In Katalonien hat ein Generalstreik aus Protest gegen die Haftstrafen für neun Separatistenführer begonnen. Am Flughafen von Barcelona wurden Dutzende Flüge vor allem der Gesellschaften Iberia und Vueling gestrichen. Viele Passagiere seien vorsorglich fünf bis sechs Stunden vor ihrem Flug zum Airport El Prat gekommen, berichtete das spanische Fernsehen. Auch Hafenarbeiter und Angestellte der VW-Tochter Seat legten die Arbeit nieder; die große katalanische Supermarktkette Bonpreu blieb ebenfalls geschlossen.
Der Zugverkehr verlief zunächst normal, allerdings seien die Sicherheitskräfte etwa am Hauptbahnhof von Barcelona verstärkt worden, hieß es. Demonstranten blockierten schon am Morgen mehrere Straßen der abtrünnigen Region. Im Laufe des Tages wurde mit weiteren Demonstrationen und Protestaktionen gerechnet. Am Nachmittag sollten fünf "Märsche für die Freiheit" Barcelona erreichen. Die Teilnehmer hatten sich vor einigen Tagen aus verschiedenen Teilen der Region in Richtung ihrer Hauptstadt aufgemacht, wo eine Großkundgebung geplant ist.
Das Oberste Gericht in Madrid hatte die Separatistenführer am Montag wegen ihrer Rolle bei dem illegalen Abspaltungsreferendum vom 1. Oktober 2017 zu langen Haftstrafen von bis zu 13 Jahren verurteilt. Seither gibt es in Katalonien massive Proteste von Befürwortern einer Unabhängigkeit der Region im Nordosten Spaniens.
In der vierten Nacht in Folge war es zu Ausschreitungen gekommen. Mindestens elf Menschen seien festgenommen worden, teilte die Polizei der nordostspanischen Region in der Nacht zum Freitag auf Twitter mit. Es habe rund ein Dutzend Verletzte gegeben, berichteten örtliche Medien unter Berufung auf die Notdienste. Wegen der Unruhen habe die spanische Fußball-Liga die Verschiebung des für den 26. Oktober geplanten Spitzenspiels zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid beschlossen, hieß es zudem.
Zentralregierung schließt Zwangsverwaltung aus
Die heftigsten Zusammenstöße gab es in der Regionalhauptstadt Barcelona. Anhänger der Unabhängigkeitsbewegung setzten im Zentrum unter anderem Müllcontainer sowie Tische und Stühle von Straßencafés in Brand. Außerdem seien eine Bankfiliale und ein Bekleidungsgeschäft verwüstet worden, teilte die Polizei mit. Vereinzelt kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Die Beamten seien erneut mit Steinen und Böllern angegriffen worden und hätten ihrerseits Schaumgeschosse eingesetzt, hieß es in Medienberichten.
Verhindern konnte die Polizei Zusammenstöße zwischen den Separatisten, die nach Unabhängigkeit für die wirtschaftlich starke Region im Nordosten Spaniens streben, und Rechtsradikalen, die eine Gegenkundgebung veranstalteten. Nach Schätzungen des spanischen Fernsehens waren auch nach Mitternacht in Barcelona noch viele Tausend Unabhängigkeitsbefürworter unterwegs. Demonstrationen gab es am Donnerstag auch in anderen katalanischen Städten wie Girona und Lleida.
Der separatistische Regionalpräsident Quim Torra hatte die Gewalt in der Nacht zum Donnerstag erstmals kritisiert. "Das muss sofort aufhören. Es gibt weder einen Grund oder eine Rechtfertigung dafür, Autos in Brand zu stecken, noch für andere vandalische Aktionen", sagte er in einer vom Fernsehen übertragenen Erklärung. Die sozialistische Zentralregierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez wies derweil die Forderungen konservativer Kräfte zurück, Katalonien erneut unter Zwangsverwaltung zu stellen, wie es schon nach dem Unabhängigkeitsreferendum vom Herbst 2017 geschehen war.
Quelle: n-tv.de
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