Im Zuge des Gefangenenaustauschs zwischen Russland und der Ukraine kommen offenbar auch alle 24 ukrainischen Seeleute frei, die im November von Russland vor der Krim gefangen genommen worden waren. "Meinen Informationen zufolge wurden sie in einen Bus gesetzt. Alle 24", sagte der Leiter ihres Anwaltteams, Nikolai Polosow. Es werde erwartet, dass sie "in den kommenden Stunden" in der Ukraine eintreffen.
Zuvor hatte der staatliche russische Fernsehsender Rossija 24 berichtet, in Vorbereitung des Gefangenenaustauschs hätten Busse mit Häftlingen das Moskauer Lefortowo-Gefängnis verlassen. Auch Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP sahen, wie zwei Busse mit getönten Scheiben begleitet von einer Polizeieskorte das Hochsicherheitsgefängnis verließen.
Moskau und Kiew hatten auf Initiative des neuen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj seit Ende Juli über den Austausch von Gefangenen zur Entspannung der beiderseitigen Beziehungen verhandelt. Am Donnerstag hatte Russlands Staatschef Wladimir Putin sich erstmals öffentlich direkt zu dem Gefangenenaustausch geäußert. Die Verhandlungen stünden kurz vor dem Abschluss, sagte er. Geplant sei ein großangelegter Austausch, der "ein großer Schritt hin zur Normalisierung" der russischen Beziehungen zur Ukraine bedeute.
Verhandlungen zogen sich über Wochen
Die Beziehungen zwischen Moskau und Kiew sind seit Russlands Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014 äußerst angespannt. Russischen und ukrainischen Medien zufolge verhandelten beide Seiten seit Wochen über den Austausch von jeweils rund 30 Gefangenen. Davon könnte auch der ukrainische Regisseur Oleg Senzow profitieren.
Der 43-jährige Filmemacher ist der bekannteste politische Gefangene aus der Ukraine. Er war 2014 festgenommen worden und verbüßt in einer Strafkolonie im russischen Teil der Arktis eine 20-jährige Haftstrafe wegen "terroristischer Angriffe" auf der annektierten Krim-Halbinsel.
Die ukrainische Justiz hatte vergangene Woche angeordnet, den russisch-ukrainischen Journalisten Kirilo Wyschinski unter Auflagen freizulassen. Er hatte wegen des Vorwurfs des "Hochverrats" mehr als ein Jahr in Untersuchungshaft in der Ukraine zugebracht.
Am Donnerstag ordnete ein ukrainisches Gericht überdies unter Auflagen die Freilassung von Wladimir Zemach an. Er soll für die Luftabwehr der prorussischen Separatisten in Donezk zuständig und am Abschuss der Passagiermaschine des Flugs MH17 über der Ostukraine beteiligt gewesen sein.
Quelle: n-tv.de, aeh/AFP
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