Laut dem Dokument ist die Fähigkeit zu Kriegshandlungen in Tunneln von städtischer oder industrieller Infrastruktur oder auch in natürlichen Höhlen zunehmend wichtiger für die globale Sicherheit. Warum man im Pentagon quasi unter die Erde gehen will, erklärt RIA Novosti in diesem Beitrag.
Krieg in Großstädten
Die DARPA zeigt Interesse für innovative Technologien, dank denen größere unterirdische Einrichtungen kartiert werden könnten, damit man sich dort leicht orientieren kann, ohne sein Leben zu riskieren. Die Behörde sucht also nach passenden Objekten. Als Priorität gelten unterirdische Einrichtungen: am besten kilometerlang, mit vielen Abzweigungen und mehreren Ebenen. Wenn diese Tunnel für Fußgänger unerreichbar sind, umso besser.
Noch im Oktober 2018 hatte die DARPA auf derselben Website des Pentagons ein Dokument veröffentlicht, in dem sie amerikanische Rüstungskonzerne zu einer Denkrunde zum Thema innovative Technologien einlud, die Gefechte in Großstädten ermöglichen sollen. Die Behörde stellte fest: Die „Achillesferse“ der US-Streitkräfte ist der Mangel an zuverlässigen Technologien für Kriegshandlungen in Großstädten mit vielen Hochhäusern und einer hochentwickelten unterirdischen Infrastruktur.
In solchen Orten sind Ausfälle des GPS-Systems, ohne das heutzutage kein einziger Einsatz der US-Truppen möglich ist, sehr wahrscheinlich. Dasselbe gilt für militärische Funkmittel, die in dicht besiedelten Orten mit vielen Hochhäusern mit vielen Störungen konfrontiert sind. Und wenn man dem Gegner die U-Bahn abringen muss, muss man quasi blind kämpfen, weil die Kommunikationsmittel unter der Erde viel schlechter funktionieren als oben, während die Satellitenkommunikation überhaupt unmöglich ist. Und ausführliche Pläne der Untergrundräume sind nicht immer vorhanden.
Das Fachmagazin „Popular Mechanics“ schrieb im Oktober 2018, dass US-Soldaten es möglicherweise mit solchen unterirdischen Einrichtungen in Nordkorea zu tun haben könnten, wo Atomwaffen gelagert werden und wo sich die Führung dieses Landes im Falle eines Krieges verstecken würde. Von solchen Verstecken, die miteinander durch Tunnel verbunden sind, gibt es nach Angaben von Journalisten in Nordkorea 6000 bis 8000. Dabei haben die Amerikaner, wie auch die Südkoreaner, keine Ahnung davon, wie diese Tunnel mit etlichen Sackgassen, senkrechten Schächten und Engpässen eingerichtet sind. Die Untersuchung solcher Einrichtungen ist sehr gefährlich, weil es dort unter anderem viele Fallen geben könnte.
Roboter unter der Erde
Um dieses Problem in den Griff zu bekommen, hat die DARPA schon vor mehreren Jahren die so genannte „Subterranean challenge“ („Unterirdische Herausforderung“) organisiert. Dabei werden Unternehmen, die nicht mit dem Pentagon verbunden sind, zu einem Wettbewerb zum Einsatz von ferngesteuerten Robotern aufgefordert, wobei diese unter der Erde nach bestimmten Objekten suchen sollen. Jedes Team soll möglichst viele im Voraus versteckte Artefakte entdecken und ihre genauen Koordinaten feststellen. Im August fand ein solcher Wettbewerb in einem Schacht der Pittsburgh Coal Company statt.
Mittlerweile sucht die DARPA nach komplizierteren Objekten. Unterirdische Einrichtungen gibt es in jeder Großstadt, und der potenzielle Gegner könnte sie zwecks schneller Truppenverlegung nutzen oder sich dort einfach vor Luft- oder Artillerieangriffen verstecken und einen Partisanenkrieg lenken. Die DARPA muss eine ganze Reihe von schwierigen technischen Fragen regeln. Eine von ihnen ist: Wie könnten Signale von unbemannten Maschinen empfangen werden, die unter der Erde arbeiten? Denn die Signale werden meterdicke Erd- bzw. Betonschichten nicht ohne Kabel überwinden können.
Erfahrungen aus dem Vietnamkrieg
Dass die Amerikaner sich selbst nicht unter die Erde begeben wollen, ist nachvollziehbar. Denn in Vietnam hatten sie es mit umfassenden Untergrundkommunikationsnetzen der nordvietnamesischen Armee und der Partisanen zu tun, die oft spontan in Orten auftauchten, wo man sie am wenigsten erwartete.
Für die Vernichtung solcher Tunnel bildete das US-Kommando Spezialeinheiten der so genannten „Tunnelratten“, in die kleinwüchsige und schlanke Soldaten mit starken Nerven aufgenommen wurden.
Die Aufgabe der „Tunnelratten“ war, in entdeckte Tunnel einzudringen und diese zu sprengen, nach wichtigen Dokumenten zu suchen usw. Der Job als „Tunnelratte“ galt als extrem gefährlich, denn unter der Erde gab es etliche Fallen und Sackgassen. Oft setzten die Partisanen Skorpione und Giftschlangen ein. Und schließlich waren längere Aufenthalte unter der Erde ziemlich gefährlich für das Nervensystem, und diese Belastung konnte nun einmal nicht jeder Militär ertragen. Angesichts all dessen waren die Verluste unter den „Tunnelratten“ enorm groß.
Die erste solche Einheit wurde in der 25. Infanteriedivision gleich nach der Operation „Crimp“ im Januar 1966 gebildet. Später entstanden solche Kräfte in allen US-Divisionen in Südvietnam sowie in den australischen und neuseeländischen Truppenteilen. Übrigens stießen auch die sowjetischen Truppen in Afghanistan auf ein umfassendes Tunnelnetz der Gegner. In der 40. Armee der UdSSR gab es eigene „Tunnelratten“, die die Mudschaheddin-Kämpfer aus Tunneln verdrängten und dort Minenfallen unschädlich machten.
Ähnliche Kräfte gibt es heutzutage auch in der syrischen Regierungsarmee. Denn IS-Kämpfer und andere Terroristen haben viele Städte in richtige Hochburgen verwandelt und dort ebenfalls viele Tunnel eingerichtet. Ein solches Tunnelnetz wurde beispielsweise in Aleppo entdeckt, wo sich die Terroristen operativ zwischen verschiedenen Abschnitten der Frontlinie bewegten. Außerdem gab es unter der Erde ein richtiges Krankenhaus mit OP-Räumen, Betten für Verletzte und medizinischer Ausrüstung.
sputniknews
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