Nach Darstellung der brasilianischen Regierung könnten Umweltschützer hinter der jüngsten Serie von Waldbränden in der Amazonasregion stecken. "Wir nehmen den Nichtregierungsorganisationen ihre Zuschüsse, wir haben die Überweisungen der Regierungsstellen eingestellt. Jetzt fehlt ihnen das Geld", sagte Präsident Jair Bolsonaro. "Es kann also sein, dass diese Organisationen gegen mich persönlich und die brasilianische Regierung vorgehen. Das ist der Krieg, in dem wir uns befinden."
Beweise für seine Behauptungen legte er nicht vor. Umweltschutzverbände wiesen die Vorwürfe zurück. In Brasilien wüten derzeit die schwersten Waldbrände seit Jahren. Seit Januar haben sich die Feuer und Brandrodungen im größten Land Südamerikas im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fast verdoppelt, wie die Zeitung "Folha de S. Paulo" berichtete. Insgesamt wurden 72.843 Brände registriert. In den meisten Fällen waren Flächen in Privatbesitz betroffen, aber auch in Naturschutzgebieten und indigenen Ländereien brechen immer wieder Feuer aus.
Die Kritik an Brasiliens ultrarechtem Staatschef Bolsonaro wegen dessen harter Linie bei der Abholzung des Amazonas-Regenwaldes wird derweil lauter. Die Zunahme der Waldbrände sei eine Folge des "Anstiegs bei der Abholzung, die wir in jüngsten Statistiken sehen konnten", erklärte der WWF-Experte für das Amazonas-Gebiet Ricardo Mello.
Regionalregierungen stellen sich gegen Bolsonaro
Erst vor wenigen Wochen hatte das staatliche brasilianische Weltraumforschungsinstitut INPE Zahlen vorgelegt, wonach sich die Abholzung des Regenwaldes in Brasilien zuletzt rasant beschleunigt hat. Allein im Juli wurde in Brasilien demnach vier Mal so viel Wald abgeholzt wie im gleichen Monat des Vorjahres. Die Nichtregierungsorganisation Imazon geht davon aus, dass in Brasilien seit August 2018 Regenwald auf einer Fläche von der doppelten Größe des Saarlandes abgeholzt worden sei. Als Reaktion auf die verstärkte Rodung legten Deutschland und Norwegen die millionenschwere Förderung für Waldschutz- und Biodiversitätsprojekte in dem südamerikanischen Land auf Eis.
Bolsonaro hatte die Zahlen zur Abholzung als Lügen bezeichnet und den INPE-Direktor gefeuert. Der brasilianische Präsident zweifelt den menschengemachten Klimawandel an und ist ein Freund der Agrarindustrie. Umweltschützer werfen ihm vor, mit seinen Aussagen gegen den Umweltschutz Holzfäller, Bergleute und Bauern zum Raubbau am Amazonaswald zu ermutigen.
In einer gemeinsamen Mitteilung kritisierten die Regionalregierungen von neun Bundesstaaten die "illegale wirtschaftliche Betätigung" in der Amazonasregion und kündigten an, künftig direkt mit den Geberländern des Amazonas-Fonds verhandeln zu wollen.
Quelle: n-tv.de
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