Google bittet um Entschuldigung - und will weitermachen

  23 September 2019    Gelesen: 693
Google bittet um Entschuldigung - und will weitermachen

Manche Aufnahmen des Google Assistant wurden von Menschen ausgewertet. Im Sommer wurde das Verfahren im Zuge öffentlicher Empörung gestoppt, jetzt will der Konzern es angepasst zurückbringen.

 

"Wie ist das Wetter heute?", "Wie finde ich nach Hause?", vielleicht aber auch mal "Wie entfernt man Blut von einem Teppich?": Solche Fragen stellen Nutzer dem Google Assistant, den das Unternehmen als digitalen Alltagshelfer inszeniert. Der Assistant wird stetig weiterentwickelt. Deshalb wurde ein Teil der Assistant-Sprachaufnahmen bis zum Sommer nicht nur von Googles Software verarbeitet, sondern später auch noch menschlichen Mitarbeitern vorgelegt. Die sollten prüfen, wie gut der Assistant die Spracheingaben bearbeitet hat und so zu dessen Optimierung beitragen.

Diese Praxis hatte in den vergangenen Wochen Aufsehen erregt - nicht nur beim Google Assistant, sondern auch bei Konkurrenzprodukten wie Amazons Alexa und Apples Siri. Vielen Nutzern der Services war offenbar unklar, dass das, was die Digitalhelfer absichtlich oder mitunter auch mal unabsichtlich aufzeichnen, in manchen Fällen andere Menschen zu hören bekommen. Vor diesem Hintergrund hatte Google diesen Sommer bekanntgegeben, dass die umstrittene Funktion am 10. Juli in der gesamten EU gestoppt worden sei.

Am heutigen Montag hat der Konzern nun skizziert, wie es weitergehen soll. In einem Blogpost gibt sich Google-Manager Nino Tasca zunächst selbstkritisch. "Leider sind wir in diesem Fall unseren hohen Standards nicht gerecht geworden, euch einfach verständlich zu machen, wie eure Daten verwendet werden", schreibt Tasca. "Dafür entschuldigen wir uns. Als wir von euren Bedenken erfuhren, haben wir das Verfahren der durch Menschen vorgenommenen Transkriptionen weltweit pausiert und unsere Systeme und Kontrollmechanismen umfassend überprüft."

Angehört werden nur Aufnahmen bestimmter Nutzer

Google will die menschlichen Audio-Kontrollen offenbar demnächst wieder einführen - allerdings beschränkt auf Nutzer, die dazu ihre Zustimmung geben. Alle Assistant-Nutzer könnten selbst entscheiden, ob ihre Aufnahmen prinzipiell in den Anhör-Runden landen können oder nicht, legt der Blogpost nahe.

Von Menschen geprüft werden demnach nur Aufnahmen von Assistant-Nutzern, die in Googles Einstellungsmenü "Meine Aktivitäten" die "Sprach- und Audioaktivitäten" aktiviert haben. Die Einstellung führt laut Google unter anderem dazu, dass Spracheingaben eine gewisse Zeit lang gespeichert werden, aber auch, dass die eigene Stimme mit der Zeit besser erkannt wird. Wer mehr Komfort will, muss also auch mit der Freigabe seiner Aufnahmen leben.

Google schreibt, wer die "Sprach- und Audioaktivitäten" aktiviere, werde darauf hingewiesen, "dass gegebenenfalls Menschen eure Spracheingaben anhören, um die Spracherkennungs-Technologie zu verbessern." Bei einem kurzen SPIEGEL-Test am Montag tauchte ein solcher Hinweis im Auswahlmenü aber noch nicht auf. Einen konkreten Zeitplan für die Anpassungen hat Google nicht bekanntgegeben.

Nutzer, die die Einstellung bereits in der Vergangenheit aktiviert hatten, will Google erneut um eine Bestätigung bitten, bevor ihre Sprachaufnahmen wieder an Menschen weitergeleitet werden. "Ohne eine erneute Bestätigung von euch, sind eure Spracheingaben von dem Verfahren ausgeschlossen", heißt es im Blogpost.

Einstellen, wie empfindlich der Assistant reagiert

In dem Post betont Google erneut, dass nur ein verhältnismäßig kleiner Teil der Assistant-Aufnahmen überhaupt von Menschen ausgewertet wird: Die Rede ist von "rund 0,2 Prozent sämtlicher Audioaufnahmen von Nutzern". Ebenso wird hervorgehoben, dass sich Spracheingaben, die Prüfern vorlegt würden, grundsätzlich keinem konkreten Nutzerkonto zuordnen lassen. Das war jedoch auch schon in der Vergangenheit so - und trotzdem gab es wohl immer wieder Sound-Schnipsel, durch die persönliche Daten bei Prüfern landeten.

Solchen Situationen möchte Google mit erhöhten Sicherheitsmaßnahmen für den Anhörprozess entgegenwirken, in Form weiterer Filter zum Schutz der Privatsphäre. So will das Unternehmen etwa mehr dafür tun, dass unbeabsichtigte Aktivierungen des Assistants von den Anhör-Runden ausgeschlossen werden.

Konkret soll der Google Assistant-Nutzer "in Kürze" auswählen lassen, wie empfindlich die Software auf Aufforderungen wie "Ok Google" reagiert. "So gewinnt ihr mehr Kontrolle über Assistant, um Fehlaktivierungen zu reduzieren oder auf Wunsch auch die Nutzung in lauten Umgebungen zu vereinfachen", erklärt Google.

spiegel


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