Der Autor des Buches und „New York Times“-Bestsellers „Der Tod des Geldes“ („The Death of Money“, 2014), James Rickards, gilt als kritischer Goldmarkt-Kenner und Befürworter einer Wiedereinführung des Goldstandards. Er warnt seit Jahren vor einer kommenden großen globalen Wirtschaftskrise. „Sollte eine Gold-Kaufpanik ausbrechen, würde diese sicher auch vor den Kapitalmärkten keinen Halt machen“, prophezeit er, wie das Finanznachrichtenportal „Finanzen.net“ vor wenigen Tagen berichtete.
Gold sei kein Rohstoff, sondern im Prinzip Geld, meint Edelmetall-Experte Rickards. „Selbst der IWF, der Gold 1974 offiziell demonetisierte (also von Währungen entkoppelte, Anm. d. Red.) hält 2800 Tonnen davon“, schreibt er in seinem Buch „Der Weg ins Verderben“ („Road to Ruin“, 2016; erschien 2017 in deutscher Fassung im FinanzBuch Verlag). Denn: „Zentralbanken und Finanzministerien halten weder Kupfer noch Aluminium oder Stahlbestände – aber sie halten Gold. Die Zentralbanken wissen, dass Gold Geld ist; sie wollen nur nicht, dass Sie und ich das wissen.“
Verwirrung beim Gold
Wer sich mit dem Edelmetall Gold beschäftige, sei oft verwirrt „über das Wesen von Gold.“ Da es „auf schizophrene Art und Weise gehandelt wird. Zu bestimmten Zeiten wird Gold wie ein Rohstoff gehandelt und reagiert dann wie jeder andere Rohstoff auch auf Inflation, Deflation und Schwankungen der Realzinsen.“ In anderen Zeiten wiederum werde Gold wie eine Währung gehandelt.
Gold sei letztlich begrenzt, es komme häufig auch zu Lieferengpässen. Auch gesetzlich vorgeschriebene Fristen würden bei der Bestellung und Lieferung des Edelmetalls nicht immer eingehalten. „Angesichts der heute so angespannten Lage am Markt für physisches Gold wird diese Vorschrift ständig ignoriert, da viele Händler Schwierigkeiten haben, innerhalb von 28 Tagen zu liefern“, schreibt Rickards weiter. „Das Gold in den Tresoren der Zentralbanken des Westens, des IWF und der BIZ ist Teil des Umlaufbestandes, der zur Verfügung steht, um ihn im Markt zu verleasen. Sobald eine mit Edelmetallen handelnde Bank durch eine Leasingvereinbarung einen Rechtsanspruch auf eine bestimmte Menge an Gold erworben hat, wird dieses Gold verwendet, um es auf Termin zu verkaufen, und zwar in (…) ‚nicht zugeteilter‘ Form.“
„Wenn eine Tonne deutsches Gold verleast wird …“
In seinem Buch beschreibt der US-Goldmarktexperte, wieso nicht das ganze Gold der Erde für den Edelmetallhandel gedacht sei. Denn gebe es nämlich „einen wichtigen Unterschied zwischen dem Umlauf- und dem Gesamtbestand“, wie „Finanzen.net“ kommentiert. „Während der Gesamtbestand das gesamte physische Gold, das auf der Welt vorhanden ist, beschreibt, steht der Umlaufbestand für das Gold, das zur sofortigen Lieferung verfügbar ist.“ Das Dramatische daran: Dieser weltweite Gold-Bestand sinke zunehmend.
„Der größte Teil dieses Goldes wird in privaten Tresoren gehortet oder als Schmuck getragen“, schreibt Rickards in seinem Buch. „Es steht dem Handel nicht ohne weiteres zur Verfügung. (…) Eine Tonne deutsches Gold, das in der Federal Reserve Bank of New York verwahrt und in London durch Vermittlung der BIZ an Goldman Sachs verleast wird, kann verwendet werden, um Terminverkäufe über zehn Tonnen Gold an den Markt zu stützen. Jeder Käufer eines Teils dieser zehn Tonnen Gold glaubt, ihm gehöre Gold; freilich ist nur eine Tonne Gold vorhanden, um die zehn Tonnen an verkauftem Gold zu stützen. Und selbst diese eine Tonne Gold ist geleast und kann unter Umstanden vom Leasinggeber vom Markt genommen werden.“
Dabei werde das Leasinggeschäft „hauptsächlich in New York und London abgewickelt, wo das Handelsrecht eindeutig ist und rechtliche Präzedenzfälle den Parteien einer Transaktion großes Vertrauen in die Durchsetzbarkeit von Verträgen vermitteln. Das heißt, dass die Rückführung von Gold nach Deutschland den Umlaufbestand an Gold verkleinert.“
So könnte Gold kommende Finanzkrise auslösen
Rickards warnt in seinen Büchern seit Jahren davor, dass „immer wahrscheinlicher werdende“ Lieferengpässe im Goldbereich einen flächendeckenden „Lieferausfall im Markt“ verursachen könnten. Wenn viele Anleger – darunter eine Menge „Papier-Gold-Besitzer“ – „physisches Gold verlangen, dürfte infolgedessen der Goldpreis in die Höhe schießen“, so seine Befürchtungen.
Eine Kettenreaktion auf den internationalen Märkten wäre die Folge. Zwischenhändler würden nun versuchen, „das immer knapper werdende physische Gold zu kaufen.“ Selbst staatliche und private Institutionen, die sich zuvor gar nicht für das glänzende Edelmetall interessieren, würden plötzlich Gold in ihre Portfolios aufnehmen, „was den Preisdruck wiederum weiter verschärfen wird.“ Das Endergebnis: „An den Goldbörsen wird der Handel eingestellt. (…) Und alle, die noch kein Gold haben, werden überhaupt nicht mehr in der Lage sein, welches zu bekommen – für kein Geld der Welt.“ Dies hätte letztlich auch tiefgreifende Auswirkungen auf die restlichen Finanz- und Kapitalmärkte. „Das Finanzsystem wird von Glück reden können, wenn eine Gold-Kaufpanik nur auf Gold beschränkt bleibt und nicht auf die Kapitalmärkte übergreift.“
Indischen Medienberichten zufolge basiere Rickards Buch „Der Weg ins Verderben“ auf einer Idee, die zuvor der indische Ökonom Arvind Kumar erstmals in der indischen Zeitung „Daily News and Analysis“ artikuliert hatte. Der Wirtschaftswissenschaftler vom „Indira Gandhi Forschungsinstitut“ in Mumbai warne seit Jahren davor, dass eine Kombination aus Negativzinsen und bargeldloser Währung eines der Ziele der globalen Finanzelite wäre, um die Ersparnisse der Menschen weltweit zu zerstören. Vor einem solchen Szenario haben in früheren Sputnik-Interviews auch schon Bargeld-Befürworter wie Thorsten Schulte oder Gold-Experten wie Dimitri Speck gewarnt.
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