Im Vergleich zu anderen Schlagzeilen der vergangenen Tage erscheint der eigentliche Schock für die deutsche Wirtschaft auf den ersten Blick undramatisch: BASF schraubt seine Prognose für Umsatz und Gewinn nach unten. Statt etwas mehr als 2018 wird das Unternehmen in diesem Jahr nach eigener Einschätzung 30 Prozent weniger verdienen. Was allerdings immer noch einen Milliardengewinn für das weltgrößte Chemieunternehmen bedeutet.
Dennoch erschüttert die Nachricht von BASF nicht nur die Börse stärker als die teils dramatischen Szenen bei der Deutschen Bank, die gerade den Abbau von fast einem Viertel aller Jobs bekannt gab und gleich wieder heftige Verluste für dieses und wohl das nächste Jahr ankündigte. Doch der entscheidende Punkt ist: Das Geschäft des Chemiekonzerns schrumpft und das ist - im Gegensatz zu den weitgehend hausgemachten Problemen der Deutschen Bank - ein Symptom für die prekäre Lage der gesamten deutschen Industrie.
Die Chemiebranche steuert nicht nur direkt rund 200 Milliarden Euro zum deutschen Inlandsprodukt bei. Sie ist als Lieferant eng mit fast allen Wirtschaftszweigen im Inland und der ganzen Welt verwoben. Sie gilt daher als Indikator für die Konjunktur. Ein Blick auf die BASF-Zahlen verrät: Die deutsche Industrie ist auf Schrumpfkurs und es gibt kaum etwas, was die Unternehmen dagegen tun können.
BASF hat bereits vor Wochen angekündigt, in Deutschland 3000 und weltweit 6000 der mehr als 120.000 Stellen im Unternehmen abzubauen, um die Kosten zu senken. Doch das kann die einbrechende Nachfrage in fast allen Bereichen nicht ausgleichen. Der größte Kunde, die Autoindustrie, die etwa Lacke und Kunststoffe für alle Arten von Teilen bei BASF kauft, fährt ihre Produktion herunter in Deutschland, aber vor allem in China, dem wichtigsten Wachstumsmarkt der vergangenen Jahre. Aber auch andere Industriezweige und die Landwirtschaft nehmen weltweit weniger BASF-Produkte ab.
Die Probleme des Chemiekonzerns führen vor Augen, wie stark die deutsche Wirtschaft von der Weltkonjunktur abhängig ist. Die wiederum ist den unvorhersehbaren handelspolitischen Launen des US-Präsidenten Donald Trump ausgesetzt. Wegen des Zollkonflikts leidet nicht nur in China die Industrie, sondern beispielsweise auch die US-Landwirtschaft und damit die Nachfrage nach Produkten von BASF und anderer deutscher Unternehmen. Im vergangenen Jahr habe man angenommen, dass die US-Regierung ihre Handelsstreitigkeiten bald beilegen würde. Nun heißt es in der BASF-Presseerklärung, "eine schnelle Entspannung" sei in diesem Jahr nicht mehr zu erwarten. "Allgemein bleibt die Unsicherheit hoch" - für BASF und die gesamte deutsche Wirtschaft.
n-tv
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