Die Absicht sei, einen weltweit führenden Konzern zu schaffen, teilten der italienisch-amerikanische Konzern und sein französischer Rivale mit. Mit dem Zusammengehen der Volumenhersteller entstünde ein Schwergewicht mit zuletzt 190 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr, 8,7 Millionen verkauften Fahrzeugen und 410.000 Beschäftigten. Gemessen am Absatz wäre es der viertgrößte Autokonzern nach Volkswagen, Toyota und Renault-Nissan, nach Umsatz die Nummer Drei. Insidern zufolge soll der PSA-Aufsichtsrat am Mittwoch über den Plan beraten.
Medienberichte darüber hatten die Aktien von Fiat Chrysler Automobiles (FCA) an der Wall Street bereits am Dienstag nach oben getrieben. Nach einem Bericht des “Wall Street Journal”, das zuerst über die Gespräche schrieb, könnte die Transaktion komplett als Aktiendeal über die Bühne gehen. Am Mittwoch schnellten PSA-Papiere in Paris um 8,6 Prozent auf Kurse um 27 Euro und erreichten den höchsten Stand seit 2008. FCA-Aktien hoben in Mailand um mehr als zehn Prozent ab.
Ein Zusammenschluss der beiden Volumenhersteller müsste aber auch politische Akzeptanz finden: Großaktionäre von PSA sind mit jeweils gut zwölf Prozent die Familie Peugeot sowie der chinesische und der französische Staat. Bei Fiat - beherrscht von der Agnelli-Familie - dürfte auch die amerikanische Regierung ein Auge darauf haben, wer über den US-Hersteller Chrysler zu bestimmen hat - insbesondere, wenn China als Anteilseigner im Spiel ist. Frankreich werde die Fusionsgespräche genau beobachten, mit einem besonderen Blick auf die Beteiligungsverhältnisse, sagte ein Insider aus dem Finanzministerium, der namentlich nicht genannt werden wollte. Ein fusionierter Konzern müsse sich zum vereinbarten Konsortium für eine europäische Batteriezellenproduktion bekennen.
ZUSAMMEN STÄRKER
Die Hersteller bündeln ihre Kräfte vor dem Hintergrund einer wachsenden Krise am Automobilmarkt: Die Autobauer stecken unter dem Druck von Klimaschutzzielen und neuen Technologietrends im tiefsten Strukturwandel ihrer Geschichte. Zugleich geht die Autokonjunktur unter der Last des Handelsstreits der USA mit China und der Unsicherheit über den Brexit auf Talfahrt. Schon seit etlichen Jahren rechnen Branchenkenner damit, dass nicht alle Autokonzerne den Wandel alleine stemmen können und es neben Kooperationen auch zu Fusionen kommen wird.
Fiat wird schon lange als heißer Kandidat gehandelt. Der verstorbene FCA-Konzernchef Sergio Marchionne hatte immer wieder Anlauf zu einer Konsolidierung genommen. 2015 gelang es Marchionne nicht, General Motors für eine Fusion zu erwärmen. Mit der Opel- und Peugeot-Mutter PSA hatte der italienisch-amerikanische Autobauer in diesem Jahr bereits einen Schulterschluss diskutiert. Dann legte er aber eine 30 Milliarden Euro schwere Offerte für den französischen PSA-Rivalen Renault vor. Doch das Vorhaben scheiterte.
Auf der Frankfurter Automesse IAA im September hatte Peugeot-Chef Carlos Tavares die Idee eines Zusammengehens mit FCA noch als nicht notwendig zurückgewiesen. Die zwei Konzerne sind schon Partner im Nutzfahrzeug-Geschäft. Tavares verfolgt eine aggressive Wachstumsstrategie. Vor zwei Jahren erst hatten die Franzosen den Rüsselsheimer Autobauer Opel für 2,6 Milliarden Dollar von General Motors übernommen und seither auf eine Produktion zu niedrigeren Kosten getrimmt.
ANALYSTEN: PSA UND FCA PASSEN GUT ZUSAMMEN
Die Fusionsgespräche seien nicht überraschend, erklärte Frank Schwope, Analyst von der Norddeutschen Landesbank. Beide Hersteller hinkten der Konkurrenz bei Elektromobilität und autonomem Fahren hinterher. Sie seien zur Kooperation gezwungen, um die Kosten zu senken. PSA passe besser zu Fiat Chrysler als Renault, erklärte wie Schwope auch Arndt Ellinghorst vom Investmentberater Evercore ISI.
PSA und FCA könnten sich Motoren und Fahrzeugarchitekturen teilen, um den Investitionsbedarf zu senken und mehr Geld in klimafreundliche Elektrofahrzeuge stecken. FCA muss mit seinen spritschluckenden SUVs, Vans und Pickups der Marken Jeep und Ram in den USA bereits wie etliche andere Hersteller eine Geldbuße zahlen, weil seine Flotte die Verbrauchsvorschriften nicht einhält. In Europa kauft sich FCA durch eine Zusammenarbeit mit dem US-Autobauer Tesla eine sauberere CO2-Bilanz, indem die Neuwagenflotte der Italiener mit den E-Autos der Amerikaner zusammengezählt werden, um die CO2-Limits zu erfüllen. Der Marke Fiat geht es schon seit Jahren schlecht. Das Hauptwerk Mirafiori in Turin musste bereits Tausende Beschäftigte entlassen.
Synergien mit der PSA Group, die nicht in den USA vertreten ist, müssten in Europa gehoben werden, erklärte Max Warburton, Analyst von Bernstein Research. Die italienische Metallgewerkschaft UILM forderte, es dürften keine Stellen gestrichen werden. Fiat hat in Italien 58.000 Beschäftigte.
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