Wenn es stimmt, ist der türkischen Armee ein echter Coup gelungen. Rasmiya Awad, die ältere Schwester des bei einem US-Angriff gestorbenen IS-Anführers Abu Bakr al-Bagdadi ist nach Angaben eines Regierungsvertreters gefangen genommen worden. Ihr Ehemann und ihre Schwiegertochter seien ebenfalls inhaftiert. Alle würden verhört.
Die 65-jährige Rasmiya Awad wurde demnach bei einer Razzia in der Nähe von Azaz in Nordsyrien in Begleitung von fünf Kindern aufgespürt. Der Regierungsvertreter erklärte, man erhoffe sich durch Bagdadis Schwester "eine wahre Schatzkiste an Informationen über das Innenleben des IS zu bekommen". Der Kommunikationsdirektor von Präsident Erdogan, Fahrettin Altun, bestätigte mittlerweile die Festnahme. Auf Twitter schrieb er. "Die Festnahme von Al-Bagdadis Schwester ist ein weiteres Beispiel für den Erfolg unserer Terrorismusbekämpfung." Details nannte er nicht.
Über Bagdadis Schwester ist bisher nicht viel an die Öffentlichkeit gedrungen. Sie steht im Verdacht, Verbindungen zur Terrormiliz "Islamischer Staat" zu unterhalten. Details über ihre mögliche Rolle innerhalb des IS sind nicht bekannt.
Bagdadi tötete sich im vergangenen Monat als er bei einem Überfall von US-Spezialkräften im Nordwesten Syriens in einen Tunnel eingekesselt war. Der Islamische Staat (IS) bestätigte in einem online veröffentlichten Tonband, dass sein Anführer gestorben sei und gelobte Rache an den Vereinigten Staaten. Zudem gab die Terrororganisation über ihren Medienkanal Al-Furkan bekannt, dass Abu Ibrahim al-Haschimi al-Kuraischi der neue Anführer sei. Experten zufolge war er bislang ein führender Richter der Miliz.
Experten befürchten Wiedererstarken des IS
Der IS hat seine einstigen Herrschaftsgebiete im Irak und in Syrien verloren und gilt zwar militärisch als besiegt. Nach einem Bericht der US-geführten Anti-IS-Koalition vom Juni halten sich in dem Gebiet aber noch zwischen 14.000 und 18.000 IS-Anhänger auf, darunter 3000 Ausländer. Experten warnen, diese würden nur den passenden Zeitpunkt für ihren nächsten Aufstand abwarten. Auch könnten die Extremisten unter neuer Führung wieder an Schlagkraft gewinnen.
Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg warnte jüngst davor, die Terrormiliz nach dem Tod von Al-Bagdadi zu unterschätzen. "Bagdadis Tod bedeutet nicht das Ende von ISIS", sagte Stoltenberg vor wenigen Tagen der "Bild am Sonntag". "ISIS ist noch lange nicht besiegt. Wir müssen sicherstellen, dass er nicht zurückkehrt." Die Terrormiliz habe zwar kein Territorium mehr, "lebt aber weiter", sagte Stoltenberg. "ISIS unterhält Schläferzellen, heimliche Netzwerke und arbeitet daran zurückzukommen."
Quelle: n-tv.de
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