Die olympischen Marathon- und Geherwettbewerbe werden von Tokio nach Sapporo verlegt - und das gegen den Willen der japanischen Ausrichterstadt der Sommerspiele 2020. Man werde entsprechende Pläne des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) "nicht behindern", sagte Tokios Gouverneurin Yuriko Koike.
Sie betonte jedoch, dass sie mit der Maßnahme nicht einverstanden und diese auch nicht ausreichend begründet worden sei. "Aber die Entscheidungshoheit liegt beim IOC", sagte sie. Nun sei es das Wichtigste, "das Gelingen der Spiele sicherzustellen".
Zuvor hatten sich Vertreter der Politik, des japanischen Organisationskomitees und des IOC in Tokio getroffen. Das IOC hatte eine Verlegung bereits angekündigt - laut Nachrichtenagentur AP ohne Absprache mit Tokio.
Anlass für die Verlegung ist die drohende Hitze. In Tokio erwarten die Athleten während der Spiele (24. Juli bis 9. August) Temperaturen zwischen 25 und 35 Grad. Im 800 Kilometer nördlich der Hauptstadt gelegenen Sapporo auf der Insel Hokkaido liegen die Tagestemperaturen im Hochsommer um fünf bis sechs Grad darunter. Zudem ist die Luftfeuchtigkeit deutlich geringer.
2013 erhielt Tokio den Olympia-Zuschlag - schon damals dürften die klimatischen Bedingungen dem IOC bekannt gewesen sein. Eine Verlegung strebt es aber erst seit den Vorfällen bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Katar an.
Beim Marathon der Frauen waren nur 40 von 68 Starterinnen im Ziel angekommen, der Rest hatte abbrechen müssen, viele Athletinnen mussten mit Rollstühlen von der Strecke geführt werden. Zu Beginn des Laufs herrschten um Mitternacht 32,7 Grad Celsius und hohe Luftfeuchtigkeit (73,3 Prozent). Trotzdem fand der Lauf der Männer später wie geplant statt.
In Japan wird das anders. "Ich denke, dass nun klar ist, dass wir eine Akzeptanz unseres Vorschlags haben", sagte John Coates, Vorsitzender der zuständigen IOC-Kommission. Tokio werde keine Kosten für den Umzug haben.
Bereits Anfang August hatten die Freiwasserschwimmer nach einem Fünf-Kilometer-Testwettkampf auf der Olympiastrecke Alarm geschlagen. "Das war das wärmste Rennen, das ich jemals bestritten habe", sagte etwa London-Olympiasieger Oussama Mellouli. Die Japanerin Yumi Kida bemängelte auch die Wasser-Qualität im Odaiba Marine Park: "Es stank ein bisschen und die Sicht war trübe."
Das Freiwasser-Rennen in der Bucht der japanischen Hauptstadt war wegen der hohen Temperaturen bereits von 10 Uhr auf 7 Uhr Ortszeit verlegt worden. Der Schwimm-Weltverband Fina sagte nach dem Testwettkampf eine Überprüfung zu und kündigte an, auch eine noch frühere Startzeit in Erwägung zu ziehen. Eine Entscheidung darüber steht aus.
spiegel
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