Gold-Weltrangliste: Deutschland und Russland bleiben top – Usbekistan überrascht

  21 September 2019    Gelesen: 889
Gold-Weltrangliste: Deutschland und Russland bleiben top – Usbekistan überrascht

Der „World Gold Council“ hat neuste Zahlen zu den Edelmetall-Reserven der jeweiligen Länder veröffentlicht. Während die „Gold-Giganten“ USA, Deutschland und Russland ihre Position festigen, überraschen Argentinien, Ungarn und Usbekistan mit ihren aktuellen Strategien. Markt-Analytiker Philip Klinkmüller ordnet die „Weltrangliste“ für Sputnik ein.

Finanz-Fachmann Philip Klinkmüller ist Markt-Analytiker und Experte für den Gold- und Silbermarkt bei dem Investitions-Beratungsunternehmen „Hopf-Klinkmüller Capital Management“ in Stuttgart. Im Sputnik-Interview erklärte er, wieso Staaten und Regierungen vermehrt Gold für ihre nationalen Reserven kaufen. Außerdem schreibt er seit September 2019 als Sputnik-Gastautor zu den Themen Goldmarkt, Trading und Börse regelmäßige Kolumnen.

„Wenn man die Gesamtsituation in der Weltwirtschaft betrachtet, gibt es das grundsätzliche Bedürfnis, sich gegen jegliche Eventualitäten abzusichern“, sagte er zum aktuellen Gold-Kaufrausch der Staaten. Angesichts aktueller geopolitischer Veränderungen, „ist es sicherlich für kleinere Staaten, die nicht unbedingt am großen Devisen-Rad drehen, ein ganz guter Schutz-Mechanismus. Um sich eben eine Reserve in der Hinterhand aufzubauen. Vor allem, wenn die eigene Währung doch nicht ganz so stark ist.“

Russland bleibt unter Top-6 der weltweiten „Gold-Mächte“
Der Branchen-Weltdachverband für das Edelmetall Gold, der „World Gold Council“, hat Anfang des Monats neueste Zahlen zu den jeweiligen nationalen Gold-Reserven der Staaten herausgegeben. Diese Zahlen gelten in der Finanzwelt als verlässliche Daten. Die Liste im Überblick:

Die ersten Plätze belegen weiterhin die „Gold-Mächte“ USA (mit etwa 8133 Tonnen Gold) und Deutschland (circa 3366 Tonnen). Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) – der als multinationale Organisation nicht als Staat geführt wird – besitzt Reserven von 2814 Tonnen Gold. Dahinter folgen Italien (2451), Frankreich (2436) sowie Russland mit fast 2220 Tonnen Gold und China (1937). Die Europäische Zentralbank EZB (Rang 12) verfüge demnach aktuell über etwa 505 Tonnen des begehrten Edelmetalls.

„Innerhalb der Top-10 gab es erwartete Veränderungen“, kommentierte die auf Nachrichten aus Zentralasien spezialisierte „Eurasische Presse“ kurz nach Veröffentlichung der Liste:

Demnach sind „Russlands Goldreserven um 12,2 auf 2219,2 Tonnen angestiegen. Das Land hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich Gold gekauft.“

„Keine großen Veränderung an Gold-Weltspitze“ – Experte
Die Top-10 der Liste habe sich angesichts der Entwicklungen der letzten Jahre auf dem Goldmarkt „nicht groß verändert“, analysierte Gold-Fachmann Klinkmüller. „Dass die Chinesen im Gold sehr aktiv sind, ist nichts Neues.“ Da China kein Gold-Förderland sei und aufgrund des Wirtschaftswachstums der letzten Jahrzehnten immer noch viele US-Dollar in seinen nationalen Reserven halte, „müssen die Chinesen da auch aktiv werden.“ Auch Russlands immer weiter wachsende Goldreserven seien ein logischer Schritt für Moskau.

