US-Präsident Donald Trump nominierte Anfang Juli die US-Ökonomin Judy Shelton als FED-Gouverneurin. Diese mahnt Leitzinssenkungen durch die FED an und spricht sich für eine Rückkehr zum Goldstandard aus, um „Währungsmanipulationen durch Zentralbanken zu stoppen“, wie sie selbst sagt.
In den letzten Wochen habe Trump „seine Angriffe auf die US-Zentralbank verschärft“, indem er sie als „das größte Problem der Wirtschaft“ bezeichnete und damit drohte, FED-Chef Jerome Powell zu entlassen. Das berichten US-amerikanische Wall-Street-Medien. „Obwohl viele Präsidenten zuvor Währungsinterventionen betrieben und sich mit FED-Vorsitzenden über die Zinspolitik gestritten hatten, hat dies noch nie jemand so offen und direkt getan wie heute.“ FED-Apologeten in Medien und US-Kongress fürchten nun um die angebliche „Unabhängigkeit“ der Zentralbank.
Trump selbst fordere keinen „Gold-Dollar“. Allerdings habe seine potenzielle FED-Politikerin Judy Shelton ausführlich über den Goldstandard geschrieben und gesprochen.
Wer ist diese Frau?
Shelton ist Wirtschafts-Expertin mit mehreren Abschlüssen und arbeitete unter anderem bereits 1996 politisch in der Präsidentschaftskampagne von Bob Dole. Ihr Mentor scheint nach Medieninformationen Larry Kudlow zu sein, Trumps oberster Wirtschaftsberater. Er leitet den Nationalen Wirtschaftsrat (National Economic Council) im Weißen Haus.
„Gold-Lady Dr. Judy Shelton“, so„Goldreporter.de“, „war Trumps Wirtschaftsberaterin während seiner Präsidentschaftskampagne. Sie war zuvor Executive Director bei der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung mit Sitz in London.“ Viel interessanter sei jedoch:
„Shelton war Führungsmitglied des 2009 gegründeten Sound Money Project, das sich für die Aufklärung über Schwächen des bestehenden Systems und für die Rückkehr zu gesundem Geld einsetzt. In einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin ‚Fortune‘ erklärte sie 2016: „Ich glaube wir brauchen eine fundamentale Neubewertung der weltweiten geldpolitischen Ordnung. (...) Die Einbeziehung des Goldes sehen einige Leute möglicherweise als Rückschritt an. Aber ich halte es für einen durchdachten, vorausschauenden Ansatz, weil Gold neutral und weltumfassend ist.“
Die frühere Trump-Beraterin in Wirtschaftsfragen tritt seit vielen Jahren öffentlich als entschiedene Fürsprecherin für eine Rückkehr zum gold-gedeckten Währungssystemauf. Shelton soll nach dem Willen Trumps nun Platz und Stimmrecht im „Board of Governors“ der FED erhalten, einem wichtigen Entscheidungsgremium der US-Notenbank. Die Mitglieder dieses Gremiums sind bei Zinsentscheidungen immer stimmberichtigt. Dieses Board besteht aus insgesamt sieben Sitzen, inklusive dem FED-Präsidenten, aktuell ist das Powell. Zwei Sitze waren bislang unbesetzt. Der US-Präsident hat das Recht, Kandidaten für diese leeren Positionen vorzuschlagen. Was er auch tat.
Sheltons aktuelle FED-Forderungen
Zu Beginn dieser Woche meldeten US-Medien, Trumps FED-Kandidatin fordere die US-Zentralbank auf, die Zinssätze in ihrer nächsten Sitzung zur Geldpolitik um „50 Basispunkte zu senken“. Das berichtete „CNBC“ am Montag. Die Gremien der FED werden voraussichtlich das nächste Mal am 30. Juli zusammentreten. Zu diesem Zeitpunkt dürfte die Zentralbank die Leitzinsen senken, so die Erwartung.
