Wirtschaftskrieg zwischen China und USA: Andere Währungen geraten in die Schusslinie

  08 Auqust 2019    Gelesen: 630
  Wirtschaftskrieg zwischen China und USA: Andere Währungen geraten in die Schusslinie

Nachdem die Chinesische Volksbank den Yuan-Kurs unter die psychologisch wichtige Marke von sieben Yuan je Dollar gesenkt hatte, überschlugen sich die Diskussionen über einen beginnenden „Währungskrieg“. Dabei hieß es unisono: Peking bläst im Währungskrieg mit den USA zum Angriff.

Fast alle Weltmärkte, darunter die Fondsmärkte der USA, Europas, Japans, Chinas und Russlands, stürzten ab, weil die Investoren und Spekulanten den Währungskrieg als Syndrom ernsthafter Probleme der Weltwirtschaft wahrnehmen (berechtigt) und der Meinung sind (unberechtigt), dass es unter diesen Bedingungen besser wäre, rechtzeitig riskante Aktiva loszuwerden, was derzeit wohl für alle Aktien und Währungen gilt. Der Preis steigt vor allem bei maximal zuverlässigen Finanzinstrumenten – wie Staatsanleihen (vor allem die der USA und EU-Länder) sowie Gold und Aktien der Goldförderer. Von den in Panik geratenen Investoren sind auch die Ölpreise und die damit verbundenen Währungskurse betroffen – beispielsweise der chilenische Peso oder der brasilianische Real.

Das Problem jener, die sich beeilen, in einen sicheren Hafen in Form der US-Staatsanleihen und einiger Dollar-Aktiva zu fliehen, besteht darin, dass Washington bereits am Abend des 5. August zu verstehen gab, die Schritte Pekings nicht unbeantwortet zu lassen. Das heißt, dass das wahrscheinlichste Szenario das so genannte Rennen zum Boden zwischen Dollar und Yuan ist.

Die „New York Times“ schreibt: „Der Handelskrieg zwischen den USA und China trat am Montag in eine gefährlichere Phase ein, weil Peking sich erlaubte, den Währungskurs abzuschwächen, chinesische Unternehmen stoppten den Ankauf von US-Landwirtschaftserzeugnissen, die Finanzbehörden von Präsident Trump stufte China offiziell als Währungsmanipulator ein“.

In der heutigen Welt unterscheiden sich die Vorstellungen davon, was Währungsmanipulationen sind und wozu sie notwendig sind, ernsthaft von den Vorstellungen, an die sich einfache Menschen gewöhnt haben: Der Währungskrieg wird von der Seite gewonnen, die den Kurs ihrer Währung künstlich herabsetzen und damit gleich mehrere positive Effekte erreichen kann.

Erstens wird der Export billiger und verdrängt Konkurrenten von internationalen Märkten, was dem Manipulator zusätzliche Arbeitsplätze und Haushaltseinnahmen bringt. Zudem wird dadurch ein Hindernis für Importwaren geschaffen, die ziemlich teuer werden, und ersetzt werden können, falls entsprechende Kompetenzen und Produktionskapazitäten vorhanden sind. Wenn das Land ernsthafte Schuldverpflichtungen in der Nationalwährung hat, und dabei Einnahmen in ausländischer Währung vorhanden sind, wird die Abwertung zu einer Art Instrument zur Schuldenabschreibung – ihre reale Größe sinkt.

Gerade deswegen verfolgt das US-Finanzministerium unter Trump sehr aufmerksam, ob nicht auch andere Länder versuchen, den eigenen Kurs der Nationalwährung herabzusetzen. Die Drohung Washingtons, konkrete Länder als Währungsmanipulator einzustufen, war gegenüber China, Japan, Indien, Vietnam und sogar Russland zu hören.  Der Rückgang des Yuan-Kurses unter die psychologisch wichtige Marke von sieben Yuan pro Dollar wurde einerseits die Antwort Pekings auf die neuen US-Zölle und brachte andererseits das Fass zum Überlaufen, wobei Washington nun zu aktiven Schritten übergeht. Diese Schritte werden unverzüglich die Abwertung des US-Dollars gegenüber anderen Währungen nach sich ziehen.

