren, und beim politischen Hickhack um den Brexit ist keine Einigung in Sicht. Beides belastet die Weltkonjunktur und droht auch in Deutschland, den Abschwung zu verstärken.” Die zum Jahreswechsel erwartete konjunkturelle Erholung stehe auf der Kippe: “Läuft es schlechter als erwartet, dürfte die Arbeitslosigkeit wieder steigen.”

Im Euroraum fiel die saisonbereinigte Arbeitslosenquote laut den jüngsten verfügbaren Daten im Mai allerdings um einen Tick auf 7,5 Prozent. Das ist die niedrigste Quote, die seit Juli 2008 verzeichnet wurde.


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