Eigentlich nichts. Der Umsatz war verglichen zum Vorjahr um 22 Prozent auf 35,75 Dollar geklettert. Der Nettogewinn verzeichnete für Amazon völlig ungewöhnliche 482 Millionen Dollar im Quartal, das ist fast doppelt so viel wie im Jahr zuvor.
Doch es handelte sich um das Weihnachtsquartal, das ultimative Quartal für einen Einzelhändler. Amazon selbst hatte die Messlatte zuvor schon mit frühen Erfolgsmeldungen über ein hervorragendes Quartal hochgesetzt. Doch die Ergebnisse waren nicht so spektakulär wie von Analysten erwartet, und die Aktionäre waren verschnupft. Für das laufende Quartal zeigt sich Konzernchef Jeff Bezos zudem zurückhaltend. Den Umsatz setzt er für das erste Quartal 2016 bei 26,5 bis 29 Milliarden Dollar an, ein Plus von 17 bis 28 Prozent. Der operative Gewinn wird zwischen 100 und 700 Millionen Dollar angesetzt. Allerdings sind da 600 Millionen Dollar an Erfolgsboni für die Mitarbeiter noch nicht abgezogen. Es kann also theoretisch ein satter Nettoverlust übrigbleiben.
Prime-Kunden sind die Goldesel von Amazon
An diesem Punkt könnte die übliche „Ach, die Wall Street is ja nie zufrieden“-Diskussion einsetzen. Doch dann muss man daran erinnern, dass Bezos bereits enormes Vertrauenskapital bekommen hat. Im vergangenen Jahr ist der Aktienkurs um rund 100 Prozent gestiegen. Gewinne und Umsätze müssen jetzt nachziehen, um in einem schwachen Börsenumfeld Gewinnmitnahmen zu verhindern.
Was positiv auffällt: Amazon hat zum ersten Mal in seiner Firmengeschichte drei Quartale in Folge einen Gewinn ausgewiesen. Ein Indikator, dass vielleicht sogar in absehbarer Zukunft eine Dividende anstehen könnte. Entwicklungen, die weiter genau beobachtet wurden, waren der Cloud-Service AWS und der Premiumdienste „Prime“. Prime-Kunden sind sozusagen die Goldesel von Amazon. Sie kaufen mehr und öfter als die Gelegenheitskunden.
AWS legte erneut ein starkes Quartal mit einem Umsatzwachstum von 69 Prozent von 1,4 auf 2,4 Milliarden Dollar im Quartal vor. Doch vor einem halben Jahr wurden noch 82 Prozent vermeldet, danach 78 Prozent. Der Trend ist nicht besorgniserregend, aber auch nicht erfreulich. Zumal die Gegner, namentlich Microsoft, Oracle und Google, mit Macht investieren und aufholen. Die Gewinne von AWS polstern derzeit den Investitionsmodus im Handels- und Medienbereich, wo in neue Auslieferungslager, TV-Serien, Musik und Filme investiert wird. Beim Prime-Bereich weigert sich Bezos eine exakte Kundenzahl zu nennen. Aber alleine zu Weihnachten sei die Kundenzahl um 51 Prozent gestiegen, 47 Prozent in den USA, im Ausland stärker. Wieviel davon nur kostenlose Test-Anmeldungen waren, wird sich in Zukunft zeigen müssen.
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