Jedoch äußerte der Goldmarkt-Analytiker auch Skepsis, ob die angegebenen Goldreserven „denn auch immer so von den Zahlen her in der Realität stimmen“. Außerdem kritisierte der Goldmarkt-Kenner angesichts jüngster Goldpreis-Rekordstände, dass „die Gold-Käufe der Staaten immer zu den ungünstigsten Zeitpunkten erfolgen. Das ist für mich ein Rätsel. Es wäre doch für Staaten wie China oder die USA sicherlich nicht das Problem gewesen, diese Käufe noch vor sechs, sieben Monaten zu tätigen, als die Kurse noch bis zu 300 US-Dollar günstiger standen. Das wäre sicherlich klüger gewesen.“

Zentralasien: Usbekistan verkauft, Kasachstan kauft
Laut der Liste gab es jüngst mit Usbekistan einen großen Verkäufer. „Die Goldreserven Usbekistans sind um 23,7 Tonnen auf 327,8 Tonnen gefallen“, so der Bericht der „Eurasischen Presse“. „Das Land befindet sich in einem politischen und wirtschaftlichen Umbruch. Der Devisenmarkt wurde geöffnet und die heimische Währung wurde freigegeben. Schon im Vormonat waren die Reserven des Landes um 12,2 Tonnen geschrumpft.“

Für Usbekistan biete das derzeitige Hoch beim Goldpreis ideale Voraussetzungen, um „zu einem günstigen Zeitpunkt Gold zu verkaufen“, bewertete der Stuttgarter Gold-Experte die aktuelle Gold-Strategie Usbekistans. „Sicherlich ist das aktuell nicht der schlechteste Zeitpunkt, um da Kasse mit dem eigenen Gold zu machen. Was bei dem kleinen Staatshaushalt eben doch die ein oder andere Milliarde in die Staatskasse spült.“

Zudem stockte Kasachstan seine Bestände um 4,7 Tonnen auf „und weist nun 380 Tonnen Gold aus“, so der Pressebericht. Tadschikistan „hat seine Bestände um 1,9 Tonnen aufgestockt auf 22,3 Tonnen. Weißrussland wird nun in der Liste mit 48,6 Tonnen Gold aufgeführt. Das sind 1,5 Tonnen mehr als im Vormonat.“ Polen besitze demnach aktuell etwa 228 Tonnen.

Aufstrebende Volkswirtschaften: Ungarn und Türkei
Ungarn verbessert sich laut der Liste mit insgesamt fast 32 Tonnen Gold auf Platz 57 und hat in letzter Zeit fleißig dazugekauft. Die Goldreserven der Türkei sind demnach um 6,6 Tonnen auf mittlerweile insgesamt 320 Tonnen Gold angewachsen.

„Wenn der Wohlstand in solchen Ländern steigt, dann steht auch Geld zur Verfügung, um eben auch in solche Anlageformen wie Gold zu investieren“, kommentierte Gold-Fachmann Klinkmüller. „Speziell nach Ungarn haben wir Verbindungen, weil wir dort auch Kunden betreuen. Wir sehen dort in den letzten zehn Jahren eine sehr gute Entwicklung. Allgemein ist in Ungarn der Wohlstand gestiegen. Dem Land an sich geht es deutlich besser. Für mich ist das ein logischer Schritt, dass die Ungarn ihre Goldreserven aufstocken.“

Auch „das sich in einer Wirtschafs- und Währungskrise befindliche Argentinien kaufte zuletzt noch einmal 6,8 Tonnen Gold hinzu und besitzt jetzt 61,7 Tonnen“, so der bereits zitierte News-Beitrag. Ob dadurch jedoch aktuelle Krisenerscheinungen in Argentiniens Währung abgefedert werden können, bleibt abzuwarten. Das südamerikanische Land leidet seit Jahrzehnten unter tiefgreifenden Währungs- und Wirtschafskrisen, auch ausgelöst durch aus argentinischer Sicht „unfairer und neokolonialer Abhängigkeiten“ vom westlich dominierten Handels- und Weltwährungssystem.

sputniknews


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