„Selbst eine Reduzierung um 50 Basispunkte würde die FED-Leitzinsen immer noch deutlich über Null halten“, wurde Shelton zitiert. „Ich hätte auf der Junitagung für eine Kürzung um 50 Basispunkte gestimmt", fügte sie hinzu. Wenn die US-Zentralbank die Zinsen senke, würde dies zu einem Zeitpunkt geschehen, zu dem eine schwächere Konjunktur aus Europa und Asien die Aussichten für die US-Wirtschaft dämpfe. „Auch andere Zentralbanken senken oder bereiten sich auf Zinssenkungen vor“, argumentierte sie. Dieser Umstand rechtfertige eine tiefere Zinssenkung als der Markt „einpreise“.
Neue „Bretton-Woods“-Konferenz in Trumps Golf-Club?
„Eine internationale Währungskonferenz, die einen solchen Goldstandard einführte, könnte statt in Bretton Woods in Mar-a-Lago, Trumps Golfhotel in Florida stattfinden, hatte sie einmal gewitzelt“, schrieb Anfang Juli die „FAZ“.
rumps „Mar-a-Lago-Club“ sei ein „schöner Ort“ für eine große internationale Währungskonferenz, für ein „Bretton Woods für das 21. Jahrhundert“.
Trump dränge seit Monaten darauf, dass die FED die Kreditkosten senken solle. Der US-Präsident kritisierte dabei öffentlich FED-Chef Powell, weil dieser die Zinsen 2018 „zu aggressiv angehoben hat“. 2019 sei in dieser Hinsicht bisher noch viel zu wenig passiert.
„Es wird viel kostspieliger für die Federal Reserve, stärker zu kürzen, wenn die Wirtschaft in Zukunft tatsächlich nachlässt!“, twitterte ein zorniger Trump am Montag. Früher hob „die FED an und zog viel zu viel und zu schnell an. Mit anderen Worten: Sie haben es vermasselt (großer Fehler!). Vermasseln Sie es nicht wieder!“.
Sheltons „Schüsse“ gegen die FED
Das „Ludwig von Mises Institute for Austrian Economics“ in Alabama ist ein US-Think-Tank, der österreichischen Wirtschafts-Denkschulen anhängt. Das Institut hat Sheltons in der Vergangenheit getätigte „Salven gegen die FED“ gesammelt. Anbei ein paar Auszüge.
„Wie kann ein Dutzend (…) Menschen, die achtmal im Jahr zusammentreffen, entscheiden, wie hoch die Kapitalkosten im Vergleich zu einer bestimmten, vom Markt vorgegebenen Rate für das organische Angebot sein sollen? Die FED ist nicht allwissend. Sie wissen nicht, wie hoch der richtige Kurs sein soll. Wie könnte das jemand überhaupt wissen?“.
Oder auch diese Spitze:
„Wenn der Erfolg des Kapitalismus davon abhängt, ob jemand klug genug ist, um zu wissen, wie hoch der Zinssatz für alles sein sollte … Dann sind wir verdammt.“ Sie wurde ebenso mit den Worten zitiert, dass die US-Zentralbank ihre Bilanz weiter unter das von FED-Chef Powell festgelegte Ziel von 3,5 Milliarden US-Dollar senken sollte. „Wenn eine Zentralbank wie die Federal Reserve Staatsschulden aufkauft, ist dies der Beginn einer Finanzkrise.“
Shelton habe dabei „keine Angst, Gold in der Geldpolitik unterstützend einzusetzen. Frau Shelton ist seit langem mit dem Goldstandard einverstanden. Die Leute nennen mich einen Goldkäfer (engl.: Gold Bug)“, sagte sie.
Goldstandard: Ein „US-Import“ aus Deutschland und England
„Die Wiedereinführung des Goldstandards wäre ein Desaster für jede größere Volkswirtschaft“, zitiert das US-Businessmagazin „Quartz“ den Wirtschaftswissenschaftler Anil Kashyap von der University of Chicago.
