Sehenswürdigkeiten ohne Touristen

  30 Auqust 2019    Gelesen: 597
Sehenswürdigkeiten ohne Touristen

Menschen lieben das Reisen. Aber andere Reisende, vor allem, wenn sie in Massen auftreten? Der Fotograf Michele Limina zeigt touristische Hotspots - mittels Trick - ohne Touristen.

 

Man stellt ihn sich so schön vor, den Blick vom Pariser Eiffelturm auf die Dächer der Hauptstadt. Doch kaum ist man oben, wird einem klar: Diesen Plan hatten auch andere.

Und dann drängt man sich mit vielen anderen Urlaubern am Geländer, hört die lautstarken Stimmen der Touristenführer und kann kein Foto schießen, ohne dass jemand im Weg steht. Dabei wäre wohl jeder an so einem Ort gerne allein, um ihn in Ruhe auf sich wirken lassen zu können.

In den Bildern des Zürchers Michele Limina wird diese Sehnsucht erhört: Er sucht sich bekannte und gut besuchte Orte aus - wie die Klagemauer in Jerusalem, den Alexanderplatz in Berlin oder den Arc de Triomphe in Paris - und zeigt sie menschenleer, zumindest so gut wie.

15 Minuten bis zu einer Stunde belichtet Limina seine Fotos. Oft muss er seine Aufnahmen wiederholen oder noch einmal an einen Ort zurückkehren, weil sich beispielsweise das Wetter während der Aufnahme änderte. "Man muss sehr viel Geduld mitbringen, mit Rückschlägen umgehen können und nicht aufgeben", sagt er. "Es entschleunigt wahnsinnig und ist meiner Meinung nach genauso effizient wie Meditation."

Im Zentrum der Fotos steht immer ein bekanntes Bauwerk, davor ein Platz, der verlassen scheint. Den jeweiligen Standort wählt Limina sorgfältig aus, denn wenn sich der Stand der Sonne und damit das Licht verändern, darf dies am Ende nicht zu sehen sein. Auch auf die Menschen achtet der Fotograf: "Man wird zwangsläufig zum Beobachter verschiedener Szenen, welche zeitweise grotesk und komisch anmuten."

Nicht alle Passanten werden durch die lange Belichtung unsichtbar. Konturen von gehenden oder sitzenden Gestalten erscheinen fast geisterhaft in den Bildern, manchmal ist aber auch keine einzige Person auszumachen. "Je länger die Belichtungszeit, umso weniger Silhouetten sind zu sehen. Je mehr und je schneller sich auf dem Platz etwas bewegt, umso weniger Störfaktoren gibt es", sagt Limina.

In der Nachbearbeitung hellt der Fotograf seine Bilder nur auf oder dunkelt sie ab - sie sollen so authentisch wie möglich bleiben. Limina plant, noch weitere berühmte Orte in Europa zu besuchen wie den Roten Platz in Moskau, den Prater in Wien oder den Big Ben in London. Er will aber auch in die Megastädte Asiens oder Amerikas reisen.

Quelle : spiegel.de


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