Wie die „New York Times“ berichtet, ist die Dollar-Abschwächung für die Trump-Administration ein sehr notwendiger und gewollter Schritt bei der Bekämpfung Chinas – Trumps Team hat bereits mehrmals mit der Abwertung des US-Dollars beginnen wollen:

„Herr Trump sucht immer häufiger nach Wegen zum Widerstand gegen China, unter anderem wird die Frage erörtert, ob die USA die eigene Währung abwerten sollen. Herr Trump und seine Berater besprachen Interventionen in die Währungsmärkte, um den Dollar Ende Juli künstlich abzuschwächen, doch der Präsident lehnte diese Idee ab. <…> ‚China greift immer wieder auf Währungsmanipulationen zurück, um unsere Unternehmen und Werke auszurauben, unserer Arbeit zu schaden, die Löhne für unsere Arbeiter und Preise unserer Landwirte zu senken. Das wird nicht mehr sein!‘ – schrieb der US-Präsident auf Twitter. ‚Das hätte vor vielen Jahren gestoppt werden müssen!‘, so Trump“.

Auf den ersten Blick scheint es, dass es sich um einen launischen Wunsch des US-Präsidenten und seines Teams handelt, doch wie US-Medien hervorheben, gewinnt die Dollar-Abwertung als Lösung der wirtschaftlichen und außenpolitischen Probleme Befürworter auf beiden Seiten der politischen Barrikaden in Amerika. Yahoo Finance berichtete sogar über „Zwei-Parteien-Initiativen“ für die Dollar-Abwertung: „Präsident Donald Trump ist nicht der einzige, der den US-Dollar abschwächen will, um den US-Exporteuren dabei zu helfen, mit China zu konkurrieren. Einige Senatoren werden am Mittwoch einen Zwei-Parteien-Gesetzentwurf vorlegen, um den Dollar via Steuern für ausländische Investitionen abzuschwächen… Senatoren wollen ein Gesetz über den konkurrenzfähigen Dollar für Arbeitsplätze und Wohlstand einbringen“. Laut dem Plan könnte die Fed Zahlungen für Marktaktiva für ausländische Käufe der US-Aktien, Staatsanleihen und andere Aktiva fordern, um den Dollar-Kurs auszugleichen.

Radikale Maßnahmen wie Steuern für den Kauf der US-Finanzaktiva durch Ausländer bzw. Fed- Interventionen zur Dollar-Abwertung gehören nicht zu den Merkmalen einer gesunden Wirtschaft.

Eine Dollar-Abwertung würde in jeder Form seinem Ruf ziemlich schaden. Die Aufrechterhaltung des Dollars als wichtigste globale Währung ist ein bedeutendes Element der Stabilität der US-Wirtschaft. Bereits General De Gaulle nannte den Dollar-Status ein „übertriebenes Privileg“ der Vereinigten Staaten. Nun soll dieses Privileg aufs Spiel gesetzt werden, um den Wirtschaftskrieg gegen China und die EU zu gewinnen und mit der Abwertung des in den vergangenen  20 bis 30 Jahren angehäuften Schuldenbergs und die sozialen Verpflichtungen zu „verbrennen” – ein sehr attraktiver Vorschlag aus der Sicht der Interessen der politischen Klasse Amerikas.

Im Rennen der Währungsabwertungen wird es weder Verlierer, noch Gewinner geben – es ist ein klassischer Fall eines Konfliktes, bei dem alle verlieren.

Russland ist Teil der Weltwirtschaft. Sich von den Folgen der Währungs- und Wirtschaftskonflikte zu isolieren, ist unmöglich. Doch vor dem Hintergrund anderer Länder sieht Russland mit seinen niedrigen Schulden und vielen Gold- und Devisenreserven, deren Großteil rechtzeitig in Gold übertragen wurde, ziemlich gut aus, besonders angesichts der von dem russischen Präsidenten, Wladimir Putin, erläuterten Strategie. Auf die Frage über die Teilnahme Russlands an globalen Wirtschaftskriegen antwortete Putin mit einem chinesischen Sprichwort: „Wenn Tiger im Tal kämpfen, schaut ein kluger Affe zu, womit das endet“.

sputniknews


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