„Dennoch“, so das Magazin weiter, „die Idee, dass jeder US-Dollar durch eine kleine Menge Gold vom Wert her gedeckt werden sollte, ist populärer und beliebter, als viele Ökonomen ahnen. Unter den Befürwortern dieser Idee finden sich Kongressabgeordnete und Präsident Donald Trump.“
Das Business-Fachmagazin präsentiert in dem Beitrag über Judy Shelton einen kurzen historischen Abriss.
„Die USA nahmen 1879 den Goldstandard an, als der Kongress damit schließlich Großbritannien, Deutschland, Frankreich und anderen fortgeschrittenen Nationen folgte. Indem die nationalen Währungen gegenüber Gold stabil gehalten wurden, förderte die internationale Akzeptanz des Goldstandards Auslandsinvestitionen und erleichterte den Handel, wodurch die erste Ära einer intensiven Globalisierung begann.“
1971 allerdings erfolgte die Aufhebung der Golddeckung für Währungen wie der Dollar durch den damaligen US-Präsidenten Richard Nixon („Nixon-Schock”). Offizielle Begründung: Der zu teure Vietnam-Krieg und die zu kostenintensiven Weltraum- und Mond-Missionen der USA hätten damals den US-Haushalt und den Dollar als Weltleitwährung so arg gebeutelt, dass Washington sich sozusagen vom Gold lossagen musste. Bringt Shelton nun den Goldstandard zurück?
Kritik an Shelton: „Gefährliche Überzeugungen“
Sheltons Äußerungen würden den heftigsten Angriff eines potenziellen Kandidaten auf das FED-Board in der jüngeren Geschichte darstellen, so US-Medien. Sie greife „die Zentralbanken im Allgemeinen“ an und hinterfrage nicht nur, wie Powell Geldpolitik betreibe, sondern auch, ob „man in der FED überhaupt kompetent“ handeln könnte.
Shelton habe „eine blinde Verpflichtung gegenüber einem gefährlich falschen Satz von Überzeugungen“, urteilt die „Washington Post“. Shelton sei eine Vertreterin der „Gold Bugs bei den Republikanern“ und habe ihre persönliche Loyalität zu Trump bisher durch „überschwängliche Lobreden“ auf den US-Präsidenten und mehrere große Medieninterviews aus einem Trump-Hotel unter Beweis gestellt.
Ihre radikale Vision bestehe darin, so die Washingtoner Zeitung in ihrer Kritik, das FED-Mandat „stabiler Preise und maximaler Beschäftigung“ durch einen Goldstandard zu ersetzen. Der Goldstandard wird jedoch von vielen Ökonomen rundweg abgelehnt und „wurde aus gutem Grund vor Jahrhunderten weltweit aufgegeben. Goldpreise sind volatil. (…) Es gibt eine Menge zu sagen, warum ein solches System zu strengeren Geschäftszyklen und einer stärkeren internationalen finanziellen Ansteckung führen würde. (…) Ein solches System würde bedeuten, die Souveränität der USA über ihre Währung zu verlieren sowie die Geldpolitik und (zumindest theoretisch) auch die Finanzpolitik zu straffen.“
Senat muss noch zustimmen
„Präsident Donald Trump hat über den Kurznachrichtendienst Twitter bekannt gegeben, dass er zwei neue Kandidaten für das Direktorium der US-amerikanische Notenbank Federal Reserve ins Auge gefasst hat“, meldete die „FAZ“ Anfang Juli. „Er will nach eigenen Angaben Christopher Waller und Judy Shelton für die zwei vakanten Positionen nominieren.“ Trump könne Hoffnungen in seine zweite Kandidatin, Judy Shelton, setzen. Sie war im Wahlkampf 2016 Beraterin für das Trump-Team und habe dabei „eine gewisse Flexibilität“ und Loyalität gezeigt.
Trumps FED-Nominierte Shelton und Waller müssen nun allerdings noch vom US-Senat bestätigt werden, bevor sie ihre neuen Positionen bei der US-Notenbank antreten dürfen.
sputniknews
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