Unmittelbar vor Beginn des G7-Gipfels im französischen Biarritz hat Nordkorea wieder Raketen getestet. Das Militär des international isolierten Landes habe am Samstagmorgen zwei Raketen von der östlichen Stadt Sondok aus abgefeuert, teilte der Generalstab der südkoreanischen Streitkräfte mit.
Die Raketen seien etwa 380 Kilometer in Richtung offenes Meer geflogen. Es habe sich vermutlich erneut um zwei ballistische Kurzstreckenraketen gehandelt - und damit um den siebten Test dieser Art seit Ende Juli.
Regelmäßige Provokation
Tests mit ballistischen Raketen jeglicher Reichweite sind Nordkorea, das auch schon mehrfach Atombomben getestet hat, eigentlich durch Uno-Resolutionen untersagt. Derartige Raketen sind in aller Regel Boden-Boden-Raketen, die einen konventionellen, chemischen, biologischen oder atomaren Sprengkopf befördern können.
Der Raketentest fand am Ende einer Woche statt, in der sich der US-Sondergesandte für Nordkorea, Stephen Biegun, in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul aufgehalten hatte, um Möglichkeiten auszuloten, die stockenden Gespräche mit Nordkorea wieder in Gang zu bekommen.
Bereits in den Wochen zuvor hatte Nordkorea ein Militärmanöver der USA mit Südkorea zum Anlass für mehrere Raketentests genommen. Seoul wertete die Tests als "Machtdemonstration", die den Unmut Pjöngjangs über die Manöver in Südkorea zeigen sollten. Die USA und Südkorea haben ihre Übungen jedoch Anfang dieser Woche beendet.
Nordkorea hatte wiederholt die gemeinsamen Militärübungen Südkoreas und der USA, die Lieferung von High-Tech-Waffen aus den USA nach Südkroea und den jüngsten US-Raketentest kritisiert. Die USA hatten am vergangenen Wochenende von der kalifornischen Insel San Nicolas einen Marschflugkörper abgefeuert. Dieser erreichte nach Angaben des Pentagons sein Ziel nach mehr als 500 Kilometern Flug präzise. Der Test wäre nach dem wichtigen INF-Abrüstungsabkommen mit Russland verboten gewesen. Das Abkommen gilt jedoch seit Anfang August nicht mehr.
Am Freitag bezeichnete Nordkoreas Spitzendiplomat US-Außenminister Mike Pompeo als "hartnäckiges Gift" und erklärte: "Wir sind sowohl für Dialog als auch für ein Unentschieden bereit."
US-Präsident Donald Trump hat sich bisher zurückhaltend zu den nordkoreanischen Raketentests geäußert. Er setzt darauf, dass Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un, mit dem er sich seit Juni 2018 bereits dreimal getroffen hat, die Verhandlungen über einen Rückbau des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms wiederaufnehmen will.
Auch auf die jüngste Provokation aus Pjöngjang reagierte Trump betont gelassen. Kurz vor seinem Abflug zum G7-Gipfel in Frankreich bemühte sich der US-Präsident in der Nacht zu Samstag in Washington, die Bedeutung des Raketentests herunterzuspielen.
"Er testet gerne Raketen", sagte Trump mit Blick auf Kim. Andere Staaten täten das auch, die USA hätten selbst erst vor einigen Tagen einen Raketentest durchgeführt. Zudem betonte Trump nochmals sein gutes Verhältnis zu Nordkorea und dessen Führer. Kim Jong Un sei ihm gegenüber "ziemlich direkt" gewesen.
spiegel
